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Equinox

Equinox

Titel: Equinox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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offensichtlich auf ein und demselben Kahn befanden mit gleich zwei Gangsterbanden, die, jede auf ihre Art, dabei waren, den Passagieren das Fell über die Ohren zu ziehen.
    »Ich würd mich mal in der Bilge umsehen«, antwortete er, was, im Hinblick auf die gestellte Frage zumindest, keinen rechten Sinn machte.
     
    Es waren die trötenden Geräusche im Nebel, die mich beschäftigten. Ratso ging den Einstieg in die Bilge suchen, ich den Geräuschen nach.
    »Ich bin’s«, sagte ich zu Jansen, »Kryszinski, der Detektiv.« Der Detektiv. Ganz so, als gäb’s nur den einen. Mich.
    Jansen wirkte bestürzt.
    »Sieh dir das an«, forderte er und verwies mich auf eine Stelle der Schaltzentrale, wo es nichts anzusehen gab. Nicht mehr.
    »Die Funkgeräte«, gab er dem, was nicht länger sichtbar war, einen Namen.
    »Sie sind weg«, bestätigte er den vorherrschenden Eindruck. »Alle beide. Ich war nur kurz zum Klo«, schilderte er, merklich um Fassung ringend, »komme zurück und sie sind weg.«
    »Und?«, fragte ich. »Was heißt das?«
    »Das heißt, ich kann nicht mehr funken«, schrie Jansen, ein Mann ohne jedes Verständnis für blöde Fragen.
    Ich nickte, als ob er sich über einen gerissenen Schnürsenkel beklagt hätte. Das Verschwinden der Funkanlage überraschte mich nicht sonderlich. Zerstören konnte man die Geräte nicht, wollte man damit noch Kontakt zu einem wartenden Hubschrauber aufnehmen, hier lassen konnte man sie aber auch nicht, wollte man verhindern, dass jemand die Küstenwache über einen groß angelegten Akt der Piraterie informierte. Blieb nur mitnehmen und verstecken. Ich trat an einen der Monitore. Die Draufsicht zeigte, dass wir ziemlich weit draußen auf See unterwegs waren, dass wir in Kürze ziemlich dicht an einem kleinen leuchtenden Punkt vorbeidampfen würden und dass wir in knappem Abstand verfolgt wurden. Von einem im Vergleich zur Equinox winzigen Schiff.
    »Was ist das?«, fragte ich Jansen und deutete auf den hellen Punkt vor uns.
    »Die Arctic Explorer«, antwortete er. »Modernste, nördlichste und teuerste Bohrinsel der Welt.«
    »Bemannt?«
    »Nein, natürlich nicht«, ereiferte sich der Funkingenieur. »Die haben das Ding nur wegen des hübschen Anblicks ins Eismeer gesetzt! Für zehn Milliarden Dollar!«
    »Und wer folgt uns da?«, wechselte ich das Thema. Er brauchte nicht mal hinzusehen.
    »Die Noatsu Maru«, antwortete er säuerlich. »Der Trawler, auf den wir nach dem abgebrochenen Landgang in Tromso anderthalb Stunden warten mussten und für den wir seitdem die Geschwindigkeit auf fünfzehn Knoten gedrosselt haben. Er käme sonst nicht mit.«
    »Wieso, wie schnell könnten wir denn?«
    »Zweiundzwanzig, locker.«
    »Kann man den Speed von hier aus hochfahren?«
    Jansen nickte, mit mühsamer Geduld. »Dies ist die Schaltzentrale, Kristof, von hier aus kann man alles.«
    »Dann gib Gas«, forderte ich.
    Jansen schüttelte den Kopf. »Darf ich nicht«, sagte er. »Scheißegal. Du musst. Mein Gefühl sagt mir, dass unsere japanischen Freunde drauf und dran sind umzusteigen, und mein Gefühl sagt mir auch, dass wir sie daran hindern müssen, oder wir, wie soll ich sagen, ziehen uns selbst den Stöpsel aus der Wanne.«
    »Dein Gefühl sagt dir das, und mein Gefühl sagt mir, wenn ich hier eigenmächtig in die Steuerung des Schiffes eingreife, werde ich vor dem Seegerichtshof landen und mir kurz nach Absitzen meiner Haftstrafe zusammen mit gerade mal vier Millionen anderen einen Job an Land suchen.«
    »Dann zeig mir, wie’s geht, und ich fahre den Speed hoch.«
    »Da kann ich’s doch auch gleich selbst machen!«, schrie Jansen. »Wo ist da der Unterschied? Und in ein paar Minuten ist Honnaido hier unten und drosselt die Fahrt wieder und ich wandere in den Arrest. Ich spüre ja auch, dass hier an Bord was nicht stimmt, aber trotzdem ist das alles Scheiße, was du da vorhast!«
    Ich ging rüber zu Votix. Einmal um ihn herum. Es war kein einziges Kabel zu sehen, die Verdrahtung musste von unten erfolgt sein.
    »Angenommen, wir geben Vollgas und nehmen Votix vom Netz«, sagte ich, nachdenklich.
    »Wie, vom Netz?«
    Der grau glänzende Kasten mit dem blauen Zyklopenauge stand auf vier platten Füßen, die mit vier Hutmuttern am Boden festgeschraubt waren. Der Schraubenschlüssel schlug in seiner Werkzeugtasche gegen mein Bein.
    »Ja, nun, angenommen, wir kneifen die Kabel ab. Würden dann die einmal eingestellten Daten beibehalten?«
    Jansen sah mich an wie einen gefährlichen Irren.

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