Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Saphira.
Eragon bemerkte, dass Arya und die anderen Elfen sich entspannten, als hätten sie bis jetzt den Atem angehalten.
Eragon zog sich für einen Moment von den anderen zurück, als Trianna und mehrere andere Magier, die den Varden dienten, sich mit ihm in Verbindung setzten. Alle wollten wissen, was gerade an ihrem Geist gezerrt und was die Männer und Tiere im Lager derart in Aufregung versetzt hatte. Trianna übertönte die anderen mit ihrer Frage: Werden wir angegriffen, Schattentöter? Ist es Dorn? Ist es Shruikan?! Ihre Panik war so übermächtig, dass Eragon den Wunsch verspürte, sein eigenes Schwert und seinen Schild wegzuwerfen und sich in Sicherheit zu bringen.
Nein, es ist alles in Ordnung, erwiderte er, so gelassen er konnte. Glaedrs Existenz war für die meisten Varden immer noch ein Geheimnis, auch für Trianna und ihre Magier. Eragon wollte, dass das auch so blieb, damit die Kunde von dem goldenen Drachen nicht den Spionen des Imperiums zu Ohren käme. Es war äußerst schwer, zu lügen, wenn man mit dem Geist einer anderen Person in Verbindung stand – da es sich kaum vermeiden ließ, an das zu denken, was man verborgen halten wollte –, daher hielt Eragon das Gespräch so kurz wie möglich. Die Elfen und ich haben uns in Magie geübt. Ich werde es später erklären, aber es gibt keinen Grund zur Sorge.
Es war ihnen anzumerken, dass seine Beteuerungen sie nicht gänzlich überzeugt hatten. Aber sie wagten es nicht, auf eine ausführlichere Erklärung zu drängen, und verabschiedeten sich von ihm, bevor sie ihren Geist vor seinem inneren Auge abschirmten.
Arya musste eine Veränderung an seiner Haltung bemerkt haben, denn sie kam auf ihn zu und murmelte leise: »Ist etwas passiert?«
»Alles in Ordnung«, flüsterte Eragon zurück. Er deutete mit dem Kopf auf die Männer, die ihre Waffen zusammenpackten. »Ich musste einige Fragen beantworten.«
»Oh. Aber du hast ihnen nicht erzählt, wer …«
»Natürlich nicht.«
Nehmt eure Positionen wieder ein, knurrte Glaedr.
Eragon und Arya trennten sich und beide traten je sieben Schritte zurück.
Obwohl Eragon wusste, dass er vermutlich einen Fehler machte, konnte er sich nicht zurückhalten, zu fragen: Meister, könnt Ihr mir wirklich beibringen, was ich wissen muss, bevor wir Urû’baen erreichen? Uns bleibt nur noch so wenig Zeit, ich …
Ich kann dich gleich hier und jetzt lehren, wenn du mir zuhörst, unterbrach Glaedr ihn. Aber du wirst aufmerksamer zuhören müssen als je zuvor.
Das werde ich, Meister. Noch immer fragte Eragon sich insgeheim, wie viel der Drache wirklich über den Schwertkampf wusste. Glaedr hatte sicherlich eine Menge von Oromis gelernt, so wie Saphira von Eragon gelernt hatte. Aber trotz dieser geteilten Erfahrungen hatte Glaedr noch nie ein Schwert gehalten – wie denn auch? Wenn Glaedr Eragon im Schwertkampf unterwies, war das doch so, als würde Eragon einem Drachen beibringen, wie man die Thermik nutzt, die an einem Berghang aufsteigt. Eragon könnte es versuchen, aber er wäre nie in der Lage, es so gut zu erklären wie Saphira, denn er hatte sein Wissen aus zweiter Hand und keine noch so umfangreiche theoretische Betrachtung konnte diesen Nachteil ausgleichen.
Eragon behielt seine Zweifel für sich, aber etwas davon musste an seinen Barrieren vorbei zu Glaedr durchgesickert sein, denn der Drache gab ein erheitertes Glucksen von sich – oder vielmehr ahmte er es in seinem Geist nach, da alte Gewohnheiten des Körpers wohl schwer abzulegen waren – und sagte: Alle großen Kämpfe sind gleich, Eragon, so wie alle großen Krieger gleich sind. Ab einem gewissen Punkt spielt es keine Rolle mehr, ob man ein Schwert benutzt, eine Klaue, einen Zahn oder einen Schwanz. Es ist wahr, du musst geschickt mit deiner Waffe sein, aber jeder, der Zeit und Lust dazu hat, kann es zu technischer Vollendung bringen. Um jedoch im Kampf wahre Größe zu erlangen, braucht man künstlerisches Geschick. Dazu ist Vorstellungskraft und Besonnenheit nötig, und diese Eigenschaften sind es, die die besten Krieger gemeinsam haben, selbst wenn sie oberflächlich betrachtet vollkommen unterschiedlich erscheinen.
Glaedr schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: Also, was habe ich dir neulich gesagt?
Eragon musste nicht lange nachdenken. Dass ich lernen muss, zu sehen, was ich erblicke. Und ich habe es versucht, Meister. Wirklich.
Aber noch immer siehst du nicht. Schau dir Arya an. Warum war sie in der Lage, dich wieder und wieder zu
Weitere Kostenlose Bücher