Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Gedanken zusammenzunehmen, um abzuwehren, was er für einen Angriff Dorns hielt. Aber bevor er ihn abwehren konnte, hallte durch die halbdunklen Bereiche seines Bewusstseins eine gewaltige Stimme wie das Geräusch eines Berges, der sich unter seinem eigenen Gewicht in Bewegung setzte:
Genug, sagte Glaedr.
Eragon erstarrte mitten in der Bewegung, stolperte einen halben Schritt vorwärts und streckte sich in die Höhe, um Brisingr gerade noch zurückzuhalten. Er sah oder spürte, wie Arya, Saphira und Bloëdhgarms Magier ebenfalls reagierten. Sie sahen sich überrascht um und er wusste, dass auch sie Glaedr gehört hatten.
Der Geist des Drachen fühlte sich ganz ähnlich an wie bisher – alt und unergründlich und zerrissen von Trauer. Aber zum ersten Mal seit Oromis’ Tod in Gil’ead schien Glaedr beseelt von dem Drang, etwas anderes zu tun, als immer tiefer in den alles verschlingenden Morast seiner persönlichen Qualen zu versinken.
Glaedr-Elda!, riefen Eragon und Saphira gleichzeitig.
Wie geht es dir …
Geht es dir gut …
Hast du …
Auch andere hörte er – Arya, Bloëdhgarm und zwei weitere Elfen, die Eragon nicht erkennen konnte. Und das Durcheinander all der gleichzeitig gesprochenen Worte mündete in einen unfassbaren Missklang.
Genug, wiederholte Glaedr, der ebenso müde wie verärgert klang. Wollt ihr unerwünschte Aufmerksamkeit auf euch lenken?
Augenblicklich verstummten alle, während sie darauf warteten, zu hören, was der goldene Drache als Nächstes zu sagen hatte. Aufgeregt wechselte Eragon einen Blick mit Arya.
Glaedr sprach nicht gleich, sondern beobachtete sie noch einige Augenblicke. Seine Gegenwart machte sich in Eragons Bewusstsein wie ein schwer lastendes Gewicht bemerkbar und Eragon war sich sicher, dass es den anderen ebenso erging.
Dann sprach Glaedr mit seiner volltönenden, gebieterischen Stimme: Das geht jetzt schon zu lange so … Eragon, du solltest nicht so viel Zeit mit Übungskämpfen verbringen. Es lenkt dich von wichtigeren Dingen ab. Es ist nicht das Schwert in Galbatorix’ Hand, was du am meisten fürchten musst, und auch nicht das Schwert in seinem Mund, sondern das Schwert in seinem Geist. Sein größtes Talent liegt in seiner Fähigkeit, sich in die kleinsten Spalten deines Wesens hineinzuwinden und dich zu zwingen, seinem Willen zu gehorchen. Statt dieser Kämpfe mit Arya solltest du dich darauf konzentrieren, deine Gedanken besser zu beherrschen. Sie sind immer noch jämmerlich undiszipliniert … Warum also beharrst du nach wie vor auf diesen nutzlosen Bestrebungen?
Eine ganze Reihe von Antworten fielen Eragon darauf spontan ein: dass er es trotz des Ärgers, den er dabei verspürte, genoss, mit Arya die Klingen zu kreuzen; dass er der beste Schwertkämpfer sein wollte, der er sein konnte – der beste der Welt; dass die Kämpfe ihm halfen, seine Nerven zu beruhigen und seinen Körper zu stählen; und außerdem noch viele andere Gründe. Er versuchte das Durcheinander seiner Gedanken zu unterdrücken, zum einen, um sich ein gewisses Maß an Privatsphäre zu bewahren, zum anderen, um Glaedr nicht mit unerwünschten Informationen zu überschwemmen und damit die Meinung des Drachen zu bestätigen, ihm fehle es an geistiger Disziplin. Es gelang ihm jedoch nicht ganz und ein schwacher Hauch von Enttäuschung ging von Glaedr aus.
Eragon entschied sich für seine stärksten Argumente. Wenn ich Galbatorix mit meinem Geist fernhalten kann – selbst wenn ich ihn nicht besiegen kann –, wenn ich ihn nur fernhalten kann, dann könnte die Sache sehr wohl durch das Schwert entschieden werden. In jedem Fall ist der König nicht der einzige Feind, um den wir uns Sorgen machen müssen. Zum einen gibt es auch noch Murtagh, und wer weiß, welche anderen Arten von Menschen oder Kreaturen Galbatorix noch in seinem Dienst hat! Ich war nicht in der Lage, Durza allein zu besiegen, ebenso wenig Varaug, nicht einmal Murtagh. Immer hatte ich Hilfe. Aber ich kann mich nicht darauf verlassen, dass Arya oder Saphira oder Bloëdhgarm mich jedes Mal retten, wenn ich in Schwierigkeiten gerate. Ich muss besser mit dem Schwert sein und doch scheine ich keine Fortschritte zu machen, wie sehr ich mich auch bemühe.
Varaug?, hakte Glaedr nach. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.
Es blieb Eragon überlassen, Glaedr von der Eroberung Feinsters zu erzählen und davon, wie Arya und er den neu erschaffenen Schatten getötet hatten, zur gleichen Zeit, da Oromis und Glaedr am Himmel über
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