Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Elfs, aber er fragte sich, ob Glaedr zu beleidigen wirklich die beste Methode war. Gewiss war es nicht die gefahrloseste.
Die sich auftürmenden Gewitterwolken schwollen an, beleuchtet von kurzen Blitzen, als Glaedrs Geist von einem Gedanken zum nächsten sprang. Du hast deine Grenzen überschritten, Elf, grollte er, ebenfalls in der alten Sprache. Es steht dir nicht zu, mein Handeln infrage zu stellen. Du kannst nicht einmal ansatzweise begreifen, was ich verloren habe. Wären da nicht Eragon und Saphira und meine Pflicht ihnen gegenüber, wäre ich schon vor langer Zeit wahnsinnig geworden. Also beschuldige mich nicht der Nachlässigkeit, Bloëdhgarm, Sohn von Ildrid, es sei denn, du hast den Wunsch, dich mit einem der letzten der Ehrwürdigen Alten zu messen.
Bloëdhgarm bleckte die Zähne noch mehr und fauchte. Doch abgesehen davon nahm Eragon einen Anflug von Befriedigung in den Zügen des Elfs wahr. Zu Eragons Entsetzen ließ Bloëdhgarm jedoch nicht locker. Dann gib nicht uns die Schuld, dass wird daran gescheitert sind, was nicht unsere, sondern deine Pflicht ist, Ehrwürdiger Alter. Unser ganzes Volk betrauert deinen Verlust, aber du kannst nicht von uns erwarten, dass wir auf dein Selbstmitleid Rücksicht nehmen, während wir uns mit dem tödlichsten Feind unserer Geschichte im Krieg befinden – demselben Feind, der fast alle deiner Art ausgelöscht und der auch deinen Reiter getötet hat.
Glaedrs Zorn war wie der Ausbruch eines Vulkans. Schwarz und schrecklich brach er mit solcher Gewalt über Eragon herein, dass er das Gefühl hatte, als würde er im Innersten entzweigerissen wie ein Segel in einem furchtbaren Sturm. Er sah, wie am anderen Ende des Platzes Männer ihre Waffen fallen ließen und sich den Kopf hielten, während sie vor Schmerz das Gesicht verzogen.
Mein Selbstmitleid?, wiederholte Glaedr und presste die Worte heraus – und jedes Wort klang wie die Verkündung der Verdammnis. In den Winkeln des Geistes des Drachen spürte Eragon, wie etwas Unangenehmes Gestalt annahm, das vielleicht der Grund für viel Kummer und Leid sein würde, wenn man es heranreifen ließ.
Dann sprach Saphira und ihre Gedankenstimme schnitt durch Glaedrs aufgewühlte Emotionen wie ein Messer durch Wasser. Meister, sagte sie, ich habe mir Sorgen um Euch gemacht. Es ist gut, zu wissen, dass Ihr wieder wohlauf und stark seid. Keiner von uns ist Euch ebenbürtig und wir bedürfen Eurer Hilfe. Ohne Euch können wir nicht hoffen, das Imperium zu besiegen.
Glaedr grollte Unheil verkündend, aber weder ignorierte er Saphira noch unterbrach er sie oder beleidigte sie. Tatsächlich schien ihr Lob ihn zu freuen, wenn auch nur ein wenig. Wenn es etwas gab, überlegte Eragon, wofür Drachen empfänglich waren, dann waren es Schmeicheleien, was Saphira durchaus bewusst war.
Ohne Glaedr die Möglichkeit zu geben, zu antworten, fuhr Saphira fort: Da Ihr nicht länger Eure eigenen Flügel benutzen könnt, erlaubt mir, Euch meine als Ersatz anzubieten. Die Luft ist ruhig, der Himmel ist klar und es wäre ein großes Glück, hoch über der Erde zu fliegen, höher als selbst die Adler zu steigen wagen. Nachdem Ihr so lange in Eurem Herz der Herzen gefangen wart, müsst Ihr Euch danach sehnen, all das hinter Euch zu lassen und wieder die Luftströme unter Euch zu spüren.
Der schwarze Sturm in Glaedr flaute ein wenig ab, obwohl er immer noch gewaltig und bedrohlich war und jeden Moment erneut ausbrechen konnte. Das … wäre schön.
Dann sollten wir bald zusammen fliegen. Und, Meister?
Ja, Küken?
Es gibt da etwas, was ich Euch zuvor fragen möchte.
Dann frage.
Werdet Ihr Eragon mit seinem Schwertkampf helfen? Könnt Ihr ihm helfen? Er ist nicht so geschickt, wie er sein müsste, und ich will meinen Reiter nicht verlieren. Saphira blieb während des ganzen Wortwechsels würdevoll, aber in ihrer Stimme lag ein flehender Unterton, bei dem es Eragon die Kehle zuschnürte.
Die Gewitterwolken fielen in sich zusammen und ließen eine kahle graue Landschaft zurück, die Eragon unaussprechlich traurig erschien. Glaedr hielt inne. Seltsame, verschwommene Formen bewegten sich langsam am Rand der Landschaft entlang – schwerfällige Monolithen, die Eragon lieber nicht von Nahem sehen wollte.
Also schön, sagte Glaedr endlich. Ich werde für deinen Reiter tun, was ich kann. Aber wenn wir auf diesem Gebiet fertig sind, muss er akzeptieren, dass ich ihn unterrichte, wie ich es für angebracht halte.
Einverstanden, erwiderte
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