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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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geistigen Kampf mit vier verschiedenen Personen gleichzeitig einzulassen und für jeden der vier eine erhebliche Bedrohung darzustellen, zumal es sich bei den Feinden um eine Elfe, einen Drachenreiter, eine Hexe und eine Werkatze handelte. Die geistige Disziplin und Kraft des Hohepriesters war außerordentlich eindrucksvoll. Ohne die Hilfe seiner Gefährten, vermutete Eragon, wäre er dem Ansturm der Kreatur erlegen. Der Priester verfügte über Fertigkeiten, von denen Eragon noch nie zuvor gehört, geschweige denn dass er sie je am eigenen Geist erfahren hatte. So band er zum Beispiel Eragons umherwandernde Gedanken an die Aryas und Solembums und verknüpfte sie zu einem so wirren Knoten, dass Eragon für einige flüchtige Augenblicke nicht mehr wusste, wer er war.
    Endlich trat Angela vom Mittelgang zwischen die Bänke. Sie ging an Solembum vorbei – der neben dem Novizen hockte, den er getötet hatte, und dem jedes Haar am Körper zu Berge stand – und begab sich vorsichtig zu den Leichen der drei Novizen hinüber, die Eragon erschlagen hatte.
    Als sie bereits ziemlich nah war, begann der Hohepriester zu zappeln wie ein Fisch am Haken, um sich weiter die Bank hinaufzuschieben. Im gleichen Moment wurde der Druck auf Eragons Geist schwächer, wenn auch nicht so schwach, dass er es hätte riskieren können, sich zu bewegen.
    Die Kräuterhexe blieb stehen, als sie den Hohepriester erreicht hatte. Daraufhin gab dieser – für Eragon völlig überraschend – seine Bemühungen auf und blieb keuchend auf der Bank liegen. Eine Minute lang funkelten die hohläugige Kreatur und die kleine Frau mit dem ernsten Gesicht einander an, während sie eine unsichtbare Schlacht des Willens ausfochten.
    Dann zuckte der Hohepriester und ein Lächeln erschien auf Angelas Lippen. Sie ließ ihren Dolch fallen und zog aus ihrem Kleid eine winzige Waffe mit einer Klinge, die die Farbe eines rötlichen Sonnenuntergangs hatte. Schließlich beugte sie sich über den Hohepriester und flüsterte kaum hörbar: »Du solltest meinen Namen kennen, Zungenloser. Hättest du ihn gekannt, hättest du es nie gewagt, dich uns zu widersetzen. Komm, ich werde ihn dir nennen …«
    Ihre Stimme wurde noch leiser, zu leise, als dass Eragon sie hätte verstehen können. Aber während sie sprach, erbleichte der Hohepriester und sein runzliger Mund öffnete sich zu einem schwarzen Oval. Dann entrang sich ein schauerliches Heulen seiner Kehle und die ganze Kathedrale hallte wider vom Klagen der Kreatur.
    »Ach, sei still!«, rief die Kräuterhexe und versenkte ihren abendrotfarbenen Dolch mitten in der Brust des Hohepriesters.
    Die Klinge blitzte weiß glühend auf und verschwand mit einem Geräusch wie ein ferner Donnerschlag. Die Haut um die Wunde herum glühte wie brennendes Holz, dann begannen Haut und Fleisch sich in einen feinen dunklen Ruß aufzulösen, der in die Brust des Hohepriesters rieselte. Mit einem erstickten Gurgeln brach das Heulen der Kreatur so abrupt ab, wie es begonnen hatte.
    Der Zauber verzehrte den Rest des Hohepriesters in Windeseile, bis sein Körper nur noch ein Häufchen schwarzen Pulvers war, dessen Umrisse den Kopf und den Torso des Priesters auf der Kirchenbank nachzeichneten.
    »Auf Nimmerwiedersehen«, erklärte Angela mit einem entschiedenen Nicken.

GLOCKENGELÄUT
     
    E
ragon schüttelte sich, als würde er aus einem bösen Traum erwachen.
    Jetzt, wo er nicht länger die Angriffe des Hohepriesters abwehren musste, wurde ihm allmählich bewusst, dass die Glocke des Priorats läutete – ein lautes, beharrliches Geräusch, das ihn an den Tag erinnerte, an dem die Ra’zac ihn während seines ersten Besuchs in Dras-Leona aus der Kathedrale gejagt hatten.
    Murtagh und Dorn werden bald hier sein, dachte er. Wir müssen vorher verschwinden.
    Er schob Klimpertod in die Scheide und reichte ihn Angela. »Hier«, sagte er, »ich denke, du wirst ihn zurückhaben wollen.« Dann zog er die Leichen der Novizen beiseite, bis er Brisingr freigelegt hatte. Als er die Hand um den Griff schloss, durchflutete ihn ein Gefühl der Erleichterung. Obwohl das Schwert der Kräuterhexe eine gute und gefährliche Klinge war, so war es doch nicht seine Waffe. Ohne Brisingr fühlte er sich nackt und verletzlich – genauso wie er sich fühlte, wenn er und Saphira voneinander getrennt waren.
    Er musste noch eine Weile nach seinem Ring suchen, der unter eine der Bänke gerollt war, und nach seiner Kette, die sich um einen der Griffe der Trage gewickelt

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