Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
hatten –, und Eragon spürte, dass sie sich mit ihrem Geist in seinen drängten wie ein Rudel Wölfe, das an einem geschwächten Reh zerrte. Er zog sich tief in sich selbst zurück und wehrte die Angriffe mit Techniken ab, die er unter Glaedrs Anleitung geübt hatte. Doch es war schwer, sich gegen so viele Widersacher zur Wehr zu setzen, und er befürchtete, dass er seine Barriere nicht mehr lange würde aufrechterhalten können. Sein einziger Vorteil war, dass die verängstigten, planlosen Priester ihn einzeln angriffen und nicht als Einheit. Ihre vereinte Macht hätte ihn mühelos überwältigt.
Auf einmal drängte sich Aryas Bewusstsein an das seine – eine vertraute, tröstliche Präsenz inmitten des Gedränges der Feinde, die sein Innerstes bestürmten. Erleichtert öffnete er sich ihr und ließ seinen Geist mit ihrem verschmelzen – so wie er und Saphira es getan hätten – und eine Zeit lang wurden sie eins und er konnte nicht mehr sagen, von wem viele ihrer geteilten Gedanken und Gefühle kamen.
Gemeinsam griffen sie mit ihrem Geist einen der Priester an. Der Mann mühte sich ab, ihrer Umklammerung zu entkommen, wie ein Fisch, der durch ihre Finger schlüpfen wollte, aber sie griffen fester zu und ließen nicht los. Er rezitierte eine gestelzte, seltsam formulierte Litanei, um sie aus seinem Geist fernzuhalten; Eragon vermutete, dass es ein Vers aus dem Buch des Tosk war.
Dem Priester mangelte es jedoch an Disziplin und seine Konzentration geriet bald ins Wanken, während er dachte: Die Ungläubigen sind dem Meister zu nah. Wir müssen sie töten, bevor … Wartet! Nein! Nein …!
Eragon und Arya nutzten die Schwäche des Priesters und unterwarfen den Geist des Mannes rasch ihrem Willen. Sobald sie sicher waren, dass er sich weder gedanklich noch körperlich gegen sie wehren konnte, und Arya seine Erinnerungen untersucht hatte, wirkte sie einen Zauber, von dem sie wusste, dass er von seinen Schutzzaubern nicht aufgehalten werden würde.
In der dritten Reihe stieß ein Mann einen Schrei aus und ging in Flammen auf. Grünes Feuer quoll ihm aus Ohren, Mund und Augen. Die Flammen griffen auf die Kleider mehrerer Priester über und schon schlugen die ersten brennenden Männer und Frauen wild um sich und rannten umher, was die Angriffe auf Eragon weiter schwächte. Dabei knackten die tanzenden Flammen wie Zweige, die in einem Sturm brachen.
Die Kräuterhexe eilte vom Altar hinunter, mischte sich unter die Priester und stach hierhin und dorthin. Solembum folgte ihr dicht auf dem Fuß und gab denen, die sie zu Fall gebracht hatte, den Rest.
Danach war es für Eragon und Arya ein Leichtes, in das Bewusstsein ihrer Feinde einzudringen und es unter ihre Kontrolle zu bringen. Immer noch miteinander verschmolzen, töteten sie vier weitere Priester. Dadurch verlor der Rest der Priesterschaft den Zusammenhalt und lief auseinander. Einige Männer und Frauen flohen durch das Vestibül, das, wie Eragon sich erinnerte, in das Priorat mit dem Glockenturm neben der Kathedrale führte, während andere sich hinter den Bänken zusammenkauerten und die Arme schützend über den Kopf schlugen.
Doch sechs von den Priestern ergriffen weder die Flucht noch versteckten sie sich, sondern stürmten auf Eragon los. Sie schwangen Krummdolche in allen Händen, die sie noch besaßen. Eragon führte einen Hieb gegen die erste Priesterin, bevor sie ihn angreifen konnte. Ärgerlicherweise wurde die Frau durch einen Zauber geschützt, der Klimpertod eine Handbreit vor ihrem Hals in der Luft aufhielt, dann das Schwert in Eragons Hand drehte und eine Schockwelle durch seinen Arm schickte. Mit der linken, zur Faust geballten Hand schlug Eragon nach der Frau. Aus welchen Gründen auch immer hielt der Zauber seine Faust nicht auf und er spürte, wie die Knochen in ihrem Brustkorb unter dem Hieb brachen, der sie auf die Angreifer hinter ihr stürzen ließ.
Die verbliebenen Priester rappelten sich hoch und gingen erneut zum Angriff über. Eragon trat vor und blockte einen unbeholfenen Hieb des Priesters an der Spitze ab. Dann rammte er dem Mann mit einem lauten »Ha!« die Faust in die Magengrube und schleuderte ihn gegen eine Bank, wo er mit einem hässlichen Knacken aufschlug.
Den nächsten Mann tötete Eragon beinahe auf dieselbe Art und Weise. Dann bohrte sich ein grün-gelber Pfeil in die Kehle des Priesters zu seiner Rechten und er sah nicht mehr als einen rehbraunen Schatten, als Solembum an ihm vorbeisprang und einen weiteren
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