Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
sich loszureißen, aber er war immer noch geschwächt und es waren zu viele Soldaten für ihn, als dass er sie hätte überwältigen können.
Die Soldaten schlugen ihn wieder und wieder, und er spürte, wie seine Kraft aus ihm herausfloss, während seine Schutzzauber ihn vor den Schlägen schützten. Die Welt wurde grau und er war kurz davor, das Bewusstsein erneut zu verlieren, als aus dem Mund eines der Soldaten die Klinge eines Schwertes spross.
Die Soldaten ließen ihn los und Roran sah eine dunkelhaarige Frau zwischen ihnen herumwirbeln, während sie ihr Schwert mit der geübten Mühelosigkeit eines erfahrenen Kriegers schwang. Innerhalb von Sekunden tötete sie die fünf Männer, obwohl einer von ihnen es schaffte, ihr eine oberflächliche Schnittwunde am linken Oberschenkel zuzufügen.
Danach hielt sie ihm die Hand hin und sagte: »Hammerfaust«.
Als er ihren Unterarm umfasste, bemerkte er, dass ihr Handgelenk – wo ihr abgenutzter Armschutz es nicht bedeckte – über und über mit Narben bedeckt war, als sei sie verbrannt oder fast bis auf die Knochen ausgepeitscht worden. Hinter der Frau stand ein bleiches halbwüchsiges Mädchen, das eine bunt zusammengewürfelte Rüstung trug, außerdem ein Junge, der ein oder zwei Jahre jünger aussah als das Mädchen.
»Wer seid Ihr?«, fragte er, während er aufstand.
Das Gesicht der Frau war auffällig: breit und starkknochig, mit dem bronzefarbenen, wettergegerbten Aussehen eines Menschen, der den größten Teil seines Lebens im Freien verbracht hatte.
»Eine Fremde, die zufällig vorbeigekommen ist«, antwortete sie. Dann ging sie in die Knie, hob einen der Speere der Soldaten auf und reichte ihn ihm.
»Meinen Dank.«
Sie nickte, dann eilten sie und ihre jungen Gefährten zu den nächsten Häusern und drangen tiefer in die Stadt vor.
Roran starrte ihnen eine halbe Sekunde lang staunend nach, dann schüttelte er sich und eilte die Straße zurück, um sich wieder seinem Bataillon anzuschließen.
Die Krieger begrüßten ihn mit erstaunten Ausrufen und griffen, durch sein Auftauchen ermutigt, die Soldaten mit neuem Elan an. Als Roran seinen Platz unter den anderen Männern aus Carvahall einnahm, entdeckte er jedoch, dass der Stein, der ihn niedergeschlagen hatte, Delwin getötet hatte. Sein Kummer verwandelte sich rasch in Zorn und er kämpfte noch unerbittlicher als bisher, mit dem Vorsatz, die Schlacht so schnell wie möglich zu beenden.
DER NAME ALLER NAMEN
V
oller Angst, aber entschlossen schritt Eragon mit Arya, Elva und Saphira auf das Podium zu, wo sie ein entspannter Galbatorix auf seinem Thron erwartete.
Es war ein langer Weg, lang genug, dass Eragon Zeit hatte, sich verschiedene Strategien zu überlegen, von denen er die meisten als unbrauchbar wieder verwarf. Er wusste, dass Stärke allein nicht ausreichen würde, um den König zu besiegen. Es würde auch Gerissenheit dazugehören, und das war es, was ihm seiner Meinung nach am meisten fehlte. Trotzdem, sie hatten jetzt keine andere Wahl mehr, als es mit Galbatorix aufzunehmen.
Die beiden Laternenreihen, die zum Podium führten, standen weit genug auseinander, dass sie zu viert Seite an Seite dazwischen hindurchdurchgehen konnten. Dafür war Eragon dankbar, denn es bedeutete, dass Saphira in der Lage sein würde, direkt an ihrer Seite zu kämpfen, falls es nötig sein sollte.
Während sie sich dem Thron näherten, sah Eragon sich in dem riesigen Sall um. Es war, dachte er, ein seltsamer Raum für einen König, um darin Gäste zu empfangen. Abgesehen von dem hellen Pfad vor ihnen lag der größte Teil der Halle in undurchdringlicher Finsternis – mehr noch als in den Hallen der Zwerge unter Tronjheim und Farthen Dûr – und in der Luft lag ein trockener, moschusartiger Duft, der ihm vertraut schien, obwohl er ihn nicht einordnen konnte.
»Wo ist Shruikan?«, fragte er leise.
Saphira witterte. Ich kann ihn riechen, aber ich höre ihn nicht.
Elva runzelte die Stirn. »Ich kann ihn auch nicht spüren.«
Als sie vielleicht noch dreißig Fuß von dem Podium entfernt waren, blieben sie stehen. Hinter dem Thron hingen dicke schwarze Vorhänge aus einem samtigen Material, die bis zur Decke reichten.
Ein Schatten lag über Galbatorix und verbarg seine Züge. Aber jetzt beugte er sich ins Licht vor und Eragon sah sein Gesicht. Es war lang und hager, mit einer hohen Stirn und einer scharfer Nase. Seine Augen waren hart wie Stein und rund um die Iris war nur wenig Weiß zu sehen. Sein Mund war
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