Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
und hinunter. Er bemerkte, wie die Überreste der Streitmacht, die sie vernichtet hatten, weiter stadteinwärts zwischen den Häusern verschwanden – vermutlich, um sich einem anderen Teil von Galbatorix’ Heer anzuschließen. Er überlegte kurz, ob er sie verfolgen sollte. Aber das Hauptkampfgebiet lag näher an der Mauer und er wollte über die Nachhut der angreifenden Soldaten herfallen und ihre Reihen aufbrechen.
»Hier entlang!«, rief er, hob seinen Hammer und lief los.
Ein Pfeil grub sich in den Rand seines Schilds, und als er aufblickte, sah er die Silhouette eines Mannes, der hinter einem Dachfirst verschwand.
Als Roran zwischen den dicht stehenden Gebäuden hervor auf den Platz trat, der direkt an den Überresten von Urû’baens Haupttor lag, erblickte er ein solches Chaos, dass er zögerte und einen Moment nicht sicher war, was er tun sollte.
Die beiden Armeen waren in Nahkämpfe verstrickt, sodass weder Formationen noch klare Frontlinien zu erkennen waren. Die blutroten Waffenröcke der Soldaten waren über den ganzen Platz verteilt, manchmal einzeln, manchmal in großen Gruppen, und die Kämpfe hatten sich auf alle angrenzenden Straßen ausgedehnt. Neben den Kriegern, die Roran hier erwartete, entdeckte er auch Dutzende von Katzen – gewöhnliche Katzen, keine Werkatzen –, die die Soldaten angriffen. Es war das Wildeste und Beängstigendste, was er je gesehen hatte. Die Katzen, das wusste er, unterstanden den Werkatzen.
Und mitten auf dem Platz saß auf seinem grauen Streitross Graf Barst, und sein großer, runder Brustpanzer glänzte im Licht der Feuer, das in nahen Häusern ausgebrochen war. Er schwang seine Streitkeule wieder und wieder, schneller als es irgendeinem Menschen hätte möglich sein sollen, und mit jedem Hieb erschlug er mindestens einen der Varden. Auf ihn abgefeuerte Pfeile verglühten in Wolken aus widerlich orangefarbenen Flammen, Schwerter und Speere prallten von ihm ab, als sei er aus Stein, und nicht einmal die Stärke eines heranstürmenden Kull reichte aus, um ihn von seinem Ross zu reißen. Roran beobachtete staunend, wie der von Kopf bis Fuß gepanzerte Mann mit einem lässigen Hieb seiner Keule einen angreifenden Kull erschlug und dabei Hörner und Schädel so mühelos zerbrach wie eine Eierschale.
Roran sah finster drein. Wie kann er so stark und so schnell sein? Magie war die offensichtliche Antwort, aber die Magie musste auch eine Quelle haben. Weder auf Barsts Keule noch auf seiner Rüstung waren Edelsteine zu sehen und Roran glaubte auch nicht, dass Galbatorix Barst aus der Ferne Energie zufließen ließ.
Roran erinnerte sich an sein Gespräch mit Eragon in der Nacht, bevor sie Katrina aus dem Helgrind gerettet hatten. Eragon hatte ihm erklärt, dass es im Grunde genommen unmöglich war, den Körper eines Menschen so zu verändern, dass er die Geschwindigkeit und Stärke eines Elfs besaß, selbst wenn es sich bei dem Menschen um einen Reiter handelte – was das, was die Drachen während der Blutschwurzeremonie mit Eragon gemacht hatten, umso erstaunlicher erscheinen ließ. Es schien unwahrscheinlich, dass Galbatorix eine ähnliche Verwandlung mit Barst zuwege gebracht hatte, weshalb sich Roran erneut fragte, woher Barst seine unnatürliche Kraft bezog.
Barst zügelte sein Ross und wendete das Pferd. Ein Lichtstrahl, der auf die Oberfläche des geschwollenen Brustpanzers fiel, erregte Rorans Aufmerksamkeit. Rorans Mund wurde trocken und Verzweiflung machte sich in ihm breit. Soweit er wusste, war Barst nicht die Art Mann, die einen Bauch hatte. Er würde sich nicht erlauben, zu verweichlichen, und niemals hätte Galbatorix einen solchen Mann für die Verteidigung Urû’baens ausgewählt. Die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab, war die, dass Barst sich unter seinem seltsam geformten Brustpanzer einen Eldunarí an den Körper geschnallt hatte.
Auf einmal erzitterte die Straße und platzte auf, und ein dunkler Riss bildete sich direkt unter Barst und seinem Streitross. Das Loch hätte sie beide verschlungen und es wäre immer noch Platz darin gewesen, aber das Pferd blieb über der leeren Luft stehen, als stünden seine Hufe immer noch auf festem Boden. Farbige Blitze flackerten um Barst herum wie eine Aura aus einem zerfetzten Regenbogen und einander abwechselnde Wellen von Hitze und Kälte gingen von dem Lichtkranz aus. Roran sah Ranken aus Eis aus dem Boden emporkriechen, die versuchten, sich um die Beine des Pferdes zu schlingen. Aber das Eis fand
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