Erben der Macht
nicht wiedersehen würde; warum auch immer. Das war auch besser so. Für Zaphira. Ihr konnte man allenfalls Beihilfe vorwerfen, denn sie hatte weder damals auf Bronwyn geschossen noch war sie bei den Ereignissen am Einen Tor dabei gewesen. Er würde sie entlasten, so gut es ging, damit sie so schnell wie möglich wieder freikäme. Die Zeit der Hüter der Waage war vorbei; zumindest in diesem Land. Denn letztendlich hatten sie ihren Daseinszweck erfüllt. Das Eine Tor war für immer versiegelt worden. Um alles andere würde sich die geheimnisvolle Organisation kümmern, von der die Dämonin gesprochen hatte.
Er folgte den Agents zu ihrem Wagen.
*
Wayne betrat Cecilia O’Haras Büro mit Travis im Schlepptau und wunderte sich nicht, dass Jenna Paricci dort in einem der Besuchersessel saß. Die alte Agentin, die mit über siebzig längst im Ruhestand hätte sein sollen, wirkte entspannt und erleichtert. Auch das wunderte ihn nicht, denn Sam hatte ihnen bereits bestätigt, dass das Eine Tor endgültig versiegelt worden war und Bronwyn Kelley und Devlin Blake noch lebten. Da Sam nun mal Sam war, hatte sie sich standhaft geweigert, ihnen zu sagen, wo sich das vom DOC immer noch heiß begehrte Paar aufhielt.
„Lasst ihnen doch wenigstens ein bisschen Zeit, zu verschnaufen und zu begreifen, dass sie noch leben“, hatte sie ihnen schnippisch beschieden. „Die laufen euch nicht weg.“
Er nickte den beiden Damen zu. „Ma’am, Agent Paricci, wir haben es geschafft. Die beiden letzten Hüter der Waage sind verhaftet und haben umfassende Geständnisse abgelegt. Besonders ihr Anführer, Clive McBride, hat die Verantwortung für nahezu alles übernommen. Hier ist der Bericht.“
Er legte eine Mappe auf den Tisch, in der sich die Ausdrucke der Protokolle befanden, die von McBrides und Zaphira Moses’ Aussagen gemacht worden war. Sie war vergleichsweise gut gefüllt, denn allein McBrides Geständnis umfasste fast fünfzig Seiten. Der Mann hatte eine ganze Lebensbeichte abgelegt. Von Sams Vorschlag, möglichst viel von Dämonen und Magie zu erzählen, hatte er nur bedingt Gebrauch gemacht und das Thema zu vermeiden versucht. Doch Wayne müsste sich schwer täuschen, wenn das, was McBride angedeutet hatte, der Jury nicht von einem guten Anwalt als Wahnvorstellungen verkauft werden würde, aufgrund derer McBride unzurechnungsfähig zum Zeitpunkt aller seiner Taten gewesen war.
Dasselbe galt für Zaphira Moses. Ihr konnte man nur nachweisen, dass sie in der Obhut der Hüter der Waage aufgewachsen und erzogen worden war und ihre Aufgabe darin bestanden hatte, als Ärztin Forschungen zu betreiben und dafür zu sorgen, dass die von den Hütern entführten Kinder gesund blieben und gut betreut wurden. Auch von denen lagen inzwischen Aussagen vor; zumindest von den Älteren. O’Hara hatte sie auf Video aufzeichnen lassen und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt. Die Kinder hatten ausnahmslos und sehr glaubhaft berichtet, dass sie teilweise von ihren Eltern misshandelt worden waren und die Hüter sie gerettet, versorgt und geliebt hätten, dass sie sich immer wohl in deren Obhut gefühlt hätten und keineswegs gegen ihren Willen festgehalten worden waren. Dass kein einziges von den leiblichen Elternpaaren, sofern man sie hatte ausfindig machen können, sein Kind zurückhaben wollte, bestätigte diese Behauptung zusätzlich.
Ein psychologisches Gutachten, das von Dr. Bryce Connlin aus Denver, einer landesweit berühmten Koryphäe auf dem Gebiet der Traumatherapie, erstellt worden war, bescheinigte allen Kindern und Jugendlichen beste körperliche und vor allem seelische Gesundheit. Und nur einige wenige handverlesene Auserwählte wussten, dass er für genau die geheime Organisation arbeitete, die Sam McBride gegenüber erwähnt hatte und in deren Obhut sich die Kinder befanden. Da die Kinder offiziell aus Sicherheitsgründen an einen geschützten Ort gebracht worden waren, der den Behörden nicht bekannt gegeben wurde, hatten sie gute Chancen, in Ruhe und Frieden erwachsen zu werden.
O’Hara seufzte erleichtert. „Damit ist der Fall für das FBI offiziell abgeschlossen. Eine Sorge weniger.“
Jenna Paricci nickte. „Es ist vorbei. Und es besteht kein Zweifel daran, dass die Gefahr, die die Menschheit bedrohte, vorüber ist.“
„Ja, das sind gute Neuigkeiten“, fand Travis. „Dann können wir als Nächstes versuchen, Ms. Kelley und Mr. Blake unseren Reihen einzuverleiben, sobald wir sie ausfindig
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