Erben der Macht
drückte ihn an sich und hielt ihn so fest, dass er das Gefühl hatte, kaum noch genug Luft zu bekommen. Er legte die Arme um sie und hielt sie an sich gepresst, während sie an seiner Schulter weinte. Er streichelte ihren Rücken und ihren Kopf und murmelte beruhigende Worte.
Doch er fühlte nichts.
Er spürte zwar, dass er Zaphiras Körper berührte, aber er empfand rein gar nichts. Nicht die Zuneigung, die er vor seinem Tod für sie gehegt hatte, nicht die Freundschaft. Er fühlte nicht einmal ihre Wärme, sondern merkte nur, dass er etwas anfasste. Es hätte auch ein Stück Holz oder das Waschbecken sein können. Als hätte der Sex mit Kay zusammen mit seinem Leben auch jedes Gefühl aus ihm herausgesogen.
Zaphira nahm seinen Kopf zwischen beide Hände und küsste ihn innig auf den Mund. Selbst das nahm er ohne jegliche Emotion wahr.
„Oh Clive, ich dachte, du wärst tot. Ich bin gekommen, um deinen Hausstand aufzulösen, worum du mich mal gebeten hattest für den Fall deines Todes. Und da bist du!“ Sie schüttelte den Kopf. „Wieso bist du nicht tot? Was mich natürlich wahnsinnig freut. Aber ich war mir sicher, dass du nicht mehr lebst.“
Er atmete tief durch. Zaphira setzte sich in den Sessel neben ihm, ohne seine Hand loszulassen.
„Dieser hellhaarige Dämon, Gressyl, er hat mich ins Leben zurückgeholt, nachdem der Sukkubus mich“, er schluckte und räusperte sich, „ge-getötet hatte.“ Es fiel ihm schwer, das auszusprechen. Er drückte Zaphiras Hand. „Ich war tot, Zaphira.“
„Oh, Clive, das muss entsetzlich gewesen sein.“
Er nickte. „Entsetzlicher, als du dir vorstellen kannst.“ Er sah ihr in die Augen. „Wir alle werden uns für unsere Taten vor den höheren Mächten verantworten müssen, Zaphie. Und zumindest meine Strafe wird schwer sein.“ Er nickte. „Aber letztendlich meinen Verbrechen angemessen.“
Sie drückte seine Hand. „Sag so was nicht, Clive. Du bist ein guter Mensch.“
Er lachte bitter und schüttelte den Kopf. „Das habe ich auch mal geglaubt. Mir eingebildet. Ich wurde eines Besseren belehrt.“ Er ließ ihre Hand los und stand auf. „Wie viele von uns hat das FBI inzwischen verhaftet?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich habe seit der Sonnenwende nicht versucht, irgendjemanden zu kontaktieren.“
Er nickte. Ihm war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der letzte Hüter verhaftet wäre. „Es ist vorbei. Ich für meinen Teil werde mich meiner Verantwortung stellen. In diesem Leben und vor dem Gericht, vor dem ich danach irgendwann stehen werde.“
Zaphira sah ihn besorgt an. „Was hast du vor?“
Er atmete tief durch. „Ich werde mich den Behörden stellen. Ich schätze, sie werden mich zu lebenslänglich verurteilen. Aber das wäre nur gerecht.“
Zaphira öffnete den Mund zu einem Protest, sprach ihn aber nie aus, denn es klingelte an der Tür. Als Clive öffnete, wunderte er sich nicht, dass zwei Männer in schwarzen Anzügen davor standen, die von einer wunderschönen schwarzhaarigen Frau begleitet wurden. Clive zuckte zurück, als er in ihr einen Sukkubus erkannte. Auch in diesem Punkt hatte Kay ihre Spuren in ihm hinterlassen: Er erkannte einen Dämon, wenn er ihn sah. Das erklärte, wie das FBI alle Hüter zielsicher aufspüren konnte.
Doch etwas an diesem Sukkubus war anders als bei Kay. Clive konnte es nicht in Worte fassen, aber er fühlte etwas an ihr, das ihm ein Gefühl von Licht vermittelte. Ruhe überkam ihn.
Die beiden Männer zückten ihre Dienstausweise.
„FBI Special Agents Wayne Scott und Travis Halifax. Clive McBride, Sie sind verhaftet wegen mehrfacher Entführung und Mordversuches an Ms. Bronwyn Kelley und Mr. Devlin Blake sowie wegen Bildung einer kriminellen, eventuell terroristischen Vereinigung.“ Agent Scott warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf Zaphira. „Sie ebenfalls, Ms. Moses.“
Clive riss sich von dem Anblick der Dämonin los und sah die Agents an. „Sie werden es mir wahrscheinlich nicht glauben, Gentlemen, aber ich wollte ohnehin zu Ihnen kommen.“
Der Dunkelhaarige, der sich als Wayne Scott vorgestellt hatte, nickte. „Doch, Mr. McBride, das glaube ich Ihnen. Deswegen verzichten wir auch auf Handschellen. Wenn Sie ein paar Sachen zusammenpacken wollen, dafür haben wir Zeit.“
Er schüttelte den Kopf. „Die werde ich nicht brauchen.“ Da er wohl den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen würde und dort Anstaltskleidung gestellt bekam, brauchte
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