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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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gemeißelte Reliefs waren.
    Sie hatte keine Zeit, sie sich näher anzusehen, denn der Raum wurde lebendig. Aus dem Nichts tauchten schemenhafte, wabernde Formen auf, die frappierend an die Gespenster aus ihren Kinderbüchern erinnerten, die wie fliegende Bettlaken aussahen, nur dass die hier nicht weiß, sondern nebelgrau waren. Sekunden später nahmen sie die Gestalten von Menschen an, Männern und Frauen. Sie sanken vor ihr, Devlin und Gressyl auf die Knie. Damit nicht genug, kam auch in die Figuren an den Säulen Leben. Sie lösten sich von ihren Ruheplätzen, reihten sich in die Phalanx der seltsamen Geisterwesen ein und nahmen ebenfalls Demutshaltung ein. Das Szenario hätte ausgereicht, um Bronwyn in die Flucht zu treiben, wenn sie sich nicht sicher gewesen wäre, dass kein einziges dieser Wesen ihr etwas zuleide tun würde. Sie war die Königin der Ke’tarr’ha und damit ihre rechtmäßige Herrin. Wahrscheinlich würde sich jedes der hier versammelten Wesen für sie umbringen lassen.
    Wer sind die? , fragte sie Devlin telepathisch.
    Dienergeister. Ihre einzige Aufgabe ist es, dem zu dienen, dem sie sich verpflichtet haben. Die mit den Wolfsköpfen sind Wächterdämonen.
    Und die Schlangen sind wohl Nagas . Die hatten sich ebenfalls von den Säulen gelöst, waren herangeschlängelt und starrten Bronwyn aus goldfarbenen Augen an.
    „Königin Marlandra“, sagte einer der Dienergeister. „Wir haben  …“
    „Dreiunddreißig Jahre auf mein Kommen gewartet“, unterbrach sie ihn, weil das nahezu jeder, der sich in irgendeiner Weise als ihr Untertan sah, als Erstes sagte. „Jetzt bin ich da. Das“, sie deutete auf Devlin, „ist mein Gefährte, Py’ashk’hu-König Maruyandru Devlin Blake, und das“, sie deutete auf Gressyl, „ist unser Bodyguard Gressyl.“
    Der Dienergeist verneigte sich. Die anderen taten es ihm nach. „Willkommen. Wie können wir dir dienen?“
    Einer der Wächterdämonen trat vor. „Ich bin dein oberster Wächter.“
    Bronwyn nickte ihm zu und blickte die Schlangen an, die sich im Hintergrund hielten, aber kein Auge von ihr ließen. „Wer seid ihr?“
    „Wir sind deine Berater“, antwortete einer von ihnen.
    „Mokaryon hat Berater gebraucht?“ Sie konnte es kaum glauben. Nach allem, was sie bisher von ihrem biologischen Vater erfahren hatte, war er ein typischer Dämon gewesen. Es war schwer, sich vorzustellen, dass er sich von irgendwem Rat holte, geschweige denn befolgte.
    Der Naga nahm Menschengestalt an. „Unsere Aufgabe war es, für ihn die Menschen zu studieren und ihm zu berichten und zu raten, welches Verhalten ihnen gegenüber angemessen ist, damit sie ihn und die anderen Ke’tarr’ha nicht als Feinde betrachten.“
    Sie hätte sich denken können, dass auch hinter einem Beraterstab nichts anderes steckte als Mokaryons ausschließlich egoistische Interessen. „Hat er euch etwas Bestimmtes in Bezug auf mich aufgetragen? Euch allen?“
    „Dir loyal zu dienen mit unserem ganzen Sein“, antwortete der Schlangenmann. „Das werden wir tun, bis du uns aus deinen Diensten entlässt. “
    „So ist es“, bestätigten alle im Chor.
    Ist das was Gutes? , fragte sie Devlin.
    Absolut. Dienergeister und Wächterdämonen bewerten nicht. Sie tun, was derjenige von ihnen will, mit dem sie ihren Kontrakt geschlossen haben. So etwas wie Moral kennen sie nicht. Nur die absolute Loyalität zu ihrem Auftraggeber. Da du Mokaryons Kontrakt mit ihnen geerbt hast, werden sie alles tun, was du willst, auch wenn das in krassem Gegensatz zu dem steht, was Mokaryon von ihnen wollte. Sie sind neutral. Du kannst ihnen deshalb vertrauen.
    Das war eine gute Nachricht.
    „Wie können wir dir dienen?“, wiederholte der Dienergeist.
    Es klang drängend. Bronwyn spürte eine Welle von Hunger, die nicht nur von ihm ausging, sondern von allen Dienergeistern und Dämonen.
    Sie ernähren sich vom Dienen beziehungsweise vom Wachen , erklärte Devlin. Je anstrengender der Dienst oder je gefährlicher das Bewachen ist, desto mehr Lebensenergie gewinnen sie. Wenn sie nur untätig herumhängen oder nichts weiter zu tun haben, als dafür zu sorgen, dass deine Residenz keinen Staub ansetzt, werden sie nicht satt.
    Noch ein Geheimnis des Dämonenlebens, das sich ihr enthüllte. Sie hatte sich, als sie in der Py’ashk’hu-Residenz gewesen war, gefragt, wie die paar menschlichen Py’ashk’huni-Diener, die es dort gab, eine so große Residenz in Ordnung hielten und war davon ausgegangen, dass die

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