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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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hinaus.
    Zunächst blieb er aus reiner Neugier. Dann fing sich das Mondlicht in ihren rotbraunen Haaren, und als sie sich in seine Richtung wandte, konnte er den Blick nicht mehr von ihr abwenden. Ohne sich seiner Gegenwart bewusst zu sein, legte sie den Kopf in den Nacken und badete das Gesicht im Mondlicht. Um ihre Lippen spielte das leise Lächeln einer Frau, die es sehr zu schätzen wusste, eine Herbstnacht wie diese genießen zu dürfen.
    Er hörte sie seufzen und sah, wie die warme Luft, die sie ausatmete, gemächlich wie Nebel nach oben stieg. Für ihn, der wie verzaubert dastand, schien sich alles wie in Zeitlupe abzuspielen. Ihr Atem bildete sekundenlang eine kleine Wolke oberhalb ihres Munds, als hätte sie der Nacht einen glänzenden Teil ihrer Seele geschenkt. Über dem Kragen ihres Mantels lockte ihr langer, blasser Hals, und der winzige Pulsschlag an ihrer Kehle schien sich tausendfach zu verstärken, bis Ty schließlich jenes einzigartige Schlagen und Pulsieren hören konnte, das ihr Leben ausmachte, bis es nur noch diesen Klang in seinem Universum gab. Ein kalter Windstoß blies ihren Geruch, einen leichten, exotischen Vanilleduft, in seine Nasenlöcher, und jeglicher Gedanke, von einem namen- und gesichtslosen Fremden zu trinken, löste sich in Wohlgefallen auf.
    Ty wollte sie . Und obwohl es in seinem Leben eine Reihe klarer Einschränkungen gab, würde er sich diesen Genuss nicht entgehen lassen. Schon jetzt konnte er nur noch daran denken, wie ihr Blut wohl schmecken würde. Würde es so süß sein, wie sie roch? Oder hatte es eher den kräftigen Geschmack nach reifen Beeren? Jeder Mensch schmeckte anders – das wusste er inzwischen –, und dieser Geschmack erzählte Bände, mehr, als die Menschen jemals ahnen würden.
    Die Frau blieb nur noch einen kurzen Moment stehen, doch ihr schönes, herzförmiges Gesicht mit den großen, ausdrucksvollen Augen, die er unbedingt aus der Nähe sehen musste, brannte sich in ihm ein, wie er das noch nie zuvor erlebt hatte. Ty war viel zu benebelt, um über seine seltsame Reaktion auf sie nachzudenken, aber er wusste, später würde er an nichts anderes mehr denken können.
    Später. Sobald er sie geschmeckt hatte.
    Als sie sich umdrehte und er nur noch die glänzenden Locken sehen konnte, die über den schwarzen Kragen ihres Mantels herabflossen, konnte er sich wenigstens wieder rühren, und das tat er mit den sparsamen Bewegungen des geübten Jägers. Wie ein Raubtier, das die Fährte seiner Beute aufgenommen hat, ließ er sie nicht aus den Augen, auch nicht, als er sich aufrichtete und sich seine katzenartige Gestalt ausdehnte und veränderte, bis er auf zwei Beinen zwischen den vereinzelten Büschen stand.
    Ty holte tief Luft und sog voller Vorfreude den einzigartigen Duft ein.
    Dann stellte er den Kragen seines Mantels auf und begab sich auf die Jagd.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung bog Lily um die Ecke des Hauses.
    Vermutlich hätte sie sich schuldig fühlen sollen, weil sie sich vor der alljährlichen Geisterjagd in der Bonner-Villa drückte – und zwar, bevor irgendetwas Interessantes passiert wäre. Bisher hatte sie lediglich eine Gruppe übereifriger Amateur-Geisterjäger gesehen, die jedes Insekt für einen unberechenbaren Geist hielten. Und dann das Paar, das sich im Schrank einquartiert und die Tür hinter sich zugezogen hatte. Lily grinste. Die Erfahrungen, die die beiden machen wollten, waren mit Sicherheit alles andere als übernatürlich.
    Wie Bay es geschafft hatte, sie hierherzulocken, war Lily ein Rätsel. Schön und gut, dass sie sich einmal die Woche trafen, um sich im Fernsehen die Serie Ghost Hunters anzusehen. Aber deswegen wollte sie jetzt noch lange nicht in einem alten, schimmeligen und angeblich von einem Geist heimgesuchten Haus herumlaufen. Glücklicherweise war der heiße Typ von der »Gesellschaft für übernatürliche Phänomene im Bonner County« gerade noch rechtzeitig aufgetaucht. Lily hätte nicht mit Sicherheit sagen können, was die Augen ihrer Freundin mehr zum Leuchten gebracht hatte – die enge Jeans oder die Wärmebildkamera. Wie auch immer – Lily hatte das zum Anlass genommen, sich wegen einer angeblichen Kopfschmerzattacke zu entschuldigen, was die Gruppe vermutlich gar nicht richtig mitbekommen hatte. Bay allerdings hatte gegrinst, und es war ein durchaus dankbares Grinsen gewesen.
    Lily hob den Arm, um auf die Uhr zu schauen. Sie musste sie dicht vor die Augen halten, um in der Dunkelheit etwas erkennen

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