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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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veränderten sich, wurden die eines wilden Tiers und funkelten blendend hell. Als er die Zähne bleckte, glänzten sie wie Dolche.
    Er hatte auch vorher schon von ihr getrunken. Sie fürchtete weder seine Zähne noch den Schmerz, der sich so schnell in Lust verwandelte. Aber diesmal musste er sie an die Schwelle zum Tod führen. Und dann würde er sie zurückholen, indem er sie zum ersten Mal von seinem Blut trinken lassen würde.
    Als sich seine Zähne in ihre Haut bohrten, schnappte sie nach Luft. Sie hörte, wie die Menge um sie herum aufseufzte. Dann war plötzlich alles andere ausgeblendet, sie spürte nur noch Jeremy und gab sich ganz dem Gefühl hin, in einem Meer aus Lust zu versinken. Die Wirklichkeit begann, sich zu einem einzigen hellen Punkt zu verdichten, der sich immer weiter entfernte. Sie spürte, wie sie matter und matter wurde, dennoch trank Jeremy weiter, saugte das Leben aus ihr heraus und verleibte es sich ein. Als sie zu Boden sank, folgte er ihr, zog sie eng an sich und saugte weiter.
    Ihr Herz schlug langsamer … langsamer. Während Rosalyn immer tiefer in die Schwärze hinabglitt, wartete sie darauf, sein Handgelenk an ihren Lippen zu spüren. Schon so lange sehnte sie sich danach, sein Blut zu schmecken, und mit diesem Akt würde die Zeremonie dann ihren Höhepunkt erreichen.
    Stattdessen drangen von weit her Schreie an ihr Ohr.
    Zunächst war es nur ein einzelnes erschrecktes Aufkreischen, das sofort unterdrückt wurde. Dann ertönte ein lauter Schrei, gefolgt von vielen weiteren, bis der riesige Raum von Lauten der Angst und des Schmerzes widerhallte. Mühsam versuchte Rosalyn die Augen aufzureißen. Jeremy zog die Zähne aus ihrer Kehle und hob den Kopf, um zu sehen, in was für ein Schreckensszenario sich Rosalyns Aufnahmezeremonie verwandelt hatte. Über die Schreie hinweg hörte sie, wie die Anwesenden hin und her rannten und gegen Türen trommelten, die fest verschlossen waren.
    Und in all das mischte sich ein feuchtes Schmatzen, wie es nur beim Zerreißen von Fleisch entsteht, gefolgt von einem Geräusch, als würden größere Mengen Flüssigkeit verspritzt, dann schien etwas – jemand – durch die Luft zu fliegen, als würde er achtlos beiseitegeworfen, damit der Angreifer sich auf den Nächsten stürzen konnte.
    Das Geräusch weggeworfener lebloser Körper kam immer näher.
    »Wo ist es?«, kreischte eine völlig verängstigt klingende weibliche Stimme. »Ich kann es nicht sehen.« Eine Fensterscheibe barst.
    Jeremy sah auf sie hinunter, und hätte sie die Kraft dazu gehabt, hätte auch sie laut aufgeschrien. Denn in seinem Blick lag nicht länger das Versprechen auf ewiges Leben.
    Sondern nur noch der Tod.
    »Es tut mir so leid«, konnte er gerade noch sagen, bevor sein Kopf gewaltsam von seinem Rumpf getrennt wurde und quer durch den Raum davonflog. Blut spritzte über ihren nackten bleichen Körper. Jetzt schrie sie doch, auch wenn es nur ein kaum hörbarer Laut war, der aus den Tiefen ihrer schwindenden Seele aufstieg. Aber sie konnte nicht davonlaufen – sie konnte sich kaum noch rühren. Dunkelheit umfing sie, und es sah nicht danach aus, als könne es für sie eine Rückkehr geben.
    Die Schreie um sie herum wurden leiser, und es roch plötzlich nach Rauch.
    Das Letzte, was Rosalyn hörte, war bösartiges, glucksendes Gelächter.

1
    Tipton, Massachusetts
    Acht Monate später
    Tynan MacGillivray hockte in einer dunklen Ecke des kleinen Gartens, hörte den Sterblichen zu, die geräuschvoll in der muffigen alten Villa herumwuselten, und versuchte, sich auf ihre Gerüche und Töne zu konzentrieren. Er hoffte auf irgendeine Schwingung, die darauf hindeutete, dass sich unter diesen sogenannten Geisterjägern eine Seherin befand, doch bisher hatte ihm das alles nichts eingebracht – außer Kopfschmerzen.
    In diese lächerliche Kleinstadt zu fahren, war nur ein verzweifelter Versuch gewesen, das war ihm durchaus klar. Aber in den letzten acht Monaten hatte er bereits alles abgeklappert, von Goth-Clubs in New York City bis zu Hexenzirkeln in Los Angeles. Er war überall gewesen, wo vielleicht ein Hauch von Fähigkeiten jenseits der Norm zu erwarten gewesen wäre. Doch in der ganzen Zeit hatte er nicht den kleinsten Hinweis auf eine Seherin entdeckt oder auch nur eine Spur von Paranormalität. Nur eine Horde menschlicher Wesen, die sich verkleideten, weil sie unbedingt anders sein wollten.
    Er fragte sich, wie sie sich wohl fühlen würden, wenn sie aus Versehen in einen echten

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