Erben des Mondes - Grimoire lunaris
dem, was in den menschlichen Geschichtsbüchern stand. Von den Ägyptern bis Pompeji. Überall steckte irgendwie die Gemeinschaft dahinter. Was mir natürlich anfangs Probleme mit dem Geschichtsunterricht tagsüber bereitete. Bei einer Arbeit über die Antike konnte ich es mir gerade noch verkneifen, den Liebesgott Eros als Meister der Telepathie zu enttarnen. Seine Macht war so stark, dass er anderen seinen Willen aufzwingen konnte, egal wie gut diese sich abschotteten. Was übrigens nicht nur bei Liebe und Hass funktionierte.
Wir lernten auch viel über einzelne Kinder des Mondes und über welche Gaben sie verfügten. So konnten wir uns eine Übersicht verschaffen, welche Möglichkeiten der Gemeinschaft offen standen. Kontrolle des Feuers, der Gewässer oder auch der recht neuen Begabung, Elektronen fließen zu lassen. Klingt sehr nach Physikunterricht, ist aber aus demAlltag nicht mehr wegzudenken. Elektronen sind Strom und wer den kontrolliert, kann in der Welt den Aus-Schalter betätigen und die Menschen in die Steinzeit zurückversetzen. Also offensichtlich ein sehr mächtiges Talent.
Wir wurden auch gelehrt, dass die Gaben in vier unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden: Physische Kräfte wie enorme Kraft oder Schnelligkeit. Mike fiel in diese Kategorie. Dann gibt es mentale Fähigkeiten wie ich sie besaß. Die Telepathie wird in verschiedene Klassen unterteilt, auch telekinetische Gaben waren möglich. Sina besaß eine sogenannte elementare Veranlagung. Diese verlieh den Inhabern die Kontrolle über Luft, Feuer, Wasser oder Erde. Als letztes gab es da noch die biologischen oder naturwissenschaftlichen Begabungen, zu denen die Kontrolle über Tiere und Pflanzen oder die Naturgesetze gehörte. Darian gehörte zu ihnen.
Es gab auch die Mischung aus einzelnen Bereichen, oder man wurde mit mehreren Kräften ausgestattet. Nichts war unmöglich.
Was ich auch sehr interessant fand und was Sina aus mir unbekannten Gründen wahnsinnig freute: Wir mussten nicht für immer und ewig mit unserer ersten Berufung auskommen. Oftmals werden nach dem Ruf oder in unserem späteren Leben weitere Talente vergeben. Oder die Qualifizierung ändert sich und anstatt Pflanzen nur wachsen zu lassen, kann man sie wie aus dem Nichts „herzaubern“.
In den Lehrbüchern, die uns überreicht wurden stand, dass in jedem Jahr bis zu vier Neulinge pro Gemeinschaftshaus aufgenommen wurden. Jährlichwerden also in den 28 Mondstätten weltweit bis zu 112 Ausbildungen begonnen. 28 ist unsere Glückszahl – so lange braucht unser Schöpfer, um einmal all seine Kinder zu umrunden.
Geschichtsstunde
I ch fragte mich die ganzen Wochen, warum – neben den vielen Mondstätten in den Großstädten der Welt – unser Haus ausgerechnet in Ulm stand, einer Großstadt mit nur 110.000 Einwohnern. In der heutigen Geschichtsstunde wurde meine Frage beantwortet. Lokale Geschichte war das Thema. Robert, unser Lehrer, begann den heutigen Unterricht:
„In der letzten Stunde habt ihr vieles über die damaligen Hochkulturen der Ägypter und Maya erfahren. Ihr wisst nun, wer für den Untergang des Ägypterreiches verantwortlich ist und wer den Maya den Weltuntergang für 2012 prophezeit hat, an den viele bis heute glauben.
Heute wollen wir die europäische Geschichte etwas näher erforschen. Wie ihr sicherlich gehört habt, waren die Wikinger und Germanen treue Gefolgsleute unter den Menschen. Sie verehrten neben ihrer Sonnengöttin Sawelô den Mondgott Mênan und sahen uns als Propheten ihrer Gottheit. In der damaligen Zeit war der Kontakt zwischen den Unsrigen und den Menschen sehr eng. Damals lebten viele von uns ihre Talente offen aus. Von den Germanen wurden wir in zahlreichen Runen erwähnt und es entstand später durch mündliche Überlieferung die Nibelungensage. Kommt euch hiervon etwas bekannt vor? Siegfried konnte die Vögel verstehen, nachdem er Drachenblut getrunken hatte. Brünhild, die Königin von Island, hatte als Jungfrau magische Fähigkeiten und wird später zu einer Walküre. Alberich, der Zwerg hatte einen„zauberkräftigen Ring“, um den Nibelungenhort zu schützen. Die von uns praktizierte Dematerialisierung bei der Portation erklärten sich die Menschen mit der Tarnkappe.
Wie ihr seht, waren die Germanen verständiger als die heutigen Menschen. Sie akzeptierten uns und unsere Gaben und so zogen wir mit ihnen und schützten und unterstützten sie, so gut wir konnten. Irgendwann wurden wir und unsere Fähigkeiten als
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