Erbin des Gluecks
noch andere Tricks.“
„Das weiß ich“, gab sie zu und errötete.
Dann tranken sie langsam den Champagner und sahen sich dabei zärtlich an. Vorher hatte Bryn Francesca den Ring auf den Finger geschoben. Er passte genau.
„Vielleicht möchtest du ihn nicht in der Öffentlichkeit tragen, bevor ich aus China zurück bin“, meinte Bryn. „Dafür hätte ich Verständnis.“
Francesca nickte. „Du kennst mich gut. Wenn wir unsere Verlobung bekannt geben, sollst du neben mir stehen.“
„Wie es sich gehört.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie von beiden Seiten. „Trage den Ring bis dahin an einem Kettchen um den Hals. Lass ihn zwischen deinen Brüsten ruhen.“ Er bückte sich und küsste sie auf die Stelle. „Doch sobald ich zurück bin, geben wir unsere Verlobung bekannt. Einverstanden?“
„Ja“, antwortete sie und hielt ihre linke Hand ins Licht. „Das ist alles wie ein Traum für mich.“
„Nein, mein Liebling … kein Traum.“ Sein Blick und seine Stimme verrieten die gewohnte Entschlossenheit. „Trink dein Glas aus. Ich möchte dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.“
12. KAPITEL
Francesca hatte keine Sekunde damit gerechnet, dass Annette den Wunsch äußern würde, an der Jagd auf den Dingo teilzunehmen. Sie war zwar eine gute Reiterin, bösartige Tiere zur Strecke zu bringen lag ihr jedoch nicht. Obwohl sie auf mancher Outback-Ranch zu Gast gewesen war, hatte sie noch nie ein Gewehr in der Hand gehabt. Sie verabscheute Gewalt, aber „Darambas“ Tiere – die jungen Kälber, die sich noch nicht schützen konnten, und die alten, halbwilden Rinder, die am Rand der Wüste ein karges Dasein fristeten – waren in Gefahr.
Wildhunde verbreiteten oft allgemeinen Schrecken. Sie hatten schon erwachsene Männer angegriffen, und „The Ripper“ – so hieß der Killerdingo bei den Rancharbeitern – war besonders gefürchtet. Er riss die Tiere nicht, weil er Hunger hatte, sondern im Blutrausch. Wo er auftauchte, hinterließ er eine grausige Spur qualvoll verendeter Tiere. Vance Bormann, der neue Mann im Team, hatte tagelang die Guajakwälder durchstreift und den Dingo dabei abseits der Herde entdeckt. Er hatte auf ihn geschossen, ohne zu treffen. „The Ripper“ war entkommen und hielt sich jetzt irgendwo in einem schwer zugänglichen Sumpfgebiet auf.
Auch Gordon Carstairs ließ sich nicht von einer Teilnahme an der Jagd abbringen. Er war auf einem Landgut im Staat Victoria aufgewachsen und konnte reiten und schießen. Er erklärte sich sogar bereit, vor Jacob Dawson, „Darambas“ neuem Aufseher, den Beweis dafür anzutreten, der zufriedenstellend ausfiel.
„Nehmen Sie ihn mit, Miss Francey“, hatte Jacob anschließend gesagt. „Er ist zielsicher wie der Teufel.“
Annette ließ sich ebenfalls von der allgemeinen Aufregung anstecken. Vielleicht wollte sie auch nicht hinter Gordon Carstairs zurückstehen. Jeder konnte merken, wie stark sich die beiden zueinander hingezogen fühlten, aber Annette sollte hinten reiten und allenfalls dabei helfen, das Tier einzukreisen.
„Was ist bloß in Annette gefahren?“, fragte Carina irritiert. Francesca hatte ihr die Teilnahme an der Jagd nicht ausreden können. „Sie sollte vernünftig sein und zu Hause bleiben. Du musst darauf bestehen, Francey. Sie ist nur eine zusätzliche Belastung.“
Francesca war derselben Meinung, aber sie brachte es nicht übers Herz, Bryns Mutter zu enttäuschen. Aus demselben Grund hatte sie auch Carina mitgenommen und es bisher nicht bereuen müssen. Ihre Cousine war charmanter und umgänglicher als je zuvor, und es fiel Francesca schwer, ihr zu widersprechen.
„Sag Annette nichts davon“, bat sie. „Ich habe sie nie glücklicher gesehen und möchte, dass es so bleibt. Du warst bisher so nett zu ihr. Verdirb das nicht.“
„Wo denkst du hin?“ Carina schien sich mit der Entscheidung abzufinden. „Der Grund ist natürlich Gordon.“ Sie lachte gutmütig. „Er ist ein altmodischer Typ … sehr gentlemanlike und so. Das gefällt Annette.“
„Mir auch“, gestand Francesca. „Gute Manieren sind immer gefragt.“
„Annette und du … ihr beiden seid euch recht ähnlich.“ Carina musterte ihre Cousine. „Immer fein und vornehm. Deshalb hält sich Bryn jetzt wohl auch lieber an dich. Ich bin ihm zu oberflächlich … zu direkt. Wahrscheinlich wäre es mit uns nicht gut gegangen. Ehrlich gesagt, trauere ich ihm nicht einmal nach.“ Sie küsste Francesca auf die Wange. Es war der erste echte Kuss, den sie
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