Erde
lassen oder den Seelenfrieden eines Erwachsenen zu zerstören.
»Er hat sich aufgetan!«
Logan drehte sich um. Der Vater der Kinder zeigte mit zitternder Hand auf eine bestirnte Lücke in den Wolken. »Der Himmel hat sich geöffnet wie… meine Leute mir zu sagen pflegten, daß er es an dem Tage tun würde.«
»An welchem Tage, Sir?«
Der Mann sah Logan starr an mit einem seltsamen Leuchten in den Augen. »Am Tag der… Abrechnung. Sie pflegten zu sagen, die Himmel würden sich auftun, und ein schreckliches Gericht würde stattfinden.«
Er zeigte auf seine Nachkommen. »Ich habe immer gespottet, wie diese mit ihren heidnischen Göttern. Aber inzwischen schien es mir, als ob… als ob…« Er verstummte mit glasigen Augen. Die zwei Teenager sahen zu. Ihre geschwisterlichen Konflikte waren sofort verschwunden. In diesem Moment sahen sie fast wie Zwillinge aus.
»Daddy?« sagte das Mädchen und langte nach ihm.
»Bleib von mir weg!« Der Mann stieß sie beiseite. Er bemühte sich, die Kante der Klippe zu erreichen, warf seine Anglerjacke ab und warf sie zu Boden. Dann sank er auf die Knie und blickte über die verwüstete Szene.
Zögernd, wohl aus Furcht vor einer neuen Zurückweisung, folgten ihm erst das Mädchen und dann ihr Bruder und traten zu beiden Seiten von ihm auf den Rand des Aussichtspunktes. Aber diesmal schlang er, anstatt sie wegzustoßen, die Arme um ihre Knie und umklammerte sie fest. Über den heulenden Sirenen, den brummenden Helikoptern und dem noch immer lauten Rauschen abebbender Fluten hörte Logan den Mann deutlich schluchzen.
Erst noch zögernd streichelte das Mädchen dem Vater das schüttere Haar. Dann sah sie hinüber und ergriff die Hand ihres Bruders.
Logan stockte fast der Atem in der Brust. Und plötzlich begriff er, weshalb.
Wie, wenn der Kerl recht hat?
Vielleicht nicht genau. Nicht hinsichtlich der exakten Ursache des verwirrenden Phänomens. Die ›Aliens‹ des Jungen waren ebenso wahrscheinlich wie jedes Kauderwelsch aus dem Buch der Offenbarung.
Indessen war Logan bis jetzt noch nicht ganz bewußt geworden, um was es gehen könnte. Stunde um Stunde liefen durch Oberst Spiveys neue Datenbasis Berichte ein, die von Bagatellen bis zu Katastrophen reichten. Von hochragenden Chimären, die man auf See erblickt hatte, bis zu seltsamen Vibrationen und Sandhosen in leeren Wüsten. Bis hin zum plötzlichen Verschwinden eines großen Dammes. Es wurde mit jedem Tage merkwürdiger.
Das könnte ernst sein, dachte Logan und empfand intensiv die späte Kälte des Nordens.
¤ Spezielle Interessengruppe für weltweite und weitreichende Lösungen [¤ SIG AeR,WLR5 253787890.546.]
Zum Erstaunen vieler haben wir bis jetzt die große Wipfeldürre vermieden, über die die Leute reden. Neues Saatgut und bessere Bewirtschaftung und das Abrücken von vielen gierigen Gewohnheiten haben geholfen, daß wir unsere zehn Milliarden ernähren konnten. Die meiste Zeit.
Aber Lösungen lassen oft andere Mißhelligkeiten aufkommen. So kam es, daß Neunmalkluge, die diesen Trend sahen, eine Bevölkerungsexplosion auf zwanzig Milliarden oder mehr voraussagten, bis unsere Zahlen uns schließlich an den oft prophezeiten Abgrund von Malthus bringen würden.
Aber schauen Sie! Die Welle erreicht ihren Höhepunkt. Nach fünfzig Jahren des Kampfes scheinen die Geburtsraten endlich unter Kontrolle zu sein; und UNEPA sagt jetzt voraus, daß wir um 2060 eine Spitze von dreizehn Milliarden erreichen werden. Dann sollte die Zahl langsam etwas absinken. Dieser Gipfel sollte eben noch niedrig genug sein, daß wir knapp davonkommen.
Wird es moderne Geburtenkontrolle sein, die uns bis eben kurz vor den Rand geführt hat? (Wenn wir nicht doch hinüberstolpern.) Oder war es etwas anderes? Eine neue Untersuchung [¤ stat.Sur. 2037.582392.286wElt] besagt, daß menschliches Bemühen weniger Zuversicht verdient, als wir selbstgefällig glauben.
Während große Beträge ausgegeben wurden, um die Hälfte der Frauen der Welt dazu zu bringen, ihre Geburten auf eine oder höchstens zwei zu beschränken, strömt jetzt fast ebensoviel Geld in Forschung und medizinische Hilfe, damit die andere Hälfte es wenigstens auf eine Schwangerschaft bringt. Man hat Ursachen genannt für die pandemische Unfruchtbarkeit… daß Frauen zum Beispiel das Kinderkriegen so lange aufschieben, bis es im Leben zu spät ist, oder daß Effekte schuld sind, die aus den sexbesessenen achtziger Jahren ererbt wurden, oder Krebsseuchen oder die auf
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