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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Daisy unten eine Luftblase gefunden haben könnte. Nach dem, was er in den letzten Monaten gesehen hatte, meinte Logan, daß alles möglich wäre.
    Selbst als die Helikopter über ihren Köpfen kreisten – vielleicht berieten sie, ob sie ihren Auftrag zu einem sicheren Ende bringen sollten, indem sie das Haus für alle Fälle in die Luft sprengten –, lief ihr schwankendes Bungalowfloß wunderbarerweise auf Grund auf einer der Böschungen, die eine Ölgesellschaft aus dem zwanzigsten Jahrhundert hatte aufschütten lassen, um ihre häßlichen Raffinerietürme zu verstecken. Claire schrie auf, als die Villa kippte. Sie packten einander und die baumelnde Antenne, um nicht in die tödlichen Wassermassen gespült zu werden. Der quirlende Mississippi winkte…
    Dann hörte die Schräglage auf. Das Haus kippte zurück und lag still.
    Plötzlich fielen Männer vom Himmel und warfen Seile herab, um auf dem Dach zu landen. Bei der Nennung des Namens seiner Frau zeigte Logan schnell auf die blockierte Luke zur Mansarde. Er gedachte nicht, ihr die Verhaftung zu ersparen, sondern hatte nur eine glimmende Hoffnung, daß sie sie lebend da herausziehen könnten.
    Mehrere Soldaten zogen ihn und die Kinder zurück, während andere eine graue Paste um die Luke schmierten. »Augen zuhalten!« kläffte ein Sergeant. Aber auch das verhinderte nicht den Blitz, der in Logans Händen die Knochen erkennen ließ. Logan blinzelte durch Blendungsflecke und sah, wie Soldaten mit verwegenem Mut in ein schwarzes qualmendes Loch tauchten, als ob sie es mit den Legionen der Hölle zu tun bekommen würden, anstatt mit einer einzigen unbewaffneten Frau mittleren Alters. Das schien so unangebracht. Diese Männer mit ihren grimmigen Gesichtern hatten die angespannte Miene von Freiwilligen einer Selbstmordgruppe.
    Als man hörte, was der Stoßtrupp gefunden hatte, blickte Logan seine Tochter an. In ihren Augen lag Trauer, aber auch eine gewisse Erleichterung. Aber als sie ihm dann das Gesicht zukehrte, wurde es von Kummer übergossen. »O Papa, ich habe es nicht gewußt.«
    Was nicht gewußt? wollte er fragen. Aber seine Stimme versagte. Er schrieb den wippenden Helikopterflügeln das Stechen in seinen Augen zu und Erschöpfung dem Zittern, das seinen Körper zu überwältigen schien. Er versuchte, sich abzuwenden, aber Claire warf nur die Arme um ihn.
    Er drückte sie fest an sich, als seine Lunge jämmerliche herzzerreißende Seufzer ausstieß.
     
    Militärischer Gewahrsam war nicht so übel. Die Behörden gaben ihnen frische Kleidung und medizinische Fürsorge. Und als sich die Erkenntnis verbreitete, daß das Schlimmste der Krise in der Tat vorbei war, wurden die Verhöre weniger ungestüm und schrill.
    Nicht, daß jemand glaubte, alles wäre auf eine einzige einsame Frau zurückzuführen, die von einem Haus im Bayou aus Kräfte in der ganzen Welt manipuliert hätte. Da müßte mehr sein, behaupteten die Sicherheitsoffiziere hartnäckig. Obwohl jetzt nicht so brutal heftig, ging die Befragung immer weiter, lange nachdem Logans offenbar gewordene Beteiligung an Spiveys Netz noch mehr Beamte herbeigeführt hatte und noch mehr Stimmen immer wieder die gleichen Fragen stellten.
    Was dem schließlich ein Ende machte, war ein Eingreifen von ganz oben. Als Logan erfuhr, was ›ganz oben‹ in diesen Tagen bedeutete, verstand er die weit aufgerissenen Augen seiner Befrager.
     
    (E)ER WAR AUF UNSERER SEITE.
     
    So kam eine Nachricht über diese speziellen Kanäle, die besonders ihm galt.
     
    (E)BEENDET EURE ARBEIT AUF JEDEN FALL. LASST IHN GEHEN.
     
    Danach behandelten alle Logan höflich. Er konnte Claire und Tony sehen. Seine Computertafel wurde ihm zurückgegeben. Und bald, nachdem er versprochen hatte, sich den entsprechenden Kommissionen zur Verfügung zu halten, geleitete man ihn in einen klaren Nachmittag nach draußen.
    Logan erschnupperte eine Brise, die leicht nach Frühling zu riechen schien. Claire nahm seine Hand und führte ihn zu einem wartenden Wagen mit Fahrer. »Dein Büro hat angerufen«, sagte sie und schaute auf das Display an ihrem Handgelenk. »Der Bürgermeister von New Orleans wollte auf keinen Fall über Pläne für ein neues Wasserfront- und Reservoirsystem auch nur sprechen, ehe du da wärest – ›um sie anständig hinzukriegen‹, wie er sich ausdrückte. Und die Nilnutzbarmachungsbehörde hat eine dringende Mitteilung geschickt, wonach sie ihre Ansicht über das idiotische kurzsichtige Dammprojekt geändert haben. Statt

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