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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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nach Caithnard ziehen, wenn Ihr wartet. Ich habe selbst einige Fragen an die Großmeister.«
    Unter dem sanften Rauschen des Regens, der aufs Dach klopfte, standen sie am folgenden Tag schon vor Morgengrauen auf. Ehe die Sonne aufging, klarte es auf; sie ließen Xel schlafend am Feuer zurück und wanderten in südlicher Richtung durch das regennasse Gras der Ebene zur Grenze von Ymris. Hinter Regenwolken, die wie Schiffe über dem grauen Meer trieben, kam die Sonne hervor. Zitternd strich der Wind durch die Bäume, zupfte die letzten feuchten Blätter von den Ästen, als sie in den Wald hineinschritten und Kurs nahmen auf die große Handelsstraße, die, die alte Stadt Lungold mit Caithnard verbindend, durch ganz Ymris hindurchführte.
    »Gegen Mittag müßten wir die Straße erreichen«, bemerkte Astrin.
    Morgon, der unverwandt in das Gewirr der Bäume spähte, als könnte er durch sie hindurch eine Stadt sehen, die er nicht kannte, gab geistesabwesend ein Geräusch der Antwort von sich. Krähen flatterten schwarz durch die fernen Zweige; spöttisch hallten ihre heiseren Schreie zu ihm zurück. Er hörte Stimmen; zwei Händler, die lachend durch den frühen Morgen ritten, scheuchten ein ganzes Volk von Vögeln aus einem Baum auf. Sie holten Morgon und Astrin ein; einer von ihnen hielt an, neigte wohlerzogen den Kopf.
    »Herr Astrin. Ihr seid weit von Eurer Heimat.« Er drehte sich um und lockerte die Riemen seiner Satteltasche. »Ich habe eine Botschaft von Mathom von An für Heureu Ymris. Ich glaube, es geht um den Mann, der Pevens Krone gewonnen hat. Tatsächlich habe ich Botschaften für fast alle Landherrscher des Reiches. Ich hatte vor, bei Euch einzukehren und Euch die Botschaft zu übergeben.«
    Astrins weiße Brauen zogen sich zusammen.
    »Ihr wißt, daß ich Heureu seit fünf Jahren nicht gesehen habe«, gab er ziemlich kalt zurück.
    Der Händler, ein großer, rothaariger Mann mit einer wulstigen Narbe im Gesicht, zog eine Augenbraue hoch.
    »Ach? Ja, seht Ihr, die Schwierigkeit ist, daß ich von Mere- mont aus zu Schiff Weiterreise. Ich werde also nicht bis Caer- weddin kommen.« Er griff in seine Satteltasche. »Ich bitte Euch daher, ihm diese Botschaft zu überbringen.«
    Eine silberne Klinge schwang sich in hohem Bogen aus der Satteltasche und sauste pfeifend auf Astrin hinunter. Das Pferd des Händlers bäumte sich verschreckt auf, und die Schwertklinge zischte an Astrins Gesicht vorbei, streifte den Ärmel von Morgons Gewand. Nach dem ersten Moment lähmender Ungläubigkeit sprang Morgon vor, packte den Händler beim Handgelenk, ehe er den Arm wieder hochschwingen konnte; der zweite Händler drängte sein Pferd hinter Morgon und holte seinerseits zum Schlag aus. Die Klinge seines Schwerts traf Morgon unter dem erhobenen Arm.
    Einen Moment lang verfing sich die Klinge in dem dunklen, schweren Tuch. Morgon, dem der Hieb Luft und Stimme genommen hatte, hörte Astrin ächzen, und dann vernahm er eine Weile gar nichts. Eine seltsame Stille erfüllte ihn, eine verschwommene Wahrnehmung von etwas, das grün war und vertraut und das ähnlich roch wie das feuchte, zertrampelte Gras. Es löste sich auf, ehe er es beim Namen nennen konnte, nicht aber, ehe er wußte, daß es seinen eigenen Namen barg. Dann spürte er, wie seine Knie unter ihm zitterten, und er hörte seinen keuchenden Atem. Die Lippen aufeinandergepreßt, zwinkerte er mit den Wimpern etwas weg, das er für Blut hielt; doch es waren nur die Tropfen des Regens, der wieder zu fallen begonnen hatte.
    Ein Pferd ohne Reiter galoppierte unter den Bäumen davon; bei dem anderen stand Astrin, ein blutverschmiertes Schwert in einer Hand, und löste die Sattelgurte. Er zog den Sattel herunter und führte das Pferd zu Morgon hin. Sein Gesicht war mit Blut befleckt; die Händler lagen leblos neben ihren Bündeln und Sätteln.
    »Könnt Ihr aufstehen?« fragte Astrin schwer atmend. »Wo seid Ihr verletzt?« Er sah den dunklen Fleck, der sich unter Morgons Arm ausbreitete, und verzog das Gesicht. »Laßt mich sehen.«
    Morgon schüttelte den Kopf, den Arm mit der Hand an seine Seite gepreßt. Mühsam rappelte er sich hoch, schluckte all die Laute und Geräusche hinunter, die ihm den Spott der Krähen eingebracht hätten. Astrin nahm ihn fest bei seinem gesunden Arm. Sein Gesicht, das stets ohne Farbe war, wirkte grau im Regen. »Schafft Ihr es zurück zum Haus?«
    Morgon nickte und schaffte es bis zum Rand der Ebene.
    Er erwachte, als Astrin, der hinter ihm

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