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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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abstieg, ihn behutsam vom Rücken des Pferdes zog und ins Haus trug. Mit dem Fuß stieß er die Tür zu, als Xel, die sie gewittert hatte, hinausschoß. Morgon fiel auf den Strohsack nieder; Astrin schlitzte trotz Morgons stummen Widerstands das dunkle Gewand auf und fand die Wunde, die von der weichen Haut der Achselhöhle schräg nach unten lief und drei Rippen bloßlegte.
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür; Astrin wirbelte herum und griff im Aufspringen mit einer einzigen fließenden und geübten Bewegung zu dem Schwert neben dem Lager. Er stieß die Tür auf; die Spitze des blutverschmierten Schwerts richtete sich drohend auf die Brust eines Händlers. Der sagte: »Herr - «, und dann verschlug es ihm die Sprache.
    »Was ist?«
    Der Händler, ein breitgebauter Mann mit schwarzem Bart und gutmütigem Gesicht, in ein wallendes Gewand aus Herun gehüllt, trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe eine Botschaft von - « Wieder brach er ab, als das Schwert von seiner Brust zu seinem Hals hinaufglitt. Flüsternd vollendete er: » - von Rork Umber. Herr, Ihr kennt mich - «
    »Ich weiß.« Morgon, der mit Anstrengung den Kopf hob, sah, daß Astrins Gesicht wachsbleich geworden war. »Deshalb werde ich Euch vielleicht gestatten, diesen Ort lebend zu verlassen, wenn Ihr auf der Stelle kehrtmacht und Euch schleunigst von hier fortbegebt.«
    »Aber, Herr - « Sein Blick löste sich von Astrins Gesicht und wanderte neugierig zu Morgon, und Morgon sah in den dunklen, verwunderten Augen seinen eigenen Namen aufblitzen. Er gab einen drängenden Laut der Frage von sich; der Händler holte Luft. »Das also ist ihm widerfahren? Er kann nicht sprechen - «
    »Geht!« Der schrille Unterton von Verzweiflung, die zu allem fähig war, erschreckte selbst Morgon. Der Händler jedoch, dessen Gesicht bleich war unter dem dunklen Bart, behauptete hartnäckig seinen Platz.
    »Aber der Harfner des Erhabenen ist in Caerweddin und sucht
    - «
    »Ich habe eben zwei Händler getötet, und beim Namen des Erhabenen, ich schwöre, ich werde einen dritten töten, wenn Ihr Euch nicht augenblicklich von meiner Schwelle hebt.«
    Der Händler trat den Rückzug an; Astrin blieb an der offenen Tür stehen, bis der Hufschlag verklang. Dann lehnte er mit zitternden Händen das Schwert an den Türpfosten und kniete wieder neben Morgon nieder.
    »Es ist gut«, flüsterte er. »Liegt still. Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
    Nach zwei Tagen jedoch mußte er Morgon allein zurücklassen, um bei der Frau eines alten Fischers in Loor Hilfe zu holen. Sie pflückte ihm die Heilkräuter, die er brauchte, und wachte bei Morgon, wenn Astrin schlief oder auf der Jagd war.
    Nach fünf Tagen kehrte die Alte mit Splittern des Goldes der Erdherren in den Händen nach Hause zurück; und Morgon, der zum Laufen noch zu schwach war, konnte sich wenigstens aufsetzen und heiße Suppe trinken. Astrin, der selbst erschöpft war von kurzen Nächten und quälender Sorge, sagte nach einem halben Tag des Schweigens, als hätte er für sich einen Entschluß gefaßt: »Hier könnt Ihr nicht bleiben; ich wage nicht, Euch nach Caithnard oder Caerweddin zu bringen. Ich will Euch nach Umber begleiten, und Rork kann Thod holen lassen. Ich brauche Hilfe.«
    Danach ließ er Morgon keinen Moment mehr allein. Als Morgon langsam kräftiger wurde, brachten sie Stunden damit zu, in mühevoller Arbeit die Scherben roten und violetten Glases zusammenzusetzen, die Morgon gefunden hatte; die Bruchstücke nahmen die Form einer zarten Schale an, und aus der roten Maserung wurden Figuren, die sich im Reigen einer alten Sage auf den Wänden der Schale drehten. Aufgeregt griff Morgon zur Feder und kritzelte kreuz und quer über Aloils Zauber- verse, um Astrin zu überreden, nach den restlichen Stücken zu suchen. Sie verbrachten einen ganzen Tag in der Ruinenstadt, fanden drei weitere Scherben und liefen, als sie heimkehrten, der Frau des Fischers in die Arme, die auf Astrins Türschwelle wartete. Sie hatte ihnen einen Korb frischen Fisch gebracht; sie scheuchte Morgon ins Bett zurück, schimpfte Astrin aus und kochte ihnen ein Nachtmahl.
    Am folgenden Morgen vollendeten sie die Schale. Mit großer Sorgfalt setzte Astrin die letzten Stücke ein, während Morgon hinter ihm stand und ihm mit angehaltenem Atem zusah. Die roten Figuren wurden wieder ganz und bewegten sich im Zuge irgendeiner merkwürdigen Handlung durch das milchige Violett. Astrin, der, während die Paste noch trocknete,

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