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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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miteinander leben...« Er schwieg einen Moment, dann sprach er langsam weiter: »Ich war nicht immer allein. Ich bin in Caerweddin aufgewachsen, zusammen mit Heureu und den Söhnen der Ritter meines Vaters. Wir lebten in dem prächtigen, lebhaften Haus, das Galil Ymris aus den Steinen der Erdherren erbaute. Heureu und ich waren einander damals nahe, so als wäre einer der Schatten des anderen. Das war, bevor wir stritten.« Er wedelte die Worte fort, als Morgon ihn ansah. »Hier ist es nicht von* Gewicht. Ich werde niemals nach Caerweddin zurückkehren, und Heureu wird nie hierher kommen. Ich hatte nur vergessen, daß es eine Zeit gab, als ich nicht allein war. Man vergißt leicht.«
    An diesem Abend ließ er Morgon nach dem Nachtmahl allein. Morgon, der Schmutz und Erde von den Tonscherben fegte, die sie gefunden hatten, wartete geduldig. Stunden nach Sonnenuntergang erhoben sich die Winde; ihm wurde unbehaglich, als er spürte, mit welcher Heftigkeit sie an den Fugen des kleinen Hauses rissen, beinahe so, als wollten sie es davontragen. Einmal drückte er die Tür auf, um nach Astrin Ausschau zu halten; der Wind riß sie ihm aus der Hand, so daß sie krachend aufflog, und stemmte sich im wütenden Kampf gegen ihn, als er sie mühsam wieder zuzog.
    Als der Wind sich endlich legte, senkte sich eine tiefe Stille über die Ebene der Winde. Hoch und einsam ragte der Turm aus steinernen Ruinen empor, dem Auge des Mondes nichts preisgebend. Morgon legte mehr Holz auf das Feuer, machte sich aus einem Eichenast eine Fackel und ging nach draußen. Plötzlich hörte er von der Seite des Hauses her schweres Atmen, einen seltsam schleppenden Schritt. Er drehte sich um und sah, daß Astrin zusammengekrümmt an der Hauswand lehnte.
    Als Morgon seine Fackel löschte, um ihm zu Hilfe zu eilen, sagte er: »Es geht schon.« Im Licht, das durch das Fenster drang, war sein Gesicht fahl wie der Morgennebel. Schwerfällig legte er einen Arm um Morgons Schulter, und zusammen stolperten sie schwankend ins Haus. Astrin ließ sich auf den
    Strohsack niederfallen. Seine Hände waren blutiggekratzt; sein Haar war zerzaust und naß von Meeresschaum. Er drückte die rechte Hand gegen seine Seite und weigerte sich, sie wegzunehmen, bis Morgon, der sah, wie ein dunkler Fleck sich unter seinen Fingern ausbreitete, einen ärgerlichen Laut des Protests ausstieß. Astrin ließ sich auf dem Strohsack nach rückwärts fallen. Seine Hand glitt herunter.
    »Nicht«, flüsterte er, als Morgon eine Naht seines Gewandes aufriß. »Ich bin knapp an Kleidern. Er hat mich zuerst gesehen, aber ich habe ihn getötet. Dann stürzte er ins Meer, und ich mußte zwischen den Felsen nach ihm tauchen, sonst hätten sie ihn gefunden. Ich habe ihn im Sand verscharrt. Dort werden sie ihn nicht finden. Er war - seine Gestalt war aus Tang und Schaum und flüssigem Perlmutt, und das Schwert war aus Dunkelheit und silbernem Wasser. Er hackte auf mich ein und flog davon wie ein Vogel. Hätte Xel mich nicht gewarnt, so wäre ich jetzt tot. Hätte ich mich nicht umgedreht - «
    Er zuckte zusammen, als Morgon mit einem feuchten Tuch seine Seite berührte. Dann blieb er stumm, die Zähne aufeinandergebissen, die Augen geschlossen, während Morgon behutsam die Wunde wusch, um sie dann mit Stoffstreifen von seinem trockenen Gewand zu verbinden. Er machte Wein heiß; Astrin trank, und nach einer Weile fröstelte ihn nicht mehr. Er legte sich wieder nieder.
    »Ich danke Euch. Xel - danke. Wenn Xel zurückkommt, dann laßt sie ein.«
    Er schlief wie ein Toter, völlig erschöpft; nur einmal, kurz vor Morgengrauen, erwachte er, als Xel vor der Tür wimmerte und Morgon, der schlaflos am Feuer gesessen hatte, aufstand, der völlig durchnäßten Jägerin zu öffnen.
    Am folgenden Tag sprach Astrin kaum über den Zwischenfall. Er bewegte sich mit steifen Gliedern, und auf seinem Gesicht lag ein verkrampfter, bitterer Ausdruck, der sich nur ein wenig löste, wenn seine Augen auf Morgons stilles, gequältes Gesicht fielen. Sie verbrachten den Tag im Haus. Astrin blätterte unermüdlich in Zauberbüchern wie ein Tier, das eine
    Fährte gewittert hat, und Morgon versuchte, Astrins zerfetzte Kutte zu waschen und zu flicken, während Fragen, die er nicht stellen konnte, wie gefangene Vögel in den dunklen Räumen seines Geistes umherflatterten.
    Gegen Sonnenuntergang schließlich tauchte Astrin aus seinen finsteren Gedanken auf. Mit einem Seufzer klappte er ein Buch zu und sagte, während er auf

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