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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia A. McKillip
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geboren,
    Bilo, dem Dunklen; und der Tod band sie auch; Beweint Belu, schöne Frauen, Beweint Bilo...
    Ohne sich auch nur einmal im Griff zu irren, entlockten seine Finger den blitzenden, eng gespannten Saiten die Alte Weise.
    Morgon lauschte reglos, die Augen auf dem glatten, ruhigen Gesicht. Die geübten Hände, die schöne, auf Genauigkeit geschliffene Stimme zeichneten den Weg Bilos nach, der hilflos war in seinem Ungestüm, Tod säte und vom Tod verfolgt wurde, der hinter Belu auf seinem Pferd mitritt, der seinem Roß hechelnd an der Seite blieb wie ein Jagdhund.
    Belu, so fein, folgte dem dunklen Bilo;
    und es folgte der Tod ihnen auch.
    Rief Bilo mit der Stimme von Belu,
    Rief Belu mit der Stimme von Bilo.
    Das lange, satte Aufseufzen der Flut brach das Schweigen ihres Todes.
    Morgon erwachte aus seiner Reglosigkeit. Er legte seine Hand auf das dunkle, reichverzierte Holz der Harfe.
    »Wenn ich es vermöchte, dieser Harfe einen solchen Klang zu entlocken, würde ich meinen Namen dafür verkaufen und hinfort namenlos bleiben.«
    Thod lächelte. »Das ist ein allzu hoher Preis, selbst für eine von Uons Harfen. Was verlangen die Händler dafür?«
    Morgon zog die Schultern hoch. »Sie werden nehmen, was ich ihnen dafür biete.«
    »Soviel liegt Euch an ihr?«
    Morgon sah ihn an.
    »Meinen Namen würde ich für sie hergeben, nicht aber das Getreide, das meine Bauern bei sengender Sonne unter Mühen eingebracht haben, oder die Pferde, die sie aufgezogen und gezähmt haben. Was ich zu geben bereit bin, gehört mir allein.«
    »Ihr braucht Euch mir gegenüber nicht zu rechtfertigen«, sagte der Harfenspieler milde.
    Morgon verzog den Mund; zerstreut betastete er ihn.
    »Verzeiht. Ich hab den halben Vormittag damit zugebracht, mich zu rechtfertigen.«
    »Wofür?«
    Morgons Augen senkten sich zu den hohen Planken des Piers hinunter; er antwortete dem ruhigen, kunstfertigen Fremden impulsiv.
    »Wißt Ihr, wie meine Eltern gestorben sind?«
    »Ja.«
    »Meine Mutter wollte Caithnard sehen. Mein Vater hatte mich zwei- oder dreimal besucht, während ich auf der Schule der Rätselmeister in Caithnard war. Das klingt einfach, doch es erforderte großen Mut von ihm, das zu tun: Hed zu verlassen, um eine weite, fremde Stadt aufzusuchen. Die Fürsten von Hed sind in Hed verwurzelt. Als ich vor einem Jahr nach Hause zurückkehrte, nachdem ich drei Jahre in Caithnard verbracht hatte, fand ich, daß mein Vater nicht genug davon bekommen konnte, von all den Dingen zu erzählen, die er gesehen hatte - von den Handelsgeschäften, den Leuten aus fremden Ländern - , und als er von einem Geschäft berichtete, wo Tuche und Pelze und Farben aus fünf Königreichen gehandelt werden, konnte meine Mutter nicht mehr widerstehen, sie wollte auch hinüber. Sie hatte stets eine Vorliebe für die Weichheit und die Farben schöner Stoffe. Im vergangenen Lenz segelten sie beide mit den Händlern davon. Und sie kamen nie zurück. Das Schiff, auf dem sie heimkehren sollten, blieb auf See. Sie kamen nie zurück.« Er tippte mit der Fingerspitze auf den Kopf eines Nagels und beschrieb einen Kreis darum herum. »Es gab da etwas, was ich schon lange hatte tun wollen. Nach ihrem Tod tat ich es. Mein Bruder Eliard fand die Wahrheit heute morgen heraus. Ich sagte ihm damals nichts, weil ich wußte, daß er sich aufregen würde. Ich sagte ihm nur, ich wollte für einige Tage nach West-Hed; davon, daß ich übers Meer nach An segelte, verriet ich nichts.«
    »Nach An? Warum seid Ihr -?« Er brach ab. Seine Stimme wurde plötzlich dünn und scharf. »Morgon von Hed, habt Ihr Pevens Krone gewonnen?«
    Mit einem Ruck hob Morgon den Kopf.
    »Ja«, antwortete er nach einem Moment der Stille. »Woher -? Ja.«
    »Ihr habt dem König von An nichts gesagt?«
    »Ich habe keinem etwas gesagt. Ich wollte nicht darüber sprechen.«
    »Auber von Aum, einer der Nachkommen Pevens, machte sich auf den Weg zu diesem Turm, um von dem toten Herrn die Krone von Aum zurückzugewinnen, und sah, daß die Krone fort war. Peven flehte ihn an, ihn freizusetzen, damit er den Turm verlassen könnte. Vergebens forderte Auber den Namen des Mannes, der die Krone erobert hatte; Peven sagte nur, er wolle keine Rätsel mehr beantworten. Auber berichtete Ma- thom, und als Mathom hörte, daß jemand sich heimlich in sein Land gestohlen und einen Rätselkampf gewonnen hatte, bei dem jahrhundertelang Männer ihr Leben lassen mußten, und daß dieser Unbekannte sich dann ebenso heimlich wieder

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