Erebos
schaute, doch das machte es nicht erträglicher. Das Feuer knisterte und der Wind rauschte in den Baumkronen des Waldes, in dem Larry McVay und sein Sohn Adrian vor langer Zeit einmal einem Fuchs begegnet waren.
»Leb wohl, Dad.«
»Gehst du jetzt?«
»Ich glaube schon. Ja.«
»Leb wohl, Adrian. Pass auf dich auf.«
Der tote Mann lächelte, hob die Hand und winkte. Adrian winkte zurück. Dann schaltete er den Computer aus, sank gegen Emilys Schulter und weinte, bis er eingeschlafen war.
Die Vorweihnachtszeit hatte London fest in ihrem glitzernden Griff. Leuchtende Tannenbäume, Schneeflocken, Kerzen und Sterne strahlten über den Einkaufsstraßen; welches Geschäft man auch betrat, man wurde mit Jingle Bells und Last Christmas beschallt.
Nick und Emily hatten sich im Muffinski’s bei Covent Garden verabredet. Als er eintraf, war sie schon da.
Ihre Begrüßung war wortlos und zärtlich. Nick würde sich nie daran gewöhnen können, dass Emily zu ihm gehörte, jedes Mal, wenn sie sich küssten, ertrank er fast in einer Welle von Glück.
»Es gibt gute Nachrichten«, sagte er und strich ihr die Haare aus der Stirn. »Gestern habe ich einen neuen Schwung Material bekommen, das die Ehemaligen gesammelt haben. Es gibt da Aufzeichnungen eines Gesprächs zwischen Ortolan und einem gewissen Tom Garsh, der von Ortolan den relativ deutlichen Auftrag bekommt, bei einer Konkurrenzfirma einzubrechen.«
»Klingt gut.«
»Außerdem haben wir Fotos, die Ortolan und Garsh zusammen zeigen. Victor hat sich schlaugemacht, Garsh hat schon dreimal wegen Einbruchs gesessen.«
»Na ja. Ein Beweis ist das noch nicht.«
»Nein. Aber die Dinge läppern sich zusammen.«
Sie bestellten Kaffee und Muffins. Have yourself a merry little Christmas, sang Judy Garland.
»Weißt du eigentlich schon, was dein Fotoauftrag in der Garage damals sollte?«, fragte Emily.
»Ich glaube, da ging es nur darum, dass die Dame an Ortolans Seite nicht seine Frau war. Mit den Fotos können wir aber nichts mehr anfangen, seine Frau hat ihn ja schon verlassen. Ich glaube, Erebos’ Racheplan hat sich zumindest teilweise erfüllt.«
»Ja«, sagte Emily. »Aber immerhin lebt er noch.«
»Immerhin.«
Als sie aufbrachen, begann es gerade leicht zu schneien. Sie streiften umschlungen durch die Gassen, blieben zwischendurch stehen, küssten sich, lachten, gingen weiter.
»Ich habe noch gar kein Weihnachtsgeschenk für Victor«, stellte Emily fest, während sie die Auslage eines Comicshops betrachteten, wo neben verschiedenen Heften und Figuren auch Tassen ausgestellt waren. »Hast du die dahinten gesehen?« Sie deutete auf eine gelbe Tasse mit runden Einbuchtungen, die aussah, als hätte jemand sie aus Schweizer Käse geschnitzt.
»Volltreffer«, sagte Nick. »Er wird sie lieben.«
Emily investierte fünf Pfund in das gelbe Ungetüm. »Willst du auch so eine?«, fragte sie grinsend. »Oder lieber einen Gutschein für einen Friseurbesuch?«
Nick nahm sie bei den Schultern und tat, als wolle er sie schütteln.
»Ich habe mein Geschenk doch schon bekommen«, sagte er, als sie wieder draußen waren.
»Stimmt gar nicht.«
Er schob seine Hand unter Emilys Zopf und ließ sie dort liegen. Ertasten konnte er natürlich nichts, wie auch.
»Für mich war es ein Geschenk«, sagte er. »Das schönste, das du mir machen konntest. Besser als ein Ring.«
Sie lächelte ihn an. »Ja, und viel schwerer zu verlieren.«
»Eben.« Er beugte sich zu ihr, schob ihr Haar beiseite und küsste den Raben in ihrem Nacken.
Danke
Danken möchte ich …
… zuallererst Ruth Löbner. Sie ist die offizielle Patentante dieses Buchs, eine wirkliche Freundin und überhaupt ein Geschenk des Himmels. Ohne sie wäre Erebos nicht, was es ist (möglicherweise wäre es noch nicht einmal fertig). Sie hat mich beim Schreiben begleitet, motiviert und immer an den richtigen Stellen »Stopp!« gerufen. Eigentlich hätte sie einen eigenen Loebner-Preis verdient – nicht für künstliche, aber für alle anderen Arten von Intelligenz.
… Wulf Dorn, einem weiteren Glücksfall in meinem Leben, für das jahrelange gemeinsame Segeln auf gleicher Wellenlänge, für wiederholtes Mutmachen, für ebenso einfühlsames wie gnadenloses Testlesen – kurz gesagt, für seine Freundschaft.
… meinen Agenten Roman Hocke und Dr. Uwe Neumahr von der AVA International für ihre große Unterstützung und ihren Einsatz.
… meinen Lektorinnen Susanne Berteis und Ruth Nikolay für ihre scharfen
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