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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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sollte.
     
    »Warst du krank gestern? Betthany hat vielleicht geflucht!«
    »Nein. Alles okay.« Colins gerötete Augen fixierten die Wand des Schulkorridors neben Nicks Kopf.
    »Sicher? Du siehst scheiße aus.«
    »Sicher. Hab bloß nicht viel geschlafen letzte Nacht.«
    Ganz kurz streifte Colins Blick Nicks Gesicht, um sich dann wieder beharrlich an die Wand zu heften. Nick unterdrückte ein Schnauben. Wenig Schlaf hatte Colin noch nie etwas ausgemacht.
    »Warst du unterwegs?«
    Colin schüttelte den Kopf, seine Rastalocken schwangen hin und her.
    »Gut. Aber falls es dein Dad ist, der mal wieder –«
    »Es ist nicht mein Dad, okay?« Colin drückte sich an Nick vorbei und ging ins Klassenzimmer – setzte sich aber nicht an seinen Platz, sondern schlenderte hinüber zu Dan und Alex, die am Fenster standen, total vertieft in ihr Gespräch.
    Dan und Alex? Nick blinzelte ungläubig. Die beiden waren so uncool, dass Colin sie immer nur ›die Häkelschwestern‹ nannte. Häkelschwester 1 (Dan) war deutlich zu kurz geraten und man hatte den Eindruck, er versuche das durch seinen besonders fetten Hintern wettzumachen, an dem er sich gern kratzte. Bei Häkelschwester 2 (Alex) wechselte, kaum dass man ihn ansprach, die Gesichtsfarbe in rekordverdächtiger Geschwindigkeit von Stubenhockerweiß zu Stoppschildrot. Jedes Mal.
    Hatte Colin vor, sich bei den beiden als Häkelschwester Nummer 3 zu bewerben?
    »Das kapier ich nicht«, murmelte Nick.
    »Selbstgespräche?« Hinter ihm war Jamie aufgetaucht, patschte ihm mit der Hand auf die Schulter und ließ seine zerfledderte Tasche quer durch den Klassenraum schlittern. Er grinste Nick an und zeigte dabei eine Reihe der schiefsten Zähne, die an der Schule zu finden waren.
    »Selbstgespräche sind ein schlechtes Zeichen. Eines der ersten Anzeichen für Schizophrenie. Hörst du auch schon Stimmen?«
    »Quatsch.« Nick versetzte Jamie einen freundschaftlichen Rempler. »Aber Colin verbrüdert sich mit den Häkelschwestern.«
    Er sah noch einmal hin und stutzte. Halt. Da war keine Verbrüderung im Gange, sondern eine Unterwerfung. Colin hatte einen noch nie dagewesenen flehenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. Unwillkürlich ging Nick ein paar Schritte näher.
    »… verstehe nicht, was dabei ist, wenn du mir ein paar Tipps gibst«, hörte er seinen Freund sagen.
    »Das geht nicht. Stell dich nicht so an, du weißt es selbst«, sagte Dan und verschränkte die Arme vor seinem Hängebauch. Auf der Krawatte seiner Schuluniform klebte ein Dotterrest vom Frühstücksei.
    »Hey, komm – nichts Großartiges. Und ich verpfeif dich auch nicht.«
    Während Alex zweifelnd zu Dan blickte, stand diesem die Freude an der Situation deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Vergiss es. Bist doch sonst so großkotzig. Sieh selbst zu, wie du da rauskommst.«
    »Wenigstens –«
    »Nein! Halt endlich die Klappe, Colin!«
    Gleich. Gleich würde Colin Dan an den Schultern nehmen und ihn quer über den Gang segeln lassen. Gleich.
    Doch Colin senkte nur den Kopf und betrachtete seine Schuhspitzen.
    Da war etwas faul. Nick schlenderte Richtung Fenster und gesellte sich zu der Dreiergruppe dazu.
    »Na, was läuft bei euch?«
    »Brauchst du irgendwas?«, fragte Dan angriffslustig.
    Nick sah zwischen ihm und den anderen beiden hin und her.
    »Nicht von dir«, antwortete er. »Nur von Colin.«
    »Bist du blind? Er unterhält sich gerade.«
    Nun blieb Nick doch die Luft weg. Wie redete der mit ihm?
    »Ach wirklich, Dan?«, sagte er langsam. »Worüber könnte er sich mit dir unterhalten? Über Häkelmuster?«
    Colin warf ihm einen hastigen Blick aus seinen schwarzen Augen zu, sagte aber kein Wort. Wäre seine Haut nicht so dunkel gewesen, Nick hätte schwören können, dass er rot angelaufen war.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Hatte Colin Dreck am Stecken und Dan wusste davon? Erpresste er ihn?
    »Colin«, sagte Nick laut, »Jamie und ich treffen uns nach der Schule mit ein paar Leuten am Camden Lock. Bist du dabei?«
    Es dauerte lange, bis Colin antwortete.
    »Weiß noch nicht«, sagte er, den Blick angestrengt aus dem Fenster gerichtet. »Rechnet besser nicht mit mir.«
    Dan und Alex wechselten einen vielsagenden Blick, der Nicks Magengrube nervös kribbeln ließ.
    »Worum geht es hier eigentlich?« Er nahm seinen Freund bei der Schulter. »Colin? Hey, was ist los?«
    Es war Dan, der lächerliche Klops, der Nicks Hand von Colins Schulter nahm. »Nichts, das dich was angeht. Nichts, wovon du was

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