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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Gegner, die einen deutschblütigen Mann zu Fall bringen wollten, ihm unterstellend, er vermöge es über sich, ein so treues Tier wie den Hund zu beseitigen. Dreimal noch wogte Empörung,dreimal noch senkten sich die Fahnen mit dem exotischen Fruchtbarkeitsemblem vor dem Lichtbild von Dellmaiers.
    Erich war in allen Versammlungen, sein Herz hob sich. Beinahe liebte er den Kutzner.
12
Gescheit oder dumm: meine Heimatstadt
    Der empfängliche Herr Hessreiter, angetan von der Vielfalt und Beweglichkeit der großen Stadt, blieb lange in Berlin. Allmählich aber begann dieses scharfe, rasche Leben sein Gemüt zu heftig zu ätzen. Den ganzen Tag mit phantasielosen Menschen verhandeln, rechnen, bei der Sache bleiben, das war nichts für einen Mann mit Kultur und einer Villa am Englischen Garten. Immer mehr nach seinem München sehnte er sich, nach der Ludwigstraße, der Tiroler Weinstube, seinem Haus in Schwabing, nach der Isar, den Bergen, dem Herrenklub. Hatte er, durch die menschenwimmelnden Straßen gehend, zuerst seine Landsleute phlegmatisch gefunden, so fand er sie jetzt philosophisch gelassen. Ihre Grobheit wurde ihm Naturhaftigkeit, ihr Mangel an Urteil Romantik, Poesie.
    Er hatte ein Verhältnis angeknüpft mit einer kleinen Berliner Schauspielerin. Doch auch die war angesteckt vom Betrieb der Stadt, ihre Tage waren ausgefüllt von der Jagd nach Geld, Beziehungen, Karriere, Rollen, der Rolle. Sie hatte wenig Zeit für ihn, er vermißte an ihr Verständnis und Liebe für die kleinen Dinge seines Lebens.
    Eines Abends, als sie ihn wieder wegen irgendeiner beruflichen Nichtigkeit versetzt hatte, überkam ihn die ganze Ödnis dieser seiner Berliner Tage. Er ging, um wenigstens Münchner Laute zu hören, auf den Anhalter Bahnhof zur Abfahrt des Münchner Zuges. Dort, als der Zug aus der Halle fuhr, mit einemmal erkannte er, was als nächste, dringlichste Aufgabevor ihm lag. Groß stieg ihm, gelassen, immer mächtiger anziehend, das Bild Frau von Radolnys auf.
    Daß ihm das erst so spät kam. An ihm lag es, die Geschichte zwischen der Stadt München und dieser Urmünchnerin wieder einzurenken, diesen dummen Boykott abzustellen. Stracks in das Büro lief er, einen Schlafwagenplatz für den nächsten Abend besorgte er. Er wird das ins Gleis bringen, wird Katharina männlich gegen die blöde Stadt in Schutz nehmen.
    Seit seiner Rückkehr nach Deutschland war er für Katharina unsichtbar geworden. Er wird ihr auch jetzt nichts mitteilen, wird sie überraschen. Er strich den kleinen Schläfenbart, den er, seit vierzehn Tagen etwa, wieder angesetzt hatte. Mit ganzer Kraft hineingehen wird er in den Kampf für Katharina. Das Schlafwagenabteil, als er am nächsten Abend fuhr, war zu klein für seinen Tatendrang. »Wenn der Mut in der Brust seine Spannkraft übt«, dachte er zum Rhythmus der Räder. Er mußte ein Mittel einnehmen, um Schlaf zu finden.
    Den Abend darauf ging er in Pfaundlers Theater, schaute sich die Revue »Höher geht’s nimmer« an. Nach den üblen Berichten über das Spiel fand er, was er sah, erstaunlich gut. Er lachte schallend über den Instrumentenimitator Bob Richards, die Lärminstrumente des Herrn Druckseis. Mit dem Elfenbeinstock, den er seit seiner französischen Reise ins Theater mitzubringen pflegte, stieß er angeregt den Boden, der Stierkampf riß ihn zu lautem Jubel hin. Von innen her aber wärmte ihm das Herz das Bild »Nackte Wahrheit«. Jünglinghaft bewegt genoß er die gelassen anmutige Fleischlichkeit seiner Freundin Katharina, denkend an gewisse Gemälde des flämischen Meisters P. P. Rubens.
    In der Pause suchte er Frau von Radolny in ihrer Garderobe auf. Er fand sie im Kostüm der tibetanischen Göttin, mit herzhaftem Hunger von einer Weißwurst herunterbeißend. Er hatte sich eine dekorative Begrüßung zurechtgelegt, die ihm jetzt verdorben war: aber auch so war es gut.Behaglich genoß er die Atemnähe der üppigen, rosigen, erfreulich anzuschauenden Frau. Katharina war klug, versteckte ihre glückhafte Überraschung, begrüßte ihn ohne Vorwurf und ohne Jubel, als wäre er gestern abend im besten Einvernehmen von ihr fortgegangen. Ein warmes, heimatliches Gefühl überkam ihn. Er begriff nicht, warum er den langen Umweg über Berlin gemacht hatte. Vergaß Johanna, Restaurant Orvillier in Paris, keramische Fabriken in Südfrankreich, Madame Mitsou, Unterhandlungen in Berliner Büros, Betrieb am Kurfürstendamm. Fort alles, weggeblasen vom Atem der Frau, die, während sie ihre

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