Erfolg
Streichungen handelte es sich um Äußerungen, in denen Parallelen zwischen Linken und Rechten, zwischen Kommunisten und Wahrhaft Deutschen, gezogen werden, in denen Kritisches zum Umgang mit Recht und Gesetz in der Sowjetunion und zum Marxismus allgemein angemerkt wurde. Alle deutschsprachigen Ausgaben seit 1950 boten fortan den gekürzten Text. Im Frühjahr 1989 brachte der Aufbau-Verlag dann als Sonderausgabe die ursprüngliche Fassung heraus; bei Kiepenheuer & Witsch, Köln, erschien ein Mitdruck.
Feuchtwangers schnelle Bereitschaft, den Kürzungen zuzustimmen, war wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß er eben erst Anschuldigungen wegen eines anderen Romans abzuwehren hatte. Sie gingen von sowjetischer Seite aus und richteten sich gegen den Roman »Waffen für Amerika«, dessen Titel als Provokation verstanden wurde. Die Zeitung »Nowy Mir« unterstellte ihm, Propaganda für die Vormachtstellung der USA in der Welt gemacht zu haben. In einem Brief an Helene Weigel vom 7. Februar 1950 hatte Feuchtwanger geschrieben, er fürchte, auch sein neuer Roman, »Goya«, werde in Deutschland so wenig verstanden werden wie »Waffen für Amerika« (neuer Titel »Die Füchse im Weinberg«): »Es ist ein Jammer, daß ich von den Gegnern besser begriffen werde als von den Freunden.« Nun also kündigte Max Schroeder mögliche neue »Mißverständnisse« über »die Position des Autors« an. Ständige Überwachung vom McCarthy-Ausschuß in den USA, drohender Boykott in der östlichen Hemisphäre Europas und starke Zurückhaltung gegenüber den Exilautoren in der westlichen – da schmerzte der Verlust von ein paar Sätzen nicht so sehr, wenn davon das Erscheinen des Romans abhing.
Der Text des vorliegenden Bandes entspricht der Erstausgabe; Druckfehler wurden korrigiert. Das Marx-Zitat im 22. Kapitel des Fünften Buches steht in der Einleitung »Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie«. Es lautet dort: »Man muß jede Sphäre der deutschen Gesellschaft als die partie honteuse der deutschen Gesellschaft schildern, man muß diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt! Man muß das Volk vor sich selbst erschrecken lehren, um ihm Courage zu machen.«
Gisela Lüttig
Informationen zum Buch
Ein packender Zeitroman
Der Münchner Museumsdirektor Martin Krüger hat sich unbeliebt gemacht. Einige Leute wären ihn gern los. Der Meineidprozess, den man ihm anhängt, geht deshalb auch nicht gut für ihn aus. Doch er hat Freunde, die seine Unschuld zu beweisen versuchen.
Der Roman ›Erfolg‹ ist mehr als nur ›das Buch Bayern‹, er weitet sich zu einer Geschichte der allgemeinen deutschen Zustände in der Epoche des beginnenden Nazismus aus."
Victor Klemperer
Informationen zum Autor
Lion Feuchtwanger , 1884-1958, war Romancier und Weltbürger. Seine Romane erreichten Millionenauflagen und sind in über 20 Sprachen erschienen. Als Lion Feuchtwanger mit 74 Jahren starb, galt er als einer der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache. Die Lebensstationen von München über Berlin, seine ausgedehnten Reisen bis nach Afrika, das Exil im französischen Sanary-sur Mer und im kalifornischen Pacific Palisades haben den Schriftsteller, dessen unermüdliche Schaffenskraft selbst von seinem Nachbarn in Kalifornien, Thomas Mann, bestaunt wurde, zu einem ungewöhnlich breiten Wissen und kulturhistorischen Verständnis geführt. 15 Romane sowie Theaterstücke, Kurzgeschichten, Berichte, Skizzen, Kritiken und Rezensionen hatten den Freund und Mitarbeiter Bertold Brechts zum "Meister des historischen und des Zeitromans" (Wilhelm von Sternburg) reifen lassen. Mit seiner "Wartesaal-Trilogie" erwies sich der aufklärerische Humanist als hellsichtiger Chronist Nazi-Deutschlands.
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