Erfolgreich wünschen
finanziellen Möglichkeiten mussten wir unsere Firma schließlich schließen und wussten nicht genau, wie unsere finanzielle Zukunft aussehen würde. Man könnte es auch etwas drastischer formulieren: Wir hatten alles verloren und standen vor einem rigorosen Neuanfang. Die Situation war mehr als gespannt. Von meiner Autorentätigkeit konnten wir noch nicht leben, und als auch unsere letzten Ersparnisse rascher zur Neige gingen, als wir gedacht hatten, machte sich bei mir langsam Panik breit und ich teilte Michaela meine ganzen Sorgen mit. Ich malte ihr die schlimmsten Szenarien aus und war in meiner ängstlichen Hoffnungslosigkeit durchaus überzeugend. Zumindest fand ich das. Ich machte ihr unmissverständlich klar, dass wir entweder sofort wieder mit der Schauspielerei beginnen müssten oder aber das teure Haus kündigen sollten. Am besten wäre es, wir würden so bald als möglich eine kleine Wohnungbeziehen. Nur so hätten wir die Chance, alle Kosten in einem erträglichen Rahmen zu halten, bis ich vielleicht das erste Geld mit dem Schreiben verdienen würde.
Michaela lächelte nur. Und wenn Michaela lächelt, kann man ihr nichts auf der Welt abschlagen. Ich jedenfalls nicht. Wenn Michaela lächelt, lächelt ihre Seele und man weiß, alles wird gut.
Gleichzeitig war mir aber auch klar, dass kein einziger meiner Vorschläge angenommen werden würde.
Die einzige Lösung, die für sie in Frage kam, war, einen Wunsch mit Erfolgsgarantie beim Universum abzugeben. Michaela tat dies schon seit ihrem elften Lebensjahr und das Wunderbare an ihr ist, dass es nur wenig gibt, was sie erschrecken könnte. Denn schließlich hat sie einen dicken Verbündeten in ihrem Leben – ja, natürlich außer mir – das Universum.
Als Michaela und ich uns das erste Mal begegneten, trafen sich also zwei aktive »Wünscher«. Und immer wenn einer von uns beiden mal »unten« ist, holt der andere ihn wieder hoch und dann erinnern wir uns gegenseitig daran, dass wirdoch eigentlich nichts anderes zu tun brauchen, als unsere Wunschkraft einzusetzen.
An diesem Abend war das Michaela, die lächelnd die einzig wirklich sinnvolle Lösung vorschlug. Wir müssten doch einfach nur erfolgreich wünschen .
Wenn gar nichts mehr geht,
wünschen geht immer.
Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Allein durch die Sicherheit, die Michaela ausstrahlte, fand ich zurück zu meinem verlorenen Urvertrauen.
Wenn Schreiben wirklich mein »Ding« ist und ich künftig weiterhin schreiben sollte, müsste das Universum doch für die finanzielle Sicherheit sorgen. Also war es nur naheliegend, dass meine Bestellung aufgenommen und prompt geliefert werden würde. Damals dachte ich noch, dass ich so eine Art Berechtigung für meine Wünsche bräuchte.
Wie viel Geld brauchte ich? Wie lange würden wir davon leben müssen? Was wäre eine schöne Zahl? Wie viel Geld hatten wir durch die Firma verloren? Wie viel Geld hatte ich durch denVerzicht auf den Großteil meiner Regie- und Autorengagen nicht bekommen? Wir sollten von diesem Geld mindestens ein Jahr sorgenfrei leben können und es sollte ungefähr so viel sein, wie der Betrag, auf den ich für unseren Film verzichtet hatte.
Bald kam ich auf eine Summe um die 80.000 Mark. Eine wirklich schöne Zahl aber wäre 77.777 Mark. Schließlich war der Wunsch klar.
Ich bedankte mich bereits für die Erfüllung des Wunsches, ich war mir sicher, das Geld würde kommen und wollte nicht mehr daran denken. Und damit gar nicht in die Versuchung kommen zu zweifeln. Mein Wunsch sollte doch seine Kraft und Energie behalten.
Einige Wochen später waren wir beide in Düsseldorf zur Unesco-Gala eingeladen, um dort für einen guten Zweck Lose zu verkaufen.
Wie jedes Mal kauften wir uns selber auch ein paar. Aber an diesem Abend war kein einziges unserer Lose ein Gewinn. Nicht einmal ein Buch oder ein Fön oder eine lächerliche CD. Alle Preise waren bereits gezogen und an glückliche Gewinner verteilt worden, bis auf einen: den Hauptgewinn, einen nagelneuen Jaguar.
Plötzlich, in der gleichen Sekunde, als das riesige Losrad sich zum letzten Mal zu drehen begann, wusste ich, das ist der Moment, in dem sich mein Wunsch materialisiert. Dies war der große Augenblick. In diesem Moment war ich mir des Universums und all seiner Geschenke bewusst. Ich wusste, in diesem Augenblick wird mein Wunsch erfüllt. Ich war verbunden, ich war eins, ich stammelte noch: »Oh mein Gott, jetzt passiert es«, und Michaela sah mich ratlos an.
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