Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
»Ich werde sie nicht heimlich und durch Rauch töten, die Unschuldigen gemeinsam mit den Schuldigen.« Und er ging um das Haus herum zur Südtür, wo Skallagrim mit gehobener Axt wartete.
    »Brennt das Feuer schon, Herr? Ich sehe keinen Rauch!« flüsterte der Berserker.
    »Nein, ich habe keins gemacht. Ich werde kein Blut mehr vergießen, außer, um mein Leben zu retten. Ich werde die Rache den Nornen überlassen.«
    Nun hielt der Berserker Hellauge für verrückt, aber er wagte nichts zu sagen. So gingen sie zu ihren Pferden, und nachdem sie aufgesessen hatten, ritt Erik zu dem Haus zurück. Er hatte es fast erreicht, als er zu Skallagrim sagte, er möge bleiben, wo er sei. Er ritt allein weiter und schlug heftig gegen die Tür, genau wie einst Skallagrim, bevor Erik zum Moosberg hinaufgeritten war.
    Nun lag Swanhild in ihrem abgetrennten Bett; aber sie konnte nicht schlafen, weil sie unentwegt daran denken mußte, was sie in Gudrudas Augen gesehen hatte. Vielleicht konnte sie nie wieder schlafen, denn immer, wenn sie die Augen schloß, sah sie, was in den toten Augen Gudrudas geschrieben stand. Und als sie so wach lag, hörte sie die Schläge gegen die Tür und sprang erschreckt aus dem Bett. In der Halle herrschte großes Durcheinander, denn ein jeder Mann war verängstigt aufgesprungen und suchte nach seinen Waffen. Wieder ertönte das laute Klopfen.
    »Es ist Eriks Geist!« rief einer, denn Gizur hatte behauptet, Erik in offenem Kampf getötet zu haben.
    »Öffnet!« sagte Gizur. Sie öffneten die Tür, und ein paar Schritte von ihm entfernt saß Hellauge auf einem Pferd, groß und schattenhaft anzusehen, und hinter ihm sahen sie Skallagrim den Berserker.
    »Es ist Eriks Geist!« riefen sie wieder.
    »Ich bin kein Geist«, sagte Hellauge. »Ich bin kein Geist, ihr Männer Swanhilds. Sagt mir, ist Gizur, Ospakas Sohn, unter euch?«
    »Gizur ist hier«, sagte eine Stimme. »Aber er hat geschworen, dich letzte Nacht getötet zu haben.«
    »Dann hat er gelogen«, entgegnete Erik. »Gizur hat nicht mich getötet – er ermordete Gudruda die Schöne, die schlafend neben mir lag. – Seht!« Und er zog Weißfeuer aus der Scheide und hob das Schwert hoch, so daß es im Mondlicht, das nun zwischen die Wolkenbänke fiel, aufleuchtete. »Weißfeuer ist rot von Gudrudas Blut – Gudruda wurde im Schlaf von Gizurs feiger Hand dahingeschlachtet!«
    Nun murmelten die Männer untereinander, denn diese Tat kam ihnen als die schändlichste überhaupt vor. Aber als Gizur dies hörte, schreckte er entsetzt zurück.
    »Hört weiter!« sagte Erik. »Ich hatte vor, euch alle im Schlaf zu verbrennen – ay, der Scheiterhaufen ist schon an der Tür errichtet. Doch ich zündete ihn nicht an, denn ich habe geschworen, niemanden mehr zu töten, außer, um mein Leben zu retten. Nun reite ich zum Moosberg. Laßt Gizur dorthin kommen, Gizur den Mörder, und Swanhild die Hexe, und mit ihnen alle, die es wollen. Dort werde ich sie gebührend empfangen und Gudrudas Blut von Weißfeuers Klinge wischen.«
    »Keine Bange, Erik«, sagte Swanhild. »Ich werde kommen; und dort magst du mich töten, wenn du kannst.«
    »Gegen dich, Swanhild«, sagte Erik, »hebe ich keine Hand, du magst noch soviel Unheil anrichten, wie du willst, ich werde dich deinem Schicksal und der Rache der Nornen überlassen. Ich töte keine Frauen. Aber Gizur dem Mörder rufe ich zu: Komm!«
    Dann wandte er sich um und ritt davon, und Skallagrim mit ihm.
    »Auf, Männer, und bringt mir Eriks Kopf!« rief Gizur, der seine Schande zu vertuschen suchte.
    Aber keiner rührte sich.

 

    XXXI
    WIE ERIK SEINE MÄNNER VOM MOOSBERG
    FORTSCHICKTE
    Nun erreichten Erik und Skallagrim sicher den Moosberg, und während des gesamten Rittes sprach Hellauge kein Wort. Schweigend ritt er voran, und schweigend folgte ihm Skallagrim. Des Berserkers Herz war wegen des Leids gebrochen, das seine Trunkenheit über sie gebracht hatte, und Eriks Herz war in Gudrudas Grab begraben.
    Auf dem Moosberg fand Erik vier seiner Männer; zwei davon gehörten zu denen, die Gizurs und Swanhilds Leute von Gudrudas Schiff getrieben hatten, bevor sie es anzündeten. Denn auf dem Schiff hatte kein Kampf stattgefunden. Dort fand er auch Jon. Er war von einem Mann befreit worden, der seine Schreie gehört hatte, als er an der Hütte vorbeigeritten war. Als Jon nun Hellauge sah, erzählte er ihm alles und warf sich vor Eriks Füßen und weinte, weil er ihn in seiner Angst verraten hatte.
    Doch Erik sprach kein

Weitere Kostenlose Bücher