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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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eurer Kraft zusammenbrechen. Ich bin über die großen Tiefen gereist, um dir dies zu sagen, Erik! Glaubst du, Gudruda hätte dies für dich getan?«
    Und es schien ihm, als würde Swanhilds Erscheinung ihn auf die Stirn küssen, seufzen und verschwinden, wobei sie die Ratte an die Brust gedrückt hielt.
    Erik erwachte ganz plötzlich, als hätte er gar nicht geschlafen, und blickte sich um. Da die Sonne sehr tief stand, wußte er, daß es spät in der Nacht war und er viele Stunden geschlafen hatte. Sie waren allein unter Deck, und weit achtern hob sich der Mast mit dem Schiff über die Wellen, denn die See war immer noch rauh, obwohl der Wind etwas nachgelassen hatte. Am Mast sah Erik den Maat der Rabe auf einige Männer seiner Mannschaft einreden.
    Skallagrim schnarchte neben ihm.
    »Wach auf!« flüsterte Erik ihm ins Ohr. »Wach auf und hör zu!«
    Der Berserker gähnte und erhob sich. »Was ist, Herr?« fragte er.
    »Dies«, sagte Erik und erzählte ihm von dem Traum, den er geträumt hatte.
    »Das war ein überweltlicher Traum«, sagte Skallagrim, »und nun müssen wir tun, was die Erscheinung dir aufgetragen hat.«
    »Leicht gesagt, aber schwer getan«, sprach Erik. »Das Tau, das uns hält, ist dick und stark.«
    »Ja, es ist dick und stark; und doch müssen wir es sprengen.«
    Nun waren Erik und Skallagrim auf diese Art und Weise gefesselt: die Hände waren ihnen auf den Rücken gebunden, und die Beine waren über den Knöcheln und über den Knien zusammengebunden. Überdies hatte man jedem ein dickes Tau um die Taille geschlungen, und diese Taue hatte man durch den Eisenring gezogen und dort verknotet. Aber der Zufall wollte es, daß unter ihren Kniebeugen ein Balken aus Eichenholz verlief, der den vorderen Teil des Drachenschiffes zusammenhielt.
    »Wir könnten versuchen«, sagte Erik, »uns mit den Füßen am Balken abzustützen und mit all unserer Kraft am Seil zu ziehen; dennoch glaube ich nicht, daß zwei Männer es zerreißen können.«
    »Dies werden wir bald wissen«, sagte Skallagrim und erhob sich.
    Dann stützten sie sich mit den Füßen am Balken ab und zogen, bis es ächzte; aber obwohl das Seil etwas nachgab, wollte es nicht reißen. Sie ruhten sich eine Weile aus und zogen erneut, bis ihnen der Schweiß ausbrach und das Seil tief ins Fleisch schnitt, aber es wollte immer noch nicht reißen.
    »Nun haben wir unseren Bezwinger gefunden«, sagte Erik.
    »Das ist noch nicht bewiesen«, gab der Berserker zurück. »Viele Schilde bersten beim dritten Schlag.«
    So stützten sie sich noch einmal an dem Balken ab und setzten ihre ganze Kraft ein.
    »Der Ring gibt nach«, keuchte Erik. »Wenn das Schlingern des Schiffes unser Gewicht leewärts verlagert, dann zieh, im Namen Thors!«
    Sie warteten und gaben dann an Kraft, was sie hatten, und siehe da, obwohl das Seil nicht riß, brach der Eisenring auseinander, und sie stürzten aufs Deck.
    »Wahrlich gut gezogen«, sagte Skallagrim, als er sich auf die Knie kämpfte. »Ich werde noch viele Tage die Abdrücke des Seils um die Hüfte tragen, dies ist gewiß. Und was jetzt, Herr?«
    »Weißfeuer«, gab Erik zurück.
    Nun lagen ihre Waffen einen Klafter oder mehr von der Stelle entfernt, an der sie saßen, und direkt im Bug des Schiffes. Dorthin mußten sie also auf Knien kriechen, und dies war sehr mühselig, denn jedesmal, wenn das Schiff schlingerte, stürzten sie und konnten sich dabei nicht vor Verletzungen bewahren. Erik blutete an der Stirn, und blutig war auch Skallagrims gebogene Nase, bevor sie an die Stelle kamen, wo Weißfeuer lag. Schließlich erreichten sie das Schwert und schoben die darüberliegenden Schilde beiseite. Die mächtige Kriegsklinge steckte in der Scheide, und Erik mußte sie sich auf die Brust legen und die Waffe mit den Zähnen herausziehen.
    »Mit dieser Klinge sollte man sich besser nicht rasieren«, sagte er, als er sich erhob, denn die scharfe Schneide hatte ihm die Brusthaut aufgeritzt.
    »Dies haben schon einige gedacht, und es werden vielleicht noch mehr denken«, gab Skallagrim zurück. »Nun leg das Seil auf die Kante und schneide.«
    Erik tat wie geheißen, und schon bald war das dicke Tau, das sie fesselte, durchtrennt. Danach kniete sich Erik aufs Deck und drückte die Fesseln, die ihm die Beine banden, auf die Klinge, und nach ihm Skallagrim. Bis auf die Hände waren sie jetzt frei, und es war nicht leicht, die Fesseln an ihren Handgelenken zu durchtrennen. Es gelang ihnen so: Skallagrim setzte sich hin, und

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