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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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vollführen, und nach Island zurückzukehren.
    »Das dürfen sie nicht«, rief Erik Skallagrim zu, »denn wenn das Schiff bei dieser schweren See einmal zur Seite rollt, hat Ran es sicher, denn es wird vollaufen und sinken.«
    »Das scheinen sie zu wissen, Herr«, gab Skallagrim zurück. »Sieh doch, es fährt weiter!«
    »Ay, aber wir sind schneller – wir haben es gleich eingeholt. Los, Männer, los, denn gleich fängt der Kampf an!«
    »Es ist schlecht, bei einem solchen Seegang Kampf zu suchen«, sprach Hall.
    »Gut oder schlecht«, grollte Skallagrim, »tu, was dein Herr dir aufträgt.« Und er hob die Axt bis zur Brust.
    Der Maat sagte nichts mehr, denn er mißtraute Skallagrim Lammschweif und dessen Axt.
    Dann bereiteten sich die Männer, so gut es ging, auf das Gefecht vor und klammerten sich, das Schwert in der Hand und mit Gischt überzogen, an der Schiffswand der Gudruda fest, die jetzt schwer schlingerte.
    Erik ging nach achtern zum Ruder und ergriff es. Nun quälte sich Ospakars Schiff nur noch eine Länge voraus unter seinem kleinen Segel ab, doch die Gudruda stürmte unter vollem Segel auf sie zu. Bei jedem Satz tauchte der goldene Drache in die Brandung und schüttelte das Wasser vom Vorderdeck.
    »Bereitet die Enterhaken vor!« rief Erik durch den Sturm.
    Skallagrim ergriff ein Eisen und stellte sich neben ihn. Nun jagte die Gudruda neben der Rabe einher, und Erik steuerte so gekonnt, daß ein einziger Klafter zwischen den beiden Schiffen lag.
    Skallagrim warf das Eisen gut und geschickt, so daß es sich verkantete und hielt. Weiter raste die Gudruda, und das Tau straffte sich – nun küßte ihr Heck den Bug von Ospakars Schiff, als würde sie es schleppen, und für eine Weile jagten sie so durchs Wasser.
    Eriks Leute riefen laut und wollten Speere werfen; aber sie taten dies nur schlecht, denn das Schiff schlingerte zu sehr. Was Ospakars Männer betraf, so klammerten sie sich an die Schiffswände und taten nichts, denn all ihr Mut hatte sie verlassen, und sie wurden hin- und hergerissen zwischen der Furcht vor Erik und der entsetzlichen See. Erik rief, einer solle das Ruder halten, und Skallagrim kam zu ihm nach achtern.
    »Welchen Rat sollen wir nun annehmen?« sagte Erik, und als er sprach, schlug die See über ihnen zusammen – so stark war der Sturm.
    »Entern wir sie und machen ein Ende«, entgegnete Skallagrim.
    »Ein schwieriges Unterfangen; doch wir werden es versuchen«, sagte Erik, »denn wir können diese Fahrt nicht lange durchhalten, und ich bin nicht willens, sie entkommen zu lassen.«
    Dann rief Erik den Männern zu, ob sie ihm folgen wollten, und viele antworteten, wobei sie, so schnell sie konnten, gegen die Sturmgewalten zu ihm aufs Achterdeck kamen.
    »Du bist verrückt, Erik«, sagte Hall der Maat. »Durchtrenne das Tau und ändere den Kurs, sonst werden beide Schiffe untergehen, und dann wird man später keine große Geschichte zu erzählen haben.«
    Erik achtete nicht darauf, sondern wartete auf seine Chance und sprang auf den Bug der Rabe, und ihm folgte Skallagrim. Noch bei seinem Sprung kam eine so mächtige Welle und wischte über ihn hinweg, so daß das halbe Schiff unter der Gischt verborgen war. Nun stand Hall der Maat neben dem Entertau, und weniger aus Furcht, sie könnten sinken, als aus Feigheit, ließ er seine Axt auf das Tau fallen und trennte es so schnell durch, daß niemand außer Skallagrim es sah. Von ihrer Last befreit, machte die Gudruda einen Satz vorwärts und jagte im Wind davon, während Erik und Skallagrim allein an Bord der Rabe zurückblieben.
    »Nun stecken wir in einer bösen Klemme«, sagte Erik, »das Tau ist durchtrennt.«
    »Ay«, gab Skallagrim zurück, »der Nichtsnutz Hall hat es getan! Ich sah, wie seine Axt fiel.«

 

    XIV
    WIE ERIK EINEN TRAUM TRÄUMTE
    Als Ospakars Männer, die sich am Heck der Rabe versammelt hatten, nun sahen, was geschehen war, jubelten sie laut und wollten die beiden töten. Aber Erik und Skallagrim kletterten zum Mast, stellten sich rücklings dagegen und banden sich schnell mit einem Seil fest, so daß sie von den Schlingerbewegungen des Schiffes nicht über Bord gespült werden konnten. Dann kamen Ospakars Leute, um sie loszuschneiden.
    Aber dies war nicht einfach, denn sie konnten kaum stehen und auch nicht mit dem Bogen schießen. Überdies hatten Erik und Skallagrim, da sie sich am Mast festgezurrt hatten, beide Hände frei und nicht die Absicht, sich töten zu lassen. Daher holten sich Ospakars Leute

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