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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Lammschweif allein an Deck – allein mit den Toten.
    »Swanhild ist eine kluge Hexe«, keuchte Erik, »und was sie auch Böses getan haben mag, dies werde ich ihr zu Ehren halten.«
    »Nur wenig Gutes entspringt der Hexerei«, gab Skallagrim zurück und wischte sich über die Stirn. »Heute hat sie für uns gearbeitet, morgen wird sie gegen uns arbeiten.«
    »Zum Ruder«, sagte Erik. »Das Schiff schwankt und kippt!«
    Skallagrim sprang zur Ruderpinne und legte all seine Kraft dahinter, und dies gerade noch rechtzeitig, denn eine große Welle schlug über Bord und ließ viel Wasser an Deck zurück.
    »Dies verdanken wir deinem Berserkertum«, sagte Erik. »Hättest du den Steuermann nicht erschlagen, hätten wir kein Wasser aufgenommen.«
    »Wahr, Herr«, gab Skallagrim zurück, »aber wenn ich die Axt erst einmal gehoben habe, scheint sie von allein zu fliegen, bis kein Feind mehr übrig ist. Welchen Kurs?«
    »Den gleichen, den die Gudruda hatte. Wenn wir bis zu den Farey-Inseln durchhalten, finden wir sie dort vielleicht vor Anker liegend.«
    »Das wäre sehr unwahrscheinlich«, sagte Skallagrim, »doch der Wind steht günstig, und wir fliegen schnell mit ihm dahin.«
    Dann banden sie das Ruder fest und machten sich daran, das Wasser auszuschöpfen. Sie schöpften lange, und es war ein schweres Werk, aber sie befreiten das Schiff von vielem Wasser. Danach aßen sie, denn es war schon Morgen, und mit dem Tagesanbruch frischte auch der Wind wieder auf.
    Drei Tage und drei Nächte blies er kräftig, und die Rabe flog nur so im Sturmwind dahin. Die ganze Zeit über standen Erik und Skallagrim abwechselnd am Ruder oder kümmerten sich um die Segel. Zum Essen blieb nur wenig Zeit, und zum Schlafen gar keine. Sie hatten soviel zu tun und mußten sich ihre Kräfte so genau einteilen, daß sie nicht einmal dazu kamen, die Leichen über Bord zu werfen. So wurden sie sehr müde und wären mehrere Male beinahe eingeschlafen, aber es gelang ihnen, die Rabe auf Kurs zu halten. Zu Anfang der vierten Nacht schlug eine mächtige Welle auf das Schiff ein, so daß es von vorn bis achtern erzitterte.
    »Mich deucht, ich höre Wasser gurgeln«, sagte Skallagrim mit heiserer Stimme.
    Erik kletterte ins Versaufloch und hob die Bodenplanken an, und unter ihnen war ein Leck, durch das Wasser in einer dünnen Fontäne ins Schiff sprudelte. Er verstopfte die Spalte mit den Kleidungsstücken der Toten, rollte Ballaststeine darauf und kletterte wieder an Deck zurück.
    »Wir haben nur noch wenig Zeit«, sagte er. »Das Wasser fließt schnell ein.«
    »Nun, es ist an der Zeit, sich zur Ruhe zu betten«, sagte Skallagrim. »Aber siehe, Herr« – und er deutete voraus –, »was ist das für ein Land?«
    »Es müssen die Farey-Inseln sein«, gab Erik zurück. »Wenn wir noch drei Stunden über Wasser bleiben, können wir vielleicht doch noch an Land sterben.«
    Danach ließ der Wind nach, blieb aber kräftig genug, um die Rabe schnell voranzutreiben. Und das Wasser stieg im Schiffsraum immer höher.
    Nun waren sie nicht mehr weit vom Land entfernt, denn vor ihnen türmten sich schwarze Hügel empor; sie leuchteten schwach in der Mitternachtssonne, und zwischen den Hügeln lag eine Spalte, die ein Fjord zu sein schien. Noch eine Stunde verstrich, und sie waren keine zehn Achtelmeilen mehr von der Fjordmündung entfernt, als der Wind plötzlich nachließ und sie im Schutz der Insel plötzlich in ruhigem Wasser trieben. Sie gingen mittschiffs und schauten sich um. Der Schiffsraum war schon halb mit Wasser gefüllt, und die Leichen von Ospakars Männern trieben darin.
    »Die Rabe hat nicht mehr lange zu leben«, sagte Skallagrim, »aber wenn das Boot nicht beschädigt ist, können wir uns noch retten.«
    Nun war achtern, neben der Ruderpinne, ein kleines Boot auf dem Halbdeck der Rabe festgezurrt. Sie gingen zu ihm und betrachteten es; es war noch heil, die Ruder darin festgebunden, aber halb voll Wasser, das sie ausschöpfen mußten. Dies taten sie, so schnell sie konnten; dann schnitten sie das kleine Boot los, hoben es, nachdem sie es mit einem Seil gesichert hatten, über die Reling und ließen es ins Meer sinken, und dies war kein weiter Weg, da die Rabe tief gesunken war. Es fiel auf ebenen Kiel, und Erik ließ sich an dem Seil hinab und rief Skallagrim zu, ihm zu folgen.
    »Gedulde dich noch eine Weile, Herr«, gab Skallagrim zurück, »da ist noch etwas, das ich mitnehmen will.« Und mit diesen Worten verschwand er.
    Erik wartete noch

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