Erinnert
noch in mir, stecken noch in jeder Faser meines Körpers, begleiten mich hinüber in den Wachzustand.
Wir haben unter freiem Himmel, unter dem grünen Dach des Waldes die Nacht verbracht. Adam benötigt seinen Schlaf.
Im Gegensatz zu Hope.
Im Gegensatz zu mir, falls ich den Energietanz endlich mal beherrschen würde ohne dass Hope mir dabei das Händchen hält.
Mit leicht geöffneten Lidern sehe ich mich um. Hope hält Wache am Rand unseres Lagers. Adam schläft noch, liegt nicht direkt neben mir, nicht bei mir und die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Ich betrachte Adams Körper, wie er zusammengerollt da liegt. Erinnere mich an unseren Kuss am See.
An den Kuss vor zwei Tagen. Er war vollkommen anders, als der Kuss damals im Schlamm, am Ufer vor seinem Haus.
Damals?
Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Welten entfernt. Dieses Mal war der Kuss nicht gierig, sondern vertraut.
Nicht heiß, sondern innig.
Und trotzdem habe ich Adam weggestoßen. Ich liebe dich, hat er zu mir gesagt. Ich dich auch, hätte ich sagen sollen. Aber ich tat es nicht. Weil ich kein gutes Gefühl habe, weil ich glaube, nicht heil aus diesem Krieg heraus zu kommen, weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass er sterben müsste, wenn mir etwas, das mir unausweichlich scheint, zustößt. Adam hat mein Schweigen akzeptiert.
Ich hätte wegrennen sollen als noch Gelegenheit dazu war, aber ich war zu schwach und das obwohl ich getanzt hatte und ich vor Energie hätte platzen müssen.
Und dann ist es passiert.
Ich werde es mir nie verzeihen können.
Wir hatten uns geküsst und ich hatte ihn weggestoßen und trotzdem kam er zu mir zurück und gab mir das, was ich auch so dringend benötigte. Adam reichte mir sein Handgelenk.
Trink hatte er gesagt.
Und ich war nicht ich selbst, ich war ein Tier, bin vor ihm auf die Knie gefallen und habe meine Zähne in seine weiche Haut geschlagen und habe von seinem Blut getrunken.
Ich bin ein Alphawolf, definitiv, denn ich habe die Kontrolle behalten, habe nur so viel aus ihm getrunken, dass meine Energiereserven wieder aufgetankt waren. Wie lange werden sie dieses Mal anhalten?
Etwas stimmt nicht mit mir. Definitiv.
Ich bin anders als Hope. Aber sie scheint die Hoffnung in mich noch nicht aufgegeben zu haben. Sie weiß bestimmt, dass mich Adam gefüttert hat. Es war eine Raubtierfütterung. Aber Hope hat es akzeptiert.
Seither bin ich ihm aus dem Weg gegangen, aber ich bin mir nicht sicher, wie lange ich es ohne Adams Nähe, seine Worte, seine weichen Lippen, ohne sein warmes, köstliches Blut aushalte.
Auf jeden Fall bin ich zu Erstaunlichem fähig, wenn ich erst einmal über genügend Blut - Adams Blut - über genügend Energie verfüge. Es war nur eine Berührung nötig um die Brennstoffzelle des Computers zu erneuern. Eine zufällige Berührung, weil der Computer auf meinem Tagebuch lag und ich ihn lediglich zur Seite schieben wollte. Er hat gepiepst und der Monitor ist aufgeflackert. Adam war begeistert und hat sich gleich an die Arbeit gemacht.
Für Hope war es ein Zeichen – das Zeichen auf das sie gewartet hatte. Es steckt doch mehr in dir, als nur so körperlicher Kram, hat sie gesagt.
Sie fordert mich auf, immer wieder zu tanzen, weil sie nicht weiß, dass mir der Tanz zwar hilft nichts essen zu müssen, aber nur Adams Blut mir diese Mengen an Energie geben kann, die mich zu solchen unglaublichen Dingen befähigt. Ich muss üben, um es bewusst zu steuern und nicht nur in Notsituationen oder rein zufällig.
Wobei ich nicht wirklich an Zufälle glaube.
Adam hat auf dem Computer Informationen gefunden. Informationen über Sektion 13. Irgendetwas muss dort passiert sein. Ich hoffe er kann das dechiffrieren.
Ich überlege mir gerade, ob ich mein Tagebuch aufschlagen soll, um alle meine Gedanken und die Eindrücke meines Traums niederzuschreiben. Aber heute Morgen genügt es einfach nur nachzudenken, um die letzten beiden Tage zu verarbeiten.
Ich rapple mich auf und setze mich neben Hope. Ich habe nicht vor, ihr ein Geheimnis zu verraten. Sie hat Adams Handgelenk geheilt, aber sie weiß nichts von dem Kuss. Dem Geschmack seiner Lippen, nach denen ich mich noch mehr sehne, als nach Adams Blut.
„Na Schlafmütze. Alles klar?“, erkundigt sich Hope.
„Hast du nicht geschlafen?“
„Seit wir unterwegs sind nicht. Aber Zuhause schon. Nicht weil es notwendig wäre. Nur deshalb, weil ich es cool finde zu träumen.“
„Hope, ich habe den Verdacht, dass du mich nirgendwo
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