Erinnert
Kommunizieren nicht wie Menschen es tun.
Ich bin bei Hope und in einer einzigen fließenden Bewegung springe ich und Hope erfasst mich und schleudert mich wie ein Katapult nach oben.
Der Blitz der Drohne verfehlt uns beide. Zischt zwischen uns durch und lässt die Stelle, wo er in das Dach einschlägt explodieren. Im nächsten Moment bekomme ich das glatte Metall der Drohne zu fassen, halte mich an einem Manövrierflügel fest und stoße mich instinktiv wieder ab. Die zwei anderen Drohen haben ihr Ziel automatisch erfasst. Mich. Aber sie sind zu langsam, um zu begreifen, dass sie nicht mich treffen werden.
Die Drohne neben mir geht in Flammen auf, zersplittert, getroffen von ihren eigenen Verbündeten. Getroffen von zwei Blitzen. Die Wucht der Explosion wirbelt mich durch die Luft. Das Dach kommt näher. Irgendwie versuche ich mich auf den Aufprall vorzubereiten, aber es hilft nicht besonders viel. Ich krache auf den Beton, schlittere und wetze meine Haut auf, aber ich liege außerhalb ihrer Scheinwerfer. Für den Moment.
Ich kann mich noch nicht bewegen, als die Drohne vor mir in das Gebäude kracht und zerschellt. Metallsplitter und Feuer fliegen mir um die Ohren.
Ich suche Hope und sehe sie, ihre Tattoos strahlen und funkeln. Sehe die Schwarzhaarige, wie sie springt, sich in Sicherheit bringen will, vor dem Feuer, der umherfliegenden Wrackteile, dann schlägt ein Blitz neben ihr ein und ein zweiter schießt in ihre Richtung, und es ist wie ein unwirklicher Alptraum als ich sehe, wie er sie treffen wird. Hope reist die Arme hoch. Zum Schutz. Schützt sich mit ihrer Barriere. Der Blitz rast mitten in ihre Brust.
Sie wird wie eine Puppe von der Stelle weggerissen und bleibt zehn Meter weiter reglos auf dem kalten Beton liegen. Ihre Tattoos erlischen, dann sehe ich nur noch die brennende Drohne. Alles vergeht wie in Zeitlupe. Hope wurde getroffen.
„Nein!“, will ich schreien. Ich kann mich nicht hören.
Ich
stehe
auf.
Mein rechtes Bein steht unnatürlich zur Seite ab. Ist das mein Bein, das ich da hinter mir her schleife. Ich humple auf einem weiter. Bewege mich. Irgendwie. Zu Hope.
Die Scheinwerfer erfassen mich jetzt, aber das ist mir egal. Hope? Ich kann mein rechtes Bein nicht mehr spüren, es hindert mich am Vorwärtskommen. Kann ich es mir nicht einfach abschneiden, damit ich schneller bin. Meine Gedanken sind glasklar, aber ich wünsche mir ich wäre nicht bei Sinnen. Ich bin wie auf Autopilot. Meine Sinne sind messerscharf. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren. Meine Ängste foltern mich. Quälen mich zu tode. Hope?
Ich habe jetzt die Aufmerksamkeit beider Drohnen. Ich habe nichts mehr entgegenzusetzen, schmecke Blut auf meiner Zunge, fühle wie der Schmerz in meine Glieder kriecht. Ich höre weitere Explosionen aus der zerstörten Drohne und dann noch etwas Anderes. Neues. Stimmen.
Ich sehe Vollstrecker aus der anderen Richtung aufs Dach kommen. Einer feuert auf mich. Ein anderer reißt ihm die Waffe aus der Hand. Was soll das? Spielt das noch eine Rolle?
Ich bin hellwach und doch taub, nicht mehr in der Lage Furcht zu empfinden. Aber ich weine. Weine um Hope. Dann höre ich die Männer. Irgendwie unbeteiligt, verständnislos reiße ich meinen Kopf hoch und kann sehen wie die Drohnen inne halten. Dann davon fliegen. Abkommandiert.
Ich mache weiter. Immer weiter. Schleife mich weiter, bin gleich da. Bei ihr.
Die Vollstrecker rennen über das Dach. Ihre Schweinwerfer erfassen jetzt auch Adam. Sie schießen nicht. Feuern nicht auf ihn.
Endlich. Ich habe es geschafft, bin bei Hope. Sie liegt auf dem Rücken, die Augen geöffnet. Ich sehe keine Angst in ihnen und sie sind wunderschön, einzigartig, wie Sterne.
Der Wind zieht an Hopes und meinen Haaren. Verweht die restliche Hoffnung in mir, dass sie noch am Leben sein könnte.
Die Stimmen kommen näher. Ich halte Hope im Arm, schließe ihre Augen doch sie öffnet sie wieder. Sie lebt?!
„Hope? Geh nicht. Die Welt braucht dich. Ich brauche dich!“
Sie kann nicht sprechen, aber ich sehe sie lächeln und ihre Lippen bewegen sich. Ich beuge mich vor und möchte ihre Stimme hören. Ich hoffe nicht ein letztes Mal.
„Bitte Hope. Bitte. Bitte“, weine ich.
„Frei-ja“, sagt sie leise und schwach und trotzdem, wie schön sie klingt und dann spüre ich ihre Finger auf meiner Haut, in meinem Gesicht. Ihre Haut, die Tattoos flammen auf, für eine Sekunde, dann spüre ich, wie ihr Körper in meinen Armen erschlafft.
„Neiiiin.
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