Erinnerung Des Herzens
Bockmist.«
Ihre Agentin, eine rundliche, sanft wirkende Frau mit einem eisernen Willen, zuckte mit den Schultern und schlürfte ihren Nachmittagscocktail.
»Ich hab' dir ja gleich gesagt, dass es Schund ist, Eve, aber du wolltest es trotzdem lesen.«
»Schund, sagst du.« Sie nahm eine Zigarette aus der Lackdose und fahndete in den Taschen ihrer Slacks nach Streichhölzern. »Warum nicht? Ich habe schon viel Schund gespielt und etwas daraus gemacht. Das hier«, wieder versetzte sie dem Drehbuch einen Fußtritt, was ihr offensichtlich Spaß machte, »ist Bockmist.«
Margaret Castle nippte an ihrem Grapefruitsaft mit einem Spritzer Wodka. »Richtig. Diese Miniserien ...«
Eve warf den Kopf zurück. Ihr Blick war scharf wie ein Skalpell. »Du weißt, wie ich dieses Wort verabscheue.«
Maggie griff nach einem Stück Marzipan und stopfte es sich in den Mund. »Wie immer du sie nennen willst, die Rolle der Marilou ist dir auf den Leib geschrieben. Seit Scarlett hat es keine so lebendige, faszinierende Schönheit der Südstaaten mehr gegeben.«
Eve wusste das und war bereits entschlossen, das Angebot anzunehmen. Aber sie wollte nicht zu rasch zustimmen. Es ging ihr dabei weniger um ihren Stolz, als vielmehr um ihr Image. »Drei Wochen lang Aufnahmen in Georgia«, maulte sie. »Zusammen mit ständig bumsenden Alligatoren und Moskitos.«
»Liebling, mit wem du ins Bett gehst, das ist deine Angelegenheit.«
Der Scherz wurde mit einem prustenden Gelächter beloht. »Sie haben übrigens Peter Jackson als Robert angeheuert.«
Eve kniff die schönen grünen Augen zusammen. »Seit wann weißt du das?«
»Seit heute Morgen.« Maggie lächelte und rutschte ein wenig tiefer in die pastellfarbenen Kissen auf dem weißen Korbsofa. »Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.«
Eve blieb nicht stehen. Sie blies den Rauch aus und überlegte. »Er sieht wirklich sehr gut aus, und ist noch dazu ein ausgezeichneter Schauspieler. Da könnte sich das Herumstapfen im Sumpf fast lohnen.«
Jetzt, wo sie einen Anhaltspunkt hatte, zog Maggie den Fisch an Land. »Sie denken daran, Justine Hunter als Marilou zu engagieren.«
»Diese Gans?« Eve fing an, schneller an der Zigarette zu ziehen, schneller hin und her zu laufen. »Sie hat weder genug Talent noch genug Verstand für die Marilou. Hast du sie in Midnight gesehen? Außer ihrem Busen hatte sie nichts zu bieten, gar nichts. Du lieber Himmel!«
Auf diese Reaktion hatte Maggie nur gewartet. »In Right of Way war sie sehr gut.«
»Aber nur, weil sie sich selber spielen konnte, eine dumme Schlampe. Mein Gott, Maggie, sie ist eine Katastrophe.«
»Die Fernsehzuschauer kennen ihren Namen und ...«, Maggie wählte ein neues Stückchen Marzipan aus, betrachtete es aufmerksam und lächelte. »Weißt du, sie hat das richtige Alter für die Rolle. Marilou soll Mitte Vierzig sein.«
Eve wirbelte herum. Hochaufgerichtet stand sie im hellen Sonnenlicht und hielt die Zigarette wie eine Waffe in ihren Fingern. Großartig, dachte Maggie, während sie auf die Explosion wartete.
Eve Benedikt war wirklich großartig mit ihrem feingeschnittenen, unvergesslichen Gesicht, den vollen roten Lippen, dem seidigen, kurzgeschnittenen, ebenholzschwarzen Haar. Ihr Körper war der Traum eines jeden Mannes - schlank und fest, mit vollen Brüsten. Wie immer trug sie Seide in leuchtenden Farben - ihr Markenzeichen.
Dann lächelte sie, ihr berühmtes, schnell aufblitzendes Lächeln, das jedem den Atem verschlug. Sie warf den Kopf zurück und lachte herzlich. »Sinnlos, Maggie. Verdammt noch mal, du kennst mich zu gut.«
Maggie schlug ihre dicken Beine übereinander. »Kein Wunder, nach fünfundzwanzig Jahren.«
Eve ging zur Bar, um sich ein Glas Saft aus frischgepreßten Orangen einzugießen, die aus eigener Ernte stammten. Sie fügte einen großzügig bemessenen Schuss Champagner hinzu.
»Kommen wir zur geschäftlichen Seite.«
»Ich hab' mich schon damit befasst. Du wirst eine reiche Frau werden.«
»Ich bin eine reiche Frau.« Eve zuckte mit den Schultern und drückte ihre Zigarette aus. »Wir beide sind reiche Frauen.«
»Nun, dann werden wir eben noch reicher.« Sie hob ihr Glas und prostete Eve zu. Dann klapperte sie mit den Eiswürfeln. »Warum erzählst du mir nicht, weshalb du mich heute hergebeten hast?«
Eve lehnte sich an die Bar und nippte an ihrem Drink. An ihren Ohren funkelten Diamanten, sie trug keine Schuhe. »Du kennst mich wirklich zu gut. Ich trage mich in Gedanken mit einem ganz
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