Erinnerungen an die Wahrheit
Adol Mar, dessen Bericht über die Königin von Saba diesen Ausführungen zugrunde liegt? Jakoub Adol Mar war – wie seine Enkelin Makeda Ketcham mitteilt – der Sohn eines deutschen lutherischen Missionars und einer äthiopischen Prinzessin, studierte in Europa, war Bürgermeister von Addis Abeba, dann Ratgeber von Kaiser Menelik und Kaiserin Zauditu. 1922 wurde er zum Konsul Äthiopiens in Brüssel ernannt. Er hielt einen Roman als die geeignete Form, sein Wissen über die Königin von Saba der Welt zugänglich zu machen und ein altes Kulturerbe der Nachwelt zu erhalten. Das unvollendete Manuskript – geschrieben in den zwanziger Jahren – wurde erst 1997 von seiner Enkelin veröffentlicht. (Seine über 2000seitige wissenschaftliche Abhandlung für die Kaiser, in deren Auftrag er die Überlieferungen über die Königin von Saba in Äthiopien gesammelt und kritisch ausgewertet hat, ist verschollen.) Jakoub Adol Mar bestätigt in einem Vorwort des „Romans“, daß der Text weitgehend auf Tatsachen beruht, die durch Überlieferungen belegt sind. Tatsächlich dürfte er als äußerst sachkundiger Autor der Wahrheit über die Königin von Saba am nächsten kommen.
Bild am Kapitelanfang: „Salomon empfängt die Königin von Saba“, Holzstich (später koloriert) von Gustave Doré, 1865
Bild nach Einleitungstext: Die Königin von Saba, Gewändefigur (Skulptur), 13. Jahrhundert, Stiftskirche Saint-Thibault-en-Auxcis
Äthiopien und die Bundeslade
Auf der Suche nach einer der heiligsten Reliquien der Menschheit
Die Bundeslade, in die Moses vor mehr als 3.000 Jahren nach Angaben der Bibel die beiden steinernen Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten Gottes legte, und die der heiligste Gegenstand des alten jüdischen Volkes war, gilt als verschollen. Die Äthiopier behaupten, daß sie zu Salomos Zeiten nach Äthiopien gelangt ist und sich noch heute dort befindet. Der britische Schriftsteller Graham Hancock versuchte, in Äthiopien vor Ort die Wahrheit zu ergründen. Über seine Suche nach der Bundeslade soll im folgenden berichtet werden.
In Aksum, beim Wächter der Bundeslade
Im Jahr 1983 besucht der britische Schriftsteller Graham Hancock die Stadt Aksum in Äthiopien. Er verfaßt für das kommunistische Regime Mengistu einen Bildband über Äthiopien, der aus politischen Gründen die kulturelle Einheit des Vielvölker-Staates dokumentieren soll. Bereits der Anflug auf Aksum ist abenteuerlich: Das Flugzeug kann nur in einer ganz engen Spirale landen, da es sonst womöglich von Rebellentruppen der Tigreanischen Befreiungsfront abgeschossen wird, die rings um Aksum die Oberhand haben. In Aksum wird Graham Hancock zu den Überresten des Palastes der Königin von Saba gefahren, die hier vor rund 3.000 Jahren gelebt haben soll. Er photographiert einige uralte, riesige Stelen im „Park der Säulen“ und er besichtigt die alte Kirche „Maria von Zion“. Mit dieser Kirche hat es eine ganz besondere Bewandtnis: Sie wurde erbaut, um im Allerheiligsten die Bundeslade aufzunehmen, die sich jetzt aber angeblich in einer nebenan erbauten neuen Kapelle befindet.
Die Legenden um die Königin von Saba und die riesigen, mehr als hundert Tonnen schweren Stelen, deren genaues Alter unbekannt ist, wirken auf Graham Hancock sehr geheimnisvoll. Von der Geschichte über die Bundeslade ist er jedoch am meisten fasziniert. Sollte es tatsächlich die von Moses vor über 3.000 Jahren durch die Wüste Sinai mitgeführte Bundeslade sein, in der nach Angaben der Bibel die Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten Gottes aufbewahrt wurden, und die der heiligste Gegenstand des alten jüdischen Volkes war? Eine Besichtigung der neuen Kapelle, in der sich die Lade befinden soll, ist aber unmöglich. Niemand bekommt die Lade in der Kapelle zu sehen – außer einem einzigen Wächter, der immer in der Nähe der Lade bleiben muß, und der jeweils vor seinem Tod einen neuen ernennt.
Es gelingt Graham Hancock immerhin, ein kurzes Gespräch mit dem alten Wächter der Bundeslade vor der Kapelle zu führen. Der Wächter erklärt (s. Lit. Verz.: Graham Hancock, „Die Wächter des heiligen Siegels“, auch alle weiteren Zitate, Hancock betreffend, sind diesem Band entnommen): „Die Bundeslade brachte den Israeliten den Sieg, wohin auch immer sie kamen. Als die Bundeslade ihre große Aufgabe erfüllt hatte, wurde sie von König Salomo in den Tempel gebracht, den er in
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