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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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ein, die Aufsicht über alle meine Sachen unter meine Kammerfrauen zu verteilen. Meine Kasse, meine Ausgaben und meine Wäsche überließ ich der Sorge des Fräulein Schenk, dem Kammermädchen, welches ich aus Deutschland mitgebracht hatte. Sie war eine alte Jungfer, einfältig und mürrisch, der unsere Heiterkeit aufs höchste mißfiel. Außerdem war sie auf alle ihre jungen Gefährtinnen, welche ihre Funktionen und meine Zuneigung teilen sollten, eifersüchtig. Meine Juwelen übergab ich der Aufsicht Fräulein Jukoffs, die, weil sie am meisten Geist besaß und heiterer und offener als die andern war, meine besondere Gunst zu gewinnen wußte. Meinem Kammerdiener Timotheus Nevreinoff vertraute ich meine Kleider an; meine Spitzen dem Fräulein Balkoff, welche bald darauf den Dichter Sumarokoff heiratete. Meine Bänder erhielt Fräulein Skorochodoff, die ältere, die später an Aristarchus Kachkin vermählt wurde. Nur deren jüngere Schwester Anna erhielt kein Amt, weil sie erst dreizehn oder vierzehn Jahre alt war.
    Am Tage nach dieser schönen Einteilung, wo ich meine Zentralgewalt in meinem Zimmer ausgeübt hatte, ohne eine Seele um Rat zu fragen, war abends Theater. Um dorthin zu gehen, mußte man durch die Gemächer meiner Mutter. Man hatte nämlich in einer Reitbahn, die zur Zeit der Kaiserin Anna dem Herzog von Kurland gehörte, dessen Gemächerich bewohnte, eine kleine Bühne errichtet, und die Kaiserin, der Großfürst, sowie der ganze Hof waren anwesend. Nach dem Theater, als die Kaiserin in ihre Gemächer zurückgekehrt war, kam die Gräfin Rumianzoff zu mir und sagte, daß die Kaiserin die von mir angeordnete Verteilung der Bedienung meiner Damen mißbillige und sie Befehl habe, die Schlüssel zu meinen Juwelen aus den Händen Fräulein Jukoffs an Fräulein Schenk zurückzugeben, was sie auch in meiner Gegenwart tat. Hierauf entfernte sie sich und ließ uns, Fräulein Jukoff und mich, mit langen Gesichtern, Fräulein Schenk hingegen triumphierend über das Vertrauen der Kaiserin zurück. Bald nahm sie mir gegenüber eine anmaßende Miene an, die sie noch einfältiger, noch unliebenswürdiger machte, als sie schon war.

Drittes Kapitel.
    Merkwürdiger Zwischenfall mit dem Großfürsten. – Schlechtes Befinden meiner Mutter. – Tod Karls XII. – Ich lerne reiten. – Wir beziehen den Sommerpalast. – Verletzte Eigenliebe. – Übersiedelung nach Peterhof. – Man fängt an, von meiner Hochzeit zu sprechen. – Kindische Spielereien des Großfürsten. – Ein nächtlicher Spaziergang mit meiner Umgebung im Schloßpark. – Wie man ihn auslegt. – Falsche Anschuldigungen meiner Mutter gegen mich. – Die Kaiserin bestimmt den Tag meiner Vermählung. – Meine Hochzeit und deren Feierlichkeiten. – Abreise meiner Mutter. – Verabschiedung Fräulein Jukoffs. – Man verheiratet und verbannt sie. – Im Winterpalast. – Rücktritt der Kammerherren Berkholz und Brummer. – Maskenbälle. – Der Großfürst vertraut mir aufs neue seine Liebesabenteuer an.
    In der ersten Woche der großen Fasten hatte ich eine merkwürdige Szene mit dem Großfürsten. Eines Morgens, als ich mich mit meinen Damen, die alle sehr fromm waren, in meinem Zimmer befand, um die Frühmesse zu hören, die im Vorzimmer gesungen wurde, schickte mir der Großfürst seinen Zwerg, um mich zu fragen, wie ich mich befände, und mir anzukündigen, daß er wegen der großen Fasten an diesem Tage nicht zu mir kommen könne. Der Zwerg kam gerade in dem Augenblicke, als wir im Anhören der Gebete waren und genau die Fastenvorschriften nach unserm Ritus erfüllten. Ich sandte dem Großfürsten die gebräuchliche Begrüßung zurück, und der Zwerg entfernte sich. Als er in das Zimmer seines Herrn trat, begann er, sei es nun, weil er wirklich von dem, was er gesehen, erbaut war, oder weil er dadurch seinen Herrn, der nichts weniger als fromm war, zu gleichen Uebungen bringen wollte, oder auch aus Unbesonnenheit, die in meinen Gemächern herrschende Frömmigkeit laut zu preisen, und versetzte dadurch den Großfürsten in schlechte Laune gegen mich. Als wir uns wiedersahen, schmollte er mit mir, und auf meine Frage, was ihn dazu veranlasse, schalt er mich wegen der übermäßigen Frömmigkeit, der ich mich seiner Meinung nach hingäbe. Ich erwiderte ihm, daß ich damit nur eine Pflicht erfülle, der alle sich unterzögen, und von der man sich nicht ohne Skandal freimachen könne; aber er war anderer Meinung. Dieser Streit endete wie die meisten

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