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Erknntnisse eines etablierten Herrn

Erknntnisse eines etablierten Herrn

Titel: Erknntnisse eines etablierten Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Kathi senkte den Kopf wie ein verlegenes Mädchen.
    »Jeh, und das Fräulein Sylvia! Die mit dem Herrn Pauli befreundet war. Mein Gott, jetzt ist sie auch schon zehn Jahre tot! Er ist übrigens sehr gut situiert, der Herr Pauli hat ein großes Geschäft, eine Villa mit Schwimmhalle und einen Gutshof in Tirol. Verheiratet ist er auch; es sind, glaub ich, zwei Töchter da. Aber den Herrn Pauli haben wir eigentlich nie so recht mögen, die ganze Küche nicht.«
    Da hat mir die Küche an Menschenkenntnis einiges voraus gehabt, überlegte er und verfolgte Kathis rosige Hand, die auf der roten Tischdecke Brotkrümel zusammenklaubte.
    »Nein, wie der Mann das Fräulein Sylvia behandelt hat! Da hat man doch gesehen, was das für einer ist. Ich weiß noch den Abend, wo er sie Ihnen ausgeliehen hat — das dürfen Sie mir jetzt nicht übelnehmen, daß ich das sag.«
    Lukas schüttelte den Kopf und vernahm jenen längst vergessenen, sehr verfrühten Fall von Mitbestimmung im Liebesleben: Er wohnte damals bei dieser Familie mit der unruhigen Tochter, die Renate hieß. Ihre Eltern hätten eine Verbindung gerne gesehen und verhielten sich entsprechend großzügig, insbesondere nachts. Als er eines Abends im Späten Schoppen davon erzählte, beschloß die
    Clique, ihn zu retten. Er sollte, so kamen sie überein, eine Gefährtin für die Nacht mitbekommen, während sie, die Freunde, einen Eilbrief für ihn bei der Nachtpost aufgaben. Am nächsten Morgen würde die Wirtin den Brief entgegennehmen und sofort an Lukas’ Tür klopfen.
    »...und deswegen«, schloß Kathi, »sollten Sie Fräulein Sylvia mit heim nehmen, damit sie Ihre Wirtin dann bei Ihnen sieht.« Jetzt fiel ihm der Name ein.
    »Zierholt! Familie Zierholt. Die haben mich auch tatsächlich
    rausgeworfen. Sie wissen ja beängstigend Bescheid, Kathi.«
    »Ach, Sie meinen vielleicht, ich hätt gelauscht? Nein, Herr Dornberg,
    das war nicht nötig. Wenn der Stammtisch richtig in Fahrt kam, hat das ganze Lokal zugehört. Und dauernd haben sie nach mir gerufen, aber dann haben sie wieder weiterdiskutiert, und ich fein dagestanden und hab gewartet, bis dem, der was wollen hat, wieder eingefallen ist, was er wollen hat. Eigentlich wären’s ja immer
    sehr gehaltvolle Gespräche. Beim Herrn Hubert besonders. Warten S’, einen Satz hat er immer gesagt:
    Wer nicht verheiratet ist, hat noch keinen wesentlichen Fehler gemacht! — Das hab ich mir damals sehr zu Herzen genommen. Ihnen kann ich’s ja erzählen: da war nämlich ein pensionierter Kriminalbeamter hinter mir her. Stellen Sie sich das vor!«
    »Na?« Lukas blinzelte sie an, »wär’ das so schlimm gewesen? Kathi als Frau Kriminalinspektor.«
    »Oberinspektor!«
    »Noch besser! Zu zweit ist das Leben doch auch ganz schön.« Energisch schüttelte sie den Kopf.
    »Ich könnt mich an keinen mehr gewöhnen, wo ich so lang selbständig war. Aber Sie, Herr Dornberg, Sie sollten wieder heiraten. Bestimmt.«
    »Das sagt meine ehemalige Schwiegermutter auch«, hörte er sich sagen.
    »Aber ich hab Sie unterbrochen.«
    Augenblicklich und mit einem verschmitzten Blick nahm Kathi den Faden wieder auf.
    »Wissen Sie eigentlich, wem Sie’s zu verdanken haben, daß Sie da rausgekommen sind bei der Familie?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« ,
    »Frau Daniela,« Triumph schimmerte über den Bäckchen. »Sie hat Ihnen angesehen, daß etwas mit Ihnen los ist, und dann so lang gebohrt, bis Sie die ganze Geschichte erzählt haben. Uns hat’s ja gefreut, daß Fräulein Sylvias Wunsch auf diese Weise doch noch in Erfüllung gegangen ist.«
    »Was für ein Wunsch?«
    »Das wissen Sie nicht? Das hat doch jeder gemerkt. Fräulein Sylvia hat Sie ja so geliebt, schon lang! Und jetzt durfte sie endlich mit Ihnen nach Haus.«
    Sie trank einen Schluck, lächelte vor sich hin, als erzähle sie für sich selbst weiter. Lukas sah sie über den Rand seines Glases an.
    »Kathi, ich hab den Verdacht, daß Sie dazuerfinden!«
    »Aber Herr Dornberg, das würde ich mir nie erlauben.«
    »Die Phantasie ist ein leiser Verführer! Wir sitzen da wie ein altes Ehepaar, das in einem Album blättert und die kleinen Scharmützel noch einmal als Schlachten nacherlebt. Aber wo Sie sich so genau auskennen, sagen Sie mir noch eines: Wer hätte denn nach Ihrer Meinung am besten zu mir gepaßt?«
    Die Frage überraschte sie nicht. Kathi hatte die Vergangenheit im Kopf wie einen Fahrplan.
    »Also Ihre Braut überhaupt nicht. Da wären wir richtig erleichtert,

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