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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Kontakt größer wurde, ihre Verzweiflung. Mit wem sollte sie reden? Es gab doch niemanden mehr.
    Jetzt saß sie in einem leeren, aufgeräumten Zimmer und presste die Lippen zusammen. Der Druck der ungeweinten Tränen nahm zu.
    Da hörte sie ihren Sohn, er bewegte sich. Sie gewann ihre Fassung zurück, wischte sich die Nasenspitze mit dem Zeigefinger ab und holte zweimal tief Luft.
    Wenn ihr Mann sie betrog, dann sollte er auch nicht mehr auf sie zählen können.
    Das Leben hatte mit Sicherheit mehr zu bieten.
     
    Ihr Mann kam so lautlos ins Schlafzimmer, dass ihn nur sein Schatten an der Wand verriet. Breite Schultern und offene Arme. Warm und nackt legte er sich neben sie und zog sie wortlos an sich.
    Sie hatte schöne Worte erwartet und eine spitzfindige Entschuldigung. Vielleicht hatte sie den schwachen Duft einer fremden Frau befürchtet und wegen des schlechten Gewissens ein Zögern an den falschen Stellen. Stattdessen umarmte er sie, drehte sie leidenschaftlich herum und zerrte ihr die Sachen vom Leib. Sein vom Mondlicht beschienenes Gesicht erregte sie. Die Zeit des Wartens war vorbei, und Kummer und Zweifel waren wie weggeblasen.
    Es war ein halbes Jahr her, seit er zuletzt so gewesen war.
    Gott sei Dank, dass es wieder passierte.
     
    »Schatz, ich werde eine Weile verreisen«, sagte er ohne Vorwarnung am nächsten Morgen beim Frühstück und streichelte dabei die Wange des Kindes. Zerstreut, als wäre das, was er da gerade gesagt hatte, völlig bedeutungslos.
    Sie runzelte die Stirn und spitzte die Lippen, um die unausweichliche Frage noch einen Moment zurückzuhalten. Dann legte sie die Gabel auf den Teller und blickte konzentriert auf Rührei und Bacon. Die Nacht war lang gewesen. Sie spürte noch ihren Unterleib, seine Zärtlichkeiten und liebevollen Blicke hatten sie lange nachglühen lassen. Bis eben gerade. Aber jetzt drang die bleiche Märzsonne als unwillkommener Gast ins Zimmer und beleuchtete unmissverständlich die Tatsache: Ihr Mann war nur auf einen Sprung zu Hause. Wieder einmal.
    »Warum kannst du mir nicht sagen, was du arbeitest? Ich bin doch deine Frau.«
    Er hatte das Besteck schon in der Hand, hielt aber sofort inne. Schon wurden seine Augen dunkler.
    »Nein, ich meine es ernst«, fuhr sie fort. »Wie viel Zeit solldenn diesmal vergehen, bis du wieder so bist wie heute Nacht? Sind wir schon wieder an dem Punkt, wo ich nichts von dir weiß, wo ich keine Ahnung habe, was du tust? Wo du nicht mehr greifbar bist für mich, selbst wenn du da bist?«
    Er sah ihr direkt in die Augen. »Hast du nicht von Anfang an gewusst, dass ich nicht über meine Arbeit sprechen kann?«
    »Doch, aber   …«
    »Dann frag auch nicht andauernd nach.«
    Er ließ das Besteck auf den Teller fallen und wandte sich mit einem gezwungenen Lächeln ihrem Sohn zu.
    Sie versuchte, tief und ruhig weiterzuatmen, aber in ihrem Inneren rumorte die Verzweiflung. Es stimmte ja. Schon lange vor der Hochzeit hatte er ihr klargemacht, dass er beruflich mit Dingen befasst war, über die er nicht sprechen durfte. Vielleicht ging es um nachrichtendienstliche Aufgaben oder etwas in der Art, sie erinnerte sich nicht mehr genau. Aber soweit sie wusste, führten auch Menschen, die für den Nachrichtendienst arbeiteten, neben ihrem Job ein einigermaßen normales Leben. Und normal war
ihr
Leben in keiner Hinsicht. Oder gehörten Alternativaufgaben wie Seitensprünge etwa zum Berufsalltag eines Geheimdienstlers? Denn um etwas anderes konnte es sich doch wohl kaum handeln.
    Sie räumte die Teller zusammen und überlegte, ob sie ihm auf der Stelle ein Ultimatum setzen sollte. Und damit seine Wut riskieren? Eine Wut, die sie fürchtete, aber von deren wahrem Ausmaß sie keine Ahnung hatte.
    »Wann sehe ich dich denn wieder?«, fragte sie.
    Er lächelte. »Kann gut sein, dass ich nächsten Mittwoch wieder da bin. Dieser Job dauert normalerweise acht bis zehn Tage.«
    »Ach so. Dann bist du also gerade rechtzeitig zum Bowlingturnier zurück«, konstatierte sie spitz.
    Er stand auf, zog sie mit dem Rücken an seinen Oberkörper und faltete seine Hände unter ihrer Brust. Wenn sie seinenKopf auf ihrer Schulter fühlte, hatte das bei ihr bisher immer wohliges Schaudern ausgelöst. Heute zog sie sich zurück.
    »Ja«, sagte er. »Zum Turnier bin ich wieder da. Und dann können wir das von heute Nacht gleich wiederholen. Einverstanden?«
     
    Als er gegangen und das Geräusch seines Wagens verklungen war, starrte sie lange mit verschränkten

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