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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Poul besucht in Ballerup die Ingenieurhochschule, an diesem Tag hat er seinen jüngeren Bruder Tryggve mitgenommen. Der genannte Freddy Brink passt sie mit seinem blauen Lieferwagen ab. Er scheint sich zu freuen, dass sie sich per Zufall so weit entfernt von Græsted treffen. Er bietet ihnen an, sie nach Hause zu fahren. Leider konnte uns Tryggve keine genauere Beschreibung des Autos geben, außer, dass es vorne rund und hinten eckig war.
    Die Jungs setzen sich vorn auf die Beifahrersitze. Kurze Zeit später hält dieser Freddy Brink auf einem abseits gelegenen Parkplatz und lähmt beide mit Stromstößen. Tryggve konnte uns nicht sagen, wie er das gemacht hat, aber höchstwahrscheinlich hat er irgendeine Art Elektroschockwaffe benutzt. Danach verfrachtet er sie hinten auf die Ladefläche und presst ihnen ein Tuch aufs Gesicht, das vermutlich mit Chloroform oder Äther getränkt ist.«
    »Darf ich hier kurz einhaken? Tryggve Holt war sich bei dem eben beschriebenen Verlauf nicht ganz sicher«, präzisierte Carl. »Er war von dem Stromstoß halb bewusstlos, und was ihm sein Bruder anschließend mitteilen konnte, war begrenzt, denn der Kidnapper hatte beiden den Mund mit Packband zugeklebt.«
    »Ja«, fuhr Marcus Jacobsen fort. »Aber wenn ich das richtig verstanden habe, konnte Poul seinem kleinen Bruder den Eindruck vermitteln, sie seien eine Stunde gefahren. Aber darauf sollten wir uns nicht so sehr festlegen. Poul litt an einer Formvon Autismus und hatte seine ganz eigene Wahrnehmung der Realität, auch wenn er hochbegabt war.«
    »Also vielleicht Asperger? Ich denke dabei an den Wortlaut des Briefs und daran, dass Poul selbst in dieser entsetzlichen Situation, in der er sich befand, Wert darauf legte, das exakte Datum aufzuschreiben. Ist so etwas nicht ziemlich typisch für Menschen mit Asperger-Syndrom?«, fragte Bente Hansen, die mitgeschrieben hatte.
    »Ja, vielleicht.« Der Chef nickte. »Nach der Fahrt werden die Jungs in ein Bootshaus gebracht, wo es stark nach Teer und fauligem Wasser riecht. Es ist ein sehr kleines Bootshaus, in dem man kaum aufrecht stehen kann, nur wenn man den Rücken sehr krumm macht. Also keins für Ruder- oder Segelboote, sondern eher eines zum Aufbewahren von Kanus und Kajaks. Dort hält dieser Brink sie vier bis fünf Tage gefangen, ehe er Poul ermordet. Die Zeitangaben stammen von Tryggve, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass er damals erst dreizehn war und schreckliche Angst hatte. Deshalb schlief er auch die meiste Zeit.«
    »Haben wir Informationen zur Topografie?«, fragte Peter Vestervig, einer der Männer aus Viggos Gruppe.
    »Nein«, lautete die Antwort des Chefs. »Die Augen der Jungs waren verbunden, als sie ins Bootshaus geführt wurden. Sie konnten also nichts sehen. Aber sie haben ein tiefes Brummen gehört, sagt Tryggve. Das könnten vielleicht Windräder gewesen sein. Der Ton war relativ häufig zu hören, aber manchmal war er nicht so laut. Wahrscheinlich hing das von der Windstärke und -richtung ab.«
    Marcus Jacobsen heftete seinen Blick einen Moment auf die Zigarettenpackung vor sich auf dem Tisch. Inzwischen reichte ihm das zum Energietanken. Schön für ihn.
    »Wir wissen«, fuhr er fort, »dass das Bootshaus direkt am Wassersaum lag und wahrscheinlich auf Pfählen gebaut war, denn die Wellen schlugen von unten an die Bodenplanken.Die Tür lag etwa einen halben Meter über dem umgebenden Terrain, sodass man in den Raum mit dem niedrigen Dach kriechen musste. Tryggve hat in einer Ecke tatsächlich Paddel gesehen, was die Vermutung stützt, dass das Bootshaus seinerzeit zur Aufbewahrung von Kajaks oder Kanus errichtet wurde. Und er meint auch, dass es nicht aus einer der Holzsorten gebaut war, die in Skandinavien üblicherweise für solche Häuser verwendet werden. Das Holz sei heller und anders in der Struktur gewesen. Aber davon hören wir später mehr. Laursen, unser alter Freund aus der Technischen Abteilung, hat im Papier der Flaschenpost einen Splitter gefunden, der vermutlich von dem Holzstück stammt, das Poul als Griffel benutzte. Im Augenblick liegt dieser Splitter bei den Experten zur Begutachtung. Vielleicht kann er uns im Hinblick auf die Holzsorte helfen, die für das Bootshaus verwendet wurde.«
    »Wie wurde Poul umgebracht?«, fragte einer, der ganz hinten stand.
    »Das weiß Tryggve nicht. Ihm wurde vorher ein Stoffsack über den Kopf gezogen. Er hörte Geräusche eines Handgemenges, und als der Sack wieder entfernt wurde, war sein

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