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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Cummings
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habe – mit der Grenzenlosigkeit von Materie, Raum, Zeit und Bewegung. Ich erfand ein Gerät, das die Kinder und ich Myrdoskop nennen. Sie werden es anschließend sehen. Im Moment nur das Wichtigste: Es gibt im Raum lichtähnliche Strahlen, die normalerweise unsichtbar sind und die ich sichtbar gemacht habe. Wir fingen die Strahlen ein und konnten damit hin und wieder vage Einblicke von dem Jenseits erhalten. Wahrscheinlich hätte mir das genügt, aber vor drei Jahren sah Brett eines Nachts …«
    Brett unterbrach ihn.
    »Ich sah durch das Myrdoskop. Wir hatten verwischte kurze Eindrücke von einem Reich aufgenommen …«
    »Ein Reich jenseits der Sterne«, sagte Frannie atemlos.
    »Ja, jenseits der Sterne. Ein Reich, in dem es offenbar Wälder oder andere Pflanzen gab. Silbrige Flecken – Wasser vielleicht. Auf alle Fälle Licht, das sich auf einer großen Fläche widerspiegelte. Diese Eindrücke waren immer rein zufällig. Wir fingen sie auch nicht aus den gleichen Richtungen auf – sie schienen von überall herzukommen. Ein Reich, das unseren gesamten, sternenerfüllten Raum umschloß.
    Vater hat die Raumpunkte festgehalten, die wir von unserem kleinen Horizont aus als absolut betrachten könnten. Kennmarken, meinetwegen, des äußeren Reiches. Bei unserer rotierenden Erde und den ständig wechselnden Planeten und Sternen schien nur das äußere Reich eine starre Position zu haben. Manchmal gelang es uns, die gleichen Kennmarken wiederzufinden.
    Und ich starrte in jener Nacht einen der Punkte an, als durch irgendeine zufällige Beugung des Strahls die Szene plötzlich klarer wurde. Sie vergrößerte sich, als sei ich mit einem Sprung um eine Million Lichtjahre nähergekommen.
    Ich sah einen Ausschnitt aus dieser vergrößerten Szene. Der silbrige Fleck erschien jetzt als glitzernde, schimmernde Flüssigkeit. Ein Stück Ufer, das sich wieder ruckartig vergrößerte. Auf einem Streifen mit weicher, bläulicher Vegetation lag halb ausgestreckt ein Mädchen. Ein Mädchen mit menschlichen Formen, aber verklärt von einer übermenschlichen Schönheit. Ich weiß nicht, ob ihre Zivilisation rückständiger oder fortschrittlicher als die unsere ist. Sie trug jedenfalls ein kurzes, einfaches Gewand, das eher einem glitzernden Silberschleier als einem Kleid glich. Ihr Haar war lang – eine wirre, dunkle Masse.«
    Brett war plötzlich nicht mehr der tatsachenbewußte, nüchterne Naturwissenschaftler.
    »Eine Schönheit, Frank. Eine fremde, wilde Schönheit mit einem merkwürdig ätherischen Hauch. Ich weiß nicht – es ist unbeschreiblich. Menschlich – halb menschlich eher, aber auch halb göttlich.«
    Er beherrschte sich. Der Wissenschaftler gewann wieder die Oberhand.
    »Es dauerte eine Zeitlang, bis ich die anderen Einzelheiten bemerkte. Und dann sah ich, daß das Mädchen nicht allein war. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen, deren Riemen über die Knöchel geschnürt waren. Und neben einem ihrer Füße befanden sich zwei winzige menschliche Gestalten. Sie waren vielleicht so groß wie ihre kleine Zehe. Menschen, aber groteske Mißgeburten. Einer von ihnen versuchte, den herabhängenden Riemen ihrer Sandale zu erwischen und sich daran hochzuziehen. Der andere sah ihm dabei zu. Und beide grinsten mit koboldhafter Tücke.
    Doch das war noch nicht alles. Hinter dem Mädchen erstreckte sich eine Art bewaldetes Tal, und in ihm stand eine weitere Gestalt – ein Mann, der den grinsenden Gnomen glich, jedoch im Verhältnis zu dem Mädchen ein Riese war. Zehnmal so groß wie sie ragte er zwischen den Bäumen auf – ein Mann mit kurzen, stämmigen Beinen, die dunkel behaart waren. Er hatte ein Fell um. Die Brust war breit und massig, und das dunkle Haar hing ihm in den Nacken. In der Hand schwenkte er wie eine Keule einen entwurzelten Baum.
    Die Szene war starr, unbewegt. Das Mädchen hatte offensichtlich keine Ahnung davon, daß sie nicht allein war. Sie lag reglos da. Aber diese Reglosigkeit wurde noch unterstrichen durch die lächelnd geöffneten Lippen und die halb geschlossenen Augen. Ihr Busen hob und senkte sich nicht, sie schien nicht zu atmen. Die Gnomen, der Riese – auch bei ihnen war nicht die geringste Bewegung zu erkennen.
    Und doch war es so lebensecht, daß ich nicht daran zweifelte, eine Szene der Wirklichkeit zu betrachten – daß die Bewegung vorhanden war und ich sie nur nicht sehen konnte. Ich brachte die ganze Nacht am Myrdoskop zu – erschüttert von diesem Fragment eines Dramas. Doch nicht

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