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vier Uhr nachmittags erreichen. Vorausgesetzt allerdings, ihnen ging unterwegs nicht der Sprit aus.
Das Flugzeug folgte weiterhin einem, wie es Zula schien, unauffälligen Flugplan: allmählich an Höhe gewinnend und auf einem geraden Kurs, der es allmählich vom chinesischen Festland weg und südwärts über das Chinesische Meer führte. Ein paar Berge reckten ihre Köpfe über den östlichen Horizont, und sie nahm an, dass sie sich auf Taiwan befinden mussten; die lagen jedoch bald hinter ihnen.
Zula konnte sich nicht so recht entscheiden, ob sie die Tür aufmachen oder hier hinten für sich bleiben sollte. Ein starker Instinkt riet ihr, sich einfach in dem dunklen, abgeschiedenen Kokon von Iwanows Kabine einzugraben. Früher oder später würde sie jedoch pinkeln müssen, und die Maschine hatte nur eine Toilette, die sich am vorderen Ende befand.
Solange sie allein war, erschien es ihr vernünftig, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was ihr hier alles zur Verfügung stand. Die Kabine besaß, so klein sie war, einen Anziehtisch. Zula untersuchte die Schubladen, fand jedoch nichts außer zusätzlichen Kissen und Laken. Natürlich hatte Iwanow sein ganzes Zeug mitgenommen. Es gab auch einen kleinen wegklappbaren Schreibtisch, gerade groß genug für einen Laptop, und darüber in einem Einbauschränkchen eine Vorrichtung, die nach einer Sprechanlage aussah. Sie besaß eine Reihe von Tasten, die mit KABINE , COCKPIT , PA - ANLAGE und SPRECHEN beschriftet waren. Daneben befand sich der Lautstärkeregler.
Nachdem sie die Lautstärke ganz heruntergedreht hatte, drückte sie die COCKPIT -Taste. Und wenn sie das fest genug tat, blieb sie auch unten, worauf in LED -Schrift das Wort MONITOR aufleuchtete. Dann drehte sie versuchsweise langsam die Lautstärke auf und fing an, Stimmen sprechen zu hören: Pawel und Sergej, die sich auf Russisch unterhielten. Wovon sie natürlich kein Wort verstand. Von Zeit zu Zeit schnappte sie jedoch etwas auf, was sie erkannte, so wie »Jumbo« oder »Taipeh«. Und gelegentlich eine Stimme in Englisch, die aus ihrem Funkgerät platzte: Fluglotsen, nahm sie an, die von ihrem jeweiligen Tower auf dem Festland aus mit ihnen oder anderen Flugzeugen kommunizierten.
Zweck oder Inhalt dieser Funksprüche blieben ihr weitgehend verborgen, doch nach ein paar Minuten war Zula imstande, bestimmte Muster herauszuhören. Viele der Durchsagen begannen damit, dass eine Stimme mit chinesischem Akzent »Xiamen Center« sagte, darauf folgten der Namen eines Flugzeugherstellers wie »Boeing«, »Airbus« oder »Gulfstream« und eine Serie von Zahlen und Buchstaben. Dann eine Reihe lakonischer Anweisungen, Höhe, Steuerkurs oder Funkfrequenz betreffend. Zula schätzte, dass diese Durchsagen alle aus einem Flugverkehrskontrollzentrum kamen, das für den Luftraum von Xiamen zuständig war und von dem aus die Piloten verschiedener Flugzeuge herumkommandiert wurden. In fast allen Fällen antwortete eine andere Stimme prompt, häufig mit einem englischen, amerikanischen oder europäischen Akzent, indem sie die Buchstaben- und Ziffernfolge wiederholte, die anscheinend das Rufzeichen der jeweiligen Maschine darstellte, dann den Empfang der Durchsage mit »Roger« bestätigte und die Anweisungen noch einmal laut wiederholte, mutmaßlich, um sicherzugehen, dass alle Einzelheiten richtig angekommen waren. Gelegentlich blieb ein Funkspruch aber auch unbestätigt, und dann musste das Kontrollzentrum ihn erneut durchgeben; wenn auch dieser ohne Antwort blieb, wurde vielleicht ein anderes Flugzeug gebeten, ihn weiterzuleiten. Das alles geschah mit absoluter stoischer Gelassenheit, was einleuchtete, war es doch das, was diese Leute tagtäglich machten, so wie andere an einer Kasse saßen oder Lastwagen fuhren. Zweimal erkannte Zula die Stimme von Pawel, der eine dieser Durchsagen bestätigte, und auf diese Weise erfuhr sie das Rufzeichen der Maschine, in der sie als Passagierin oder besser als Gefangene saß.
Von Zeit zu Zeit lautete der Funkspruch auch »Contact Hong Kong Center« oder »Contact Taipei Center«, gefolgt von einer Reihe von Ziffern, die eine Funkfrequenz zu sein schienen. Worauf der entsprechende Pilot sich auswies und wie gewohnt die Anweisungen wiederholte, das Ganze jedoch mit einem »Thank you« oder »See ya« oder »Out« beendete und hinfort nicht mehr gehört wurde. Jedenfalls auf diesem Kanal. Daher nahm sie an, dass es sich hier um Flugzeuge auf Auslandsflügen handelte, die von
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