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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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blutige Mikrofon hinter sich herziehend, ins Meer fallen.
    Die Bedienoberfläche des GPS -Geräts war alles andere als intuitiv, aber Marlon fand heraus, wie man seine winzige Landkarte zoomte und schwenkte. Wie sie nun im Dunkeln um das Gerät herumstanden, begannen sie eine Vorstellung davon zu bekommen, wo sie gewesen waren – das GPS zeigte nämlich den von dem Schiff zurückgelegten Weg an – und wohin sie fuhren. Wie es schien, hatte Mohammed sie während der ersten Stunde ihrer Reise weitgehend nach Süden an der Küste entlanggesteuert, dann auf einen östlichen Kurs gewechselt und mit einer Geschwindigkeit von vielleicht zehn Knoten auf Taiwan zugehalten. Das hatte sie an einen Punkt ungefähr dreißig Seemeilen vor der chinesischen Küste gebracht, wo dann die Auseinandersetzung stattgefunden hatte und die Schüsse gefallen waren.
    An diesem Punkt hatte Marlon die Geschwindigkeit des Schiffs auf vielleicht fünf Knoten gedrosselt. Das war noch nicht das absolut Langsamste, was möglich war, aber wenn sie noch langsamer fuhren, hatten sie das Gefühl, gar nicht mehr vorwärtszukommen, und das Schiff schien sich zu wälzen und zu schlingern (ein Eindruck, der sich bestätigte, wenn sie seine Spur einzoomten und sich ansahen, wie es über den Bildschirm torkelte). Das Steuer konnte, wie es schien, seine Aufgabe nur erfüllen, wenn Wasser wenigstens mit einer gewissen Mindestgeschwindigkeit an ihm entlangfloss.
    Nachdem Marlon Csongor erzählt hatte, was Batu in Bezug auf die Tankanzeige beziehungsweise deren Fehlen gesagt hatte, ging der Ungar hinunter in den Maschinenraum, verbrachte eine Weile damit herauszufinden, wie die Dieselmotoren arbeiteten, und entdeckte schließlich die Treibstoffleitung und die Pumpe, die sie speiste. Von dieser führten Rohre nach hinten durch ein Schott in einen Raum, der zum größten Teil von zwei zylindrischen Tanks von beeindruckender und beruhigender Größe eingenommen wurde, jeder eher mehr als einen Meter im Durchmesser und vielleicht drei Meter in der Länge. An jeden war oben ein Einfüllrohr angeschweißt. Diese verfolgte Csongor hinauf zu zwei Einfüllstutzen auf Deck, von denen er annahm, dass sie benutzt wurden, wenn das Schiff das nautische Gegenstück einer Tankstelle anfuhr. Indem er diesen Bereich mit seiner Taschenlampe langsam von innen nach außen in konzentrischen Kreisen ausleuchtete, fand er schließlich die Stelle, wo sie den Tauchstab aufbewahrt hatten: ein Stück (wie konnte es anders sein) Bambus, das mit Gummibändern unter dem Dollbord fixiert war und mit Filzstift gezogene Markierungen und (für ihn) kryptische Anmerkungen trug. Er rief Yuxia, damit sie ihm half, die Markierungen zu entziffern, dann öffneten sie einen der beiden Tankdeckel und schoben den Messstab hinein. Als er ihn Hand über Hand wieder herauszog, betete er darum, Dieseltreibstoff an den Handflächen zu spüren. Das passierte jedoch erst, als die letzten fünf bis sieben Zentimeter des Stabes zum Vorschein kamen. Yuxia las die dem am nächsten liegende Markierung an dem Stab. Das bedeutete gar nichts, da sie keine Ahnung hatten, wie schnell die Dieselmotoren Sprit verbrauchten. Sie kamen jedoch um die Tatsache nicht herum, dass es die letzte Zahl an dem Stab war. »Wir müssen einfach wissenschaftlich damit umgehen«, sagte Csongor, markierte die exakte Stelle des Füllstands und schrieb die Zeit dazu.
    Dann wiederholten sie das Experiment mit dem anderen Tank und stellten fest, dass er vollkommen trocken war. Csongor ging hinunter und fummelte an den Ventilen herum, bis sein Verdacht sich bestätigte, dass der leere Tank einfach vom System abgekoppelt worden war; die Dschihadisten hatten nur den einen Tank benutzt, und sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, mehr als eine kleine Menge Treibstoff einzufüllen, da sie ja sowieso nur in dem Hafen der kleinen Insel herumgetuckert waren.
    Yuxia ging wieder auf die Brücke, um Marlon Gesellschaft zu leisten und dafür zu sorgen, dass er nicht im Stehen einschlief, und Csongor widmete sich weiter dem Sortieren des Frachtrauminhalts. Man brauchte kein Sherlock Holmes zu sein, um die jüngste Geschichte des Schiffs zu erkennen. Viele Jahre lang hatte es sich im Besitz echter Fischer befunden, die es intensiv genutzt und die Art von Ausrüstung und Material angesammelt hatten, die man erwartet hätte: Netze, Seile, stapelbare Plastikkörbe, Kunststoffschneidbretter, Messer, Wetzsteine, alle möglichen Werkzeuge, Farbe, Schmiermittel,

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