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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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einem Flugverkehrskontrollzentrum zum nächsten weitergereicht wurden.
    Dann kam der Moment, wo Xiamen Center die Kennnummer ihrer Maschine nannte und sie mit der gewohnten Durchsage in die Zuständigkeit des Hongkonger Kontrollzentrums übergab. Pawel antwortete auf die übliche Weise und verabschiedete sich vom Tower in Xiamen. Dann tauschten die beiden Piloten ein paar Sätze auf Russisch aus.
    Mit einem Mal kippte das Flugzeug unter Zulas Füßen mit einem Schwung, den man bei Linienflügen nie erlebte. Sie musste beide Hände vorstrecken, um zu verhindern, dass sie nach vorne gegen die Kabinentür geworfen wurde. Die Maschine ging nicht nur in Sinkflug, wie Verkehrsflugzeuge es machten, indem sie die Motoren drosselten, um im Horizontalflug an Höhe zu verlieren; sie war regelrecht nach unten gerichtet und nutzte die Kraft ihrer Motoren, um sich direkt in Richtung Meer zu stürzen.
    Der Absturzwinkel wurde so steil, dass Zula der Länge nach auf der Kabinentür lag. Durch sie hindurch konnte sie hören, wie in der Hauptkabine Gepäck und Gerümpel umherflog, wie schläfrige Männer schreiend hochfuhren und wachsame freudig erregt lachten.
    Zuerst hatte Zula gedacht, das sei nur ein vorübergehendes Manöver, um etwas an Höhe zu verlieren, doch da es gar nicht aufhörte, kam sie stattdessen zu der Erkenntnis, dass Pawel und Sergej beschlossen hatten, Selbstmord zu begehen, indem sie das Flugzeug ins Meer stürzen ließen. So konnte es einfach nicht mehr lange weitergehen; ihre Ohren waren schon dreimal geplatzt.
    Doch dann beendete das Flugzeug seinen Sturzflug genauso plötzlich, wie es ihn begonnen hatte, und presste Zula, während sein Bug hochkam und es anscheinend wieder in den Horizontalflug zurückkehrte, mit einer Beschleunigung von mehreren g erst an die Tür, dann in den Winkel zwischen Tür und Fußboden und schließlich auf den Fußboden selbst. Als sie sich wieder bewegen konnte, schälte sie sich von der Kabinentür, reckte den Kopf über das Bett und blickte zum Fenster hinaus, um blankes Weiß zu sehen und Regentropfen, die an der Scheibe entlangliefen. Auf den Ellbogen robbte sie über das Bett, drückte ihr Gesicht ans Fenster und blickte nach unten. Wolken und Nebel waren so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnte, aber durch die eine oder andere Lücke erhaschte sie einen Blick auf die graue Oberfläche des Ozeans, der nicht mehr als dreißig Meter unter ihnen vorbeisauste.
    Das Flugzeug ging jetzt in die Querlage und nahm eine Kursänderung vor: eine lange, geschwungene Kurve nach links.
    Über dem Fußende des Bettes war ein Flachbildfernseher an das Schott montiert. Zula hatte bisher nicht versucht, ihn anzumachen, weil sie Fernsehen nicht mochte, aber jetzt ging ihr auf, dass sie töricht war. Also schaltete sie ihn ein, worauf ein Menü aus verschiedenen Angeboten auf dem Bildschirm erschien, unter anderem ein eingebauter DVD -Player, eine Auswahl an Videospielen und » MAP «. Sie wählte das letzte und bekam eine Karte des Südchinesischen Meeres gezeigt, anscheinend von genau derselben Software erstellt, die auch an Bord von Linienflugzeugen zum Einsatz kam, denn die Schriftarten und der Stil der Darstellung waren jedem vertraut, der einmal einen Langstreckenflug hinter sich gebracht hatte. Als Herkunftsflughafen war Xiamen einprogrammiert worden und als Ziel Sanya Phoenix International Airport, der am südlichen Zipfel einer elliptischen, in der Größe mit Taiwan vergleichbaren Insel vor der südlichen Küste Chinas lag. Zula war sich ziemlich sicher, dass diese Insel Hainan hieß und zur Volksrepublik China gehörte. Auf der Karte war ein Flugplan eingezeichnet, der Xiamen durch zwei etwa gleich lange Teilstrecken mit Sanya verband. Die erste davon verlief von Xiamen aus in südsüdwestliche Richtung, grob parallel zur chinesischen Südküste. Dann bog sie scharf in eher westliche Richtung ab und führte geradewegs zum südlichen Zipfel von Hainan. Zulas Ansicht nach war der Kurs so ausgelegt, dass er sich von der Region Hongkong / Shenzhen / Macao / Guangdong, die genau in der Mitte lag, deutlich fernhielt. Vermutlich war der Luftraum in dieser Gegend außerordentlich voll und tunlichst zu umgehen.
    Die derzeitige Flugbahn und ihre aktuelle Position waren ebenfalls auf der Karte zu sehen und zeigten, dass der Flugplan bis vor ein paar Minuten exakt eingehalten worden war. Der Kurs, den sie jetzt flogen, ging nicht genau nach Osten, sondern etwas mehr nach Norden, und sah aus, als

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