Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
wegen gar nicht haben dürfte, und riskierte es, sich aufzurappeln und mehrere Meter weit bis zu dem Holzstapel zu rennen, den Jake zuvor als Deckung benutzt hatte. Sie warf sich zu Boden, hob vorsichtig den Kopf und musterte eingehend die vor ihr liegende Szenerie.
    In dieser Umgebung voller unregelmäßiger natürlicher Formen stach einem alles ins Auge, was gerade und glatt war. Einen solchen Gegenstand sah sie nun, er ragte am Fuß eines Baums vor. Eindeutig eine von Menschenhand geschaffene Form. Aber kein Gewehr. Sie vermutete, dass es sich vielleicht um das Rohr der Panzerfaust handelte. Es wackelte, als machte sich der Schütze bereit, sie zu benutzen.
    Er machte sich bereit, eine Granate mitten in die Gruppe zu feuern, die Jake die Einfahrt hinaufführte.
    Zula war zu weit unten. Sie setzte sich auf, stützte sich seitlich an dem Holzstapel ab, damit ihr Arm ruhig lag, und nahm ins Visier, was sie gerade gesehen hatte.
    Von dieser höheren Warte aus konnte sie eindeutig Kopf und Schultern eines Mannes erkennen, der mit dem Rücken zu ihr an einem Baum kauerte und eine geladene Panzerfaust an der Schulter hatte.
    Sie richtete das Fadenkreuz zwischen seine Schulterblätter und suchte den Druckpunkt. Dann hörte sie ein lautes Krachen und spürte, wie ihr etwas von oben auf den Kopf knallte.
    Es war zum Verrücktwerden, wie schwer der Mann mit der Maschinenpistole zu greifen war. Als die vier sich auf Zulas Empfehlung hin zerstreut hatten, hätte er eigentlich wild in alle Richtungen feuern müssen, um mindestens einen von ihnen zu treffen. Jedenfalls hätte das Csongor die Sache erleichtert. Stattdessen hatte der Dschihadist klugerweise abgewartet, weil ihm wahrscheinlich klar war, dass er in einem solchen Getümmel nur Munition verschwenden würde.
    Csongor war zuversichtlich, dass er eine halbwegs sichere Deckung gefunden hatte. Da er ein großes Ziel mit einer kleinen Waffe war, hielt er seine Chancen in einem Lauf- und Schießduell mit einer kleinen, schwer zu greifenden und mit etwas Vollautomatischem bewaffneten Person für nicht sonderlich günstig. Also lag er, so schwer es ihm fiel, sehr still und ruhig da und wartete einfach darauf, dass der andere etwas unternahm.
    Etwa eine Minute lang tat sich gar nichts außer dem Geräusch von Schüssen von der Einfahrt her.
    Doch dann stand der Mann vielleicht zehn Meter entfernt einfach auf und gab einen Feuerstoß aus der Hüfte ab. Er überprüfte das Ergebnis, dann hob er die Waffe an die Schulter, um besser gezielt auf etwas zu schießen.
    Der Mann schoss auf Zula.
    Csongor schob sich auf ein Knie hoch, hob die Pistole und gab ein halbes Dutzend Schüsse ab. Als er damit fertig war, war der Mann verschwunden: ob tot oder in Deckung gegangen, war schwer zu sagen.
    Zula war von einem Holzscheit getroffen worden, das, wie sie vermutete, ein schlecht gezielter Feuerstoß oben aus dem Stapel gelöst hatte. Es würde eine hässliche Beule zurücklassen, aber nichts Ernstes.
    Sie versuchte nicht daran zu denken, was das bedeutete, richtete das Gewehr erneut aufs Ziel aus und sah den Mann mit der Panzerfaust noch immer ungefähr an der Stelle, wo er zuvor gewesen war: Er hockte jetzt auf den Fersen, hüpfte dabei leicht auf und ab und drehte und bewegte sich ab und zu, während er verschiedene Ziele beurteilte.
    Dann ging eine Veränderung mit ihm vor. Er war ruhelos und nervös gewesen, doch nun hatte er die Haltung einer Katze eingenommen, die sich sprungbereit macht. Durch das Zielfernrohr konnte sie sehen, wie sich sein Auge an die Zieloptik schmiegte und sein Finger den Abzugsbügel fand.
    Sie schlug selbst zu, indem sie zuerst abdrückte.
    Nichts passierte. Sie begriff, dass sie den Abzug betätigt und einen Schuss gelöst haben musste, als das Holzscheit sie am Kopf getroffen hatte. Das Patronenlager war leer.
    Sie lud durch, beförderte die letzte Patrone in die Kammer, richtete das Gewehr rasch wieder aufs Ziel und schoss. Als sie den Kopf vom Zielfernrohr hob, sah sie den Mann nach vorn fallen und den Feuerstrahl von seiner Schulter hervorschießen, mit dem die Granate abgefeuert wurde. Sie prallte ein paar Meter vor ihm vom Boden ab, schraubte sich in die Luft und heulte davon.
    »Okay«, sagte Seamus, »ich schätze, du kannst mitkommen. Bloß heb dir die letzte Patrone für was wirklich Wichtiges auf, okay?« Und damit stürzte er sich vorwärts den Hang hinunter, das Gewehr in der Beuge seines gesunden Arms, während er den verletzten einfach baumeln

Weitere Kostenlose Bücher