Ersehnt
schließlich.
Woods lachte bitter auf. »Das ist auch nicht leicht zu verstehen. Mein Großvater hat den Kerrington Club aufgebaut und sich damit hier in der Gegend wirklich einen Namen gemacht. Aber in den großen Ligen spielt er nicht mit. Wenn jetzt der Name ›Greystone‹ mit dem Namen ›Kerrington‹ verschmilzt, würde das meinem Vater – und mir – völlig neue Türen öffnen, die uns bislang verschlossen geblieben sind.«
Greystone? Wo hatte ich den Namen denn schon mal gehört? »Deine Verlobte ist eine Greystone?«, fragte ich und versuchte mir einen Reim aus dem zu machen, was er da erzählte.
»Ja, noch dazu ist sie die einzige Erbin. Deshalb betrachten auch beide – also mein Vater und ihrer – das Ganze als Win-win-Situation. Eines Tages leite ich nicht nur das Kerrington-Imperium, sondern auch das Greystone-Imperium.«
Wow! Es gab also wirklich Leute, die aus solch oberflächlichen Beweggründen heirateten? Wirkte er deshalb so traurig? »Macht sie dich denn glücklich?«, fragte ich und forschte in seinem Gesicht nach etwas, das vielleicht aussagekräftiger war als seine Worte.
»Nein. Aber sie ist ebenfalls ganz scharf drauf.« Das Bedauern, das sich in seinem Gesicht zeigte, gab mir einen Stich ins Herz. Natürlich fand ich es daneben, dass er Sex mit mir hatte, ohne mir das alles vorher erzählt zu haben, aber ich wollte trotzdem nicht, dass er so traurig war. Man bekam nur ein Leben, und das war’s. Wenn einer das wusste, dann ich. Ich hatte den ersten Teil meines Lebens dadurch verloren, dass man mich weggesperrt hatte. Woods ginge es mit seinem zweiten Teil ganz ähnlich. Er musste sein Herz wegsperren. Ohne dass es Verwendung fand.
»Und du? Willst du das denn?«, fragte ich schließlich.
Er antwortete nicht gleich. Sondern sah mich nur durchdringend an. Mein Herz schlug schneller, und mir ging auf, dass es das in Woods’ Nähe immer tun würde. Er hatte sich dort hineingeschlichen, und ich konnte nichts dagegen tun. Auch wenn ich es versucht hatte.
»Ja und nein. Ich möchte das, wovon ich seit Kindesbeinen an höre, dass es mir mal gehören wird. Ich möchte meinen rechtmäßigen Platz in unserem Familienunternehmen einnehmen. Ich habe hart dafür gearbeitet. Aber Angelina … die möchte ich nicht.«
Seine Augen verrieten mir mehr, als sie es hätten tun sollen. Ich senkte den Blick und betrachtete meine Hände. Ich musste zu einem Entschluss kommen. Ich konnte Woods die kalte Schulter zeigen, oder ich konnte ihm verzeihen. Ihm eine gute Freundin sein. Nichts weiter. Er hatte mir einen Job gegeben, als ich einen gebraucht hatte. Bald würde ich wieder weiterreisen. Bis dahin konnte ich ja vielleicht Erinnerungen und Augenblicke mit Woods teilen. Wir konnten gemeinsam das Glück im Leben entdecken. Neue Erfahrungen sammeln. Seine letzten Tage in Freiheit. Und meine ersten.
Ich sah wieder zu ihm auf. Er hatte den Blick nicht von mir gelöst und schien auf etwas zu warten. »Könnten wir nicht Freunde sein? Trotz allem? Wir könnten ja einfach noch mal von vorn anfangen«, schlug ich vor.
Woods schluckte, und die Muskeln an seinem Hals bewegten sich. Ich überlegte, ob ich seine Miene vielleicht falsch gedeutet hatte. Ob er nicht doch einfach einen Schlussstrich hatte ziehen wollen, sonst nichts. Doch seine Augen sagten mir etwas anderes. »Das fände ich schön!«
Lächelnd streckte ich ihm meine Hand entgegen. »Hallo, ich bin Della Sloane!«
Ein schiefes Grinsen huschte über Woods’ vollkommenes Gesicht, und er ergriff meine Hand. »Woods Kerrington. Nett, dich kennenzulernen, Della!«
Seine warme Berührung ließ mich erschauern. Schnell zog ich die Hand wieder weg und stand auf. »Ich hol mir was zu trinken. Heb einen Tanz für mich auf.«
Er nickte. »Auf jeden Fall!«
A n der Bar traf ich Bethy. Nachdem ich Woods entkommen war, hatte ich eigentlich vorgehabt, ganz tief durchzuatmen und mir das Ganze noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. Stattdessen schaffte ich es, sie anzulächeln, als sei alles in bester Ordnung.
»Darf ich fragen, worum es ging, als ihr euch gerade so bedeutungsvoll die Hand geschüttelt habt?« Bethy ließ sich neben mir auf dem Barhocker nieder und bestellte zwei Lemon-Drop-Cocktails.
»Wir fangen noch mal von vorn an. Und dieses Mal weiß ich, dass er verlobt ist, und wir werden einfach nur Freunde sein.«
Bethy nickte, aber ihr Blick wirkte skeptisch.
»Doch, wirklich. Freunde, sonst nichts!«, versicherte ich ihr.
Der
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