Erst ich ein Stueck dann du 13 - Jan und die wilde Bande

täte es. Allein schon aus Neugier.“
    „Hm“, macht Jan. „Ich schätze, sie werden sehr vorsichtig sein.“
    „Klar“, erwidert Rafael. „Ist doch wohl logisch.“Mütze sagt gar nichts. Er ist vollauf damit beschäftigt, in einem Eimer Erde und Wasser zu einer geschmeidigen Pampe zu verrühren.
    „Wie spät ist es eigentlich?“, fragt Jan. Er hat ein altes Hemd von Papa über seinen Pulli gezogen und krempelt nun seine Jeans hoch.
    Nico wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. „Kurz vor halb drei.“
    „Die musst du auch ausziehen“, sagt Jan. „Die Uhr ist Linda, Oda, Nikki und Sofie bestimmt schon mal aufgefallen. “
    „Hmhm“, brummt Mütze. „Die Weiber achten auf so
was.“Er legt den Rührstock beiseite und taucht seine Hand in die Pampe. „Fühlt sich gut an“, meint er grinsend und patscht sich eine ganze Landung ins Gesicht. „Cool!“, ruft Nico und greift ebenfalls in den Eimer.

    Danach ist Jan dran
Genussvoll verteilt er
die Matsche in seinem Gesicht
„Und? Wie seh ich aus?“, fragt er
und rollt drohend mit den Augen
„Wie ein echter Unhold“,
meint Rafael
Er holt sich ebenfalls
eine Hand voll Erdpampe
aus dem Eimer
und schmiert sie über seine Wangen

    „Erkennt ihr mich noch?“, fragt er und schaut erwartungsvoll in die Runde.
    Jan schüttelt den Kopf. „Bloß deine Turnschuhe kommen mir bekannt vor“, sagt er und senkt den Blick
nachdenklich auf seine eigenen Füße. „Am besten ziehen wir alle unsere Schuhe aus“, schlägt er schließlich vor.

    „Und Mütze seine Mütze“, sagt Nico
und reißt Mütze die Kappe vom Kopf
„He!“, knurrt Mütze
und holt sich die Kappe zurück
„Ohne die läuft hier gar nix
Ist das klar?“

    „Dann musst du eben in der Burg bleiben“, sagt Jan.
    „Und was ist mit unseren Haaren?“, erwidert Mütze.
    „Die verraten uns genauso wie meine Baseballkappe.“
    „Kein Problem“, sagt Jan und greift nach dem Eimer.
    „Dann rühren wir eben noch eine Ladung Pampe an und schmieren uns das Zeug in die Haare.“
    Eine Viertelstunde später sind die vier Mitglieder der wilden „G“-Bande fix und fertig. Barfuß, mit aufgerollten Hosen und in langen Herrenhemden stehen sie da und tragen Gürtel um ihre Bäuche und Tücher um die erdschwarzen Köpfe.
    „Gut, dass du die Sachen mitgenommen hast“, sagt Jan zu Mütze, während er seine Turnschuhe in der Tüte verstaut, in der er die Verkleidungssachen hergeschafft hat. „Du hast wirklich an alles gedacht.“
    „Logo“, erwidert Mütze und stopft seine Kappe ebenfalls in die Tüte. „Tuch, Baseballkappe oder Mütze. Ohne was auf dem Kopf geh ich nirgendwo hin.“
    „Schon klar“, sagt Jan und knufft ihn in die Seite. „Jetzt aber Beeilung. Sonst sind die Mädchen noch vor uns da.“
    Geschickt wie die Kletteraffen hangeln sich Nico, Mütze, Rafael und er am Knotenseil entlang und springen in den Sand hinunter.

    Sie schlüpfen unter der Rutsche durch
und schlagen sich in die Büsche
Alle vier tragen
kleine Briefpäckchen mit sich
Flink wie die Wiesel
huschen sie durch den Wald
Sie kennen eine Abkürzung zur Hütte
Der Boden ist feucht und kühl
unter ihren nackten Sohlen
Aber das macht ihnen nichts aus
Schließlich sind sie wild und gefährlich

    Die Waldhütte liegt ein wenig abseits des Hauptwegs hinter hohen Buchen und öffnet sich nach vorne zu einer kleinen Lichtung, auf der bunte Blumen wachsen. Vorsichtig setzen die Jungen einen Fuß vor den anderen, damit bloß kein Zweig unter ihren Sohlen knackt.
    „Wie spät ist es?“, raunt Rafael.
    „Keine Ahnung“, wispert Nico. „Ich hab meine Uhr doch in der Burg gelassen.“
    Rafael schlägt sich die Hand vor die Stirn.
    „Bist du verrückt!“, zischt Mütze. „Das hört man ja bis zum Mars.“
    „Schsch!“, macht Jan. Er drückt sich an den anderen vorbei und geht zwischen einem Buchenstamm und einem stachligen Busch in Deckung.

    Jan späht zur Hütte hinüber
Er spitzt die Ohren und lauscht
War da nicht eine Stimme zu hören?
Tatsächlich!
Da vorne blitzt etwas Grünes hervor
Das muss Nikkis Rock sein!
Den hat sie heute in der Schule angehabt
„Sie sind schon da!“, raunt Jan

    „Okay“, sagt Jan und plötzlich ist er richtig nervös.
    „Los, Männer, gebt mir eure Zettelpäckchen mit den Racheaufgaben, damit ich sie zusammenbinden kann.“„Wozu?“, will Rafael wissen.
    „Damit keines verloren geht, wenn wir sie den Mädchen vor die Füße schmeißen“, erklärt Jan. Er nimmt die Päckchen entgegen, macht