Erst ich ein Stueck dann du 13 - Jan und die wilde Bande

einen dicken Knoten in die Bindfäden und steckt ihn in seinen Hosenbund.
    „So, und jetzt starten wir unseren Überfall“, sagt er.
    „Alles läuft wie besprochen. Und denkt immer dran: Bloß nicht zimperlich sein, sondern fest zupacken. Die Mädchen müssen schon ein bisschen Angst kriegen, sonst nützt die ganze Aktion nämlich nichts.“

    Mütze, Nico und Rafael ballen die Fäuste
und nicken
Ihre Augen funkeln wild und gefährlich
Sie teilen sich auf
Lautlos tappen Nico und Rafael
links um die Hütte
Jan und Mütze schleichen sich
von der rechten Seite an

    Jans Herz pocht wie verrückt, als er sich an der Holzwand entlangdrückt.
    „Bestimmt wollte uns bloß jemand veräppeln“, hört er Oda sagen.
    „Ach Quatsch“, entgegnet Sofie. „Es ist gerade mal eine Minute nach drei. Bestimmt passiert gleich noch was.“Und wie etwas passiert!, denkt Jan. An der gegenüberliegenden Ecke bemerkt er das bunte Tuch, das sich Nico um den Kopf gebunden hat. Im nächsten Moment treffen sich ihre Blicke.

    Jan gibt Nico ein Zeichen
Dann zwickt er Mütze in den Arm
Laut grölend springen die Jungen
vor den Hütteneingang
Oda, Nikki, Sofie und Linda kreischen auf
Sie flüchten sich in die Hütte zurück

    „Was wollt ihr?“, schreit Linda. „Wer seid ihr? Was wollt ihr von uns?“
    Langsam, die Hände auf die Hüften gestemmt, mit weit ausholenden Schritten und stolz gereckter Brust gehen Jan, Nico, Rafael und Mütze auf die Mädchen zu.

    „Dasselbe könnten wir euch fragen“, knurrt Jan mit tiefer Stimme. „Das hier ist unsere Hütte.“
    Rafael nickt. Er verzieht sein Gesicht zu einer Fratze und rollt gefährlich mit den Augen.
    „Und Weiber können wir hier überhaupt nicht brauchen“, schnaubt Mütze. Natürlich hat auch er seine Stimme verstellt, damit die Mädchen ihn nicht erkennen.
    „Na, wer weiß …“, sagt Jan und ein hämisches Grinsen spielt um seine Mundwinkel. „Vielleicht sind sie ja doch zu etwas nütze.“

    Mutig macht Oda einen Schritt auf ihn zu
„Lasst uns bloß in Ruhe!“, faucht sie
„Ha!“, brüllt Jan
Er packt sie an den Armen
und zieht sie dicht zu sich heran
„Pass bloß auf, du!“, knurrt er
„Du machst, was ich dir sage Klar?“
Oda nickt ängstlich

    Fast tut sie Jan ein bisschen leid. Doch dann denkt er an Henrik und an Papa und schon kommt das Wilde wieder in ihm durch.
    „Wir kennen euch“, zischt er tief und dunkel. „ Wenn ihr diese Aufgaben nicht erledigt, geht es euch an den Kragen.“Er zerrt die zusammengeknoteten Zettelpäckchen aus seinem Hosenbund und hält sie Oda vor die Nase. „Hier. Diese Aufgaben müssen erledigt werden. Und zwar bis morgen Nachmittag um drei Uhr.“
    „Ihr spinnt ja wohl!“, ruft Nikki. „Ihr könnt uns gar nichts.“
    Jan packt Oda wieder ein bisschen fester. Mütze schnappt sich Nikki und hält sie fest.

    „Hört auf!“, fleht Sofie. „Wir machen ja, was ihr wollt. Aber bitte lasst Oda und Nikki wieder los.“
    Linda steht nur da und ist kreidebleich im Gesicht. Jan kann sie gar nicht richtig angucken.
    „Wir können uns also auf euch verlassen?“, zischt er.

    Oda, Nikki, Linda und Sofie nicken
Jan und Mütze sehen sich an
Sie lockern ihren Griff
Oda und Nikki reißen sich los
Oda greift nach den Päckchen.
Dann stürzen die Mädchen
wie von der Tarantel gestochen davon
und verschwinden zwischen den Bäumen

Schlechtes Gewissen
    „Was sollen sie eigentlich mit Henrik machen?“, erkundigt sich Nico bei Jan, während sie zum Abenteuerspielplatz zurückgehen.
    „Eine Tube Klebstoff in seinem Schulrucksack ausdrücken“, sagt Jan.
    „Hm“, meint Rafael. „Eigentlich ganz schön gemein.“
    „Was hast du dir denn für deine Schwester ausgedacht? “, will Nico wissen.
    „Während der Sportstunde eine Stinkbombe in ihren Klamotten ausdrücken“, sagt Rafael und kichert schadenfroh.
    Nico grinst. „Und ich möchte, dass sie Maik das Handy klauen. Das ist nämlich sein Ein und Alles.“
    „Ich bin ja echt gespannt, ob die Weiber das wirklich machen“, sagt Mütze.

    Jan nickt „Ich auch.“
„Was ist denn mit Ludwig?“, fragt er Mütze
„Was sollen sie deinem Bruder
Schreckliches antun?“

    „Haare abschneiden“, brummt Mütze.
    „Was?“Nico bleibt stehen und starrt ihn an. „Du bist ja verrückt!“, stößt er hervor. „Das machen die nie und nimmer!“
    „Genau“, sagt Jan. „Die sind ja nicht blöd.“Er tippt sich an die Stirn.
    „Wieso?“, wundert sich Mütze. „Was hat denn das mit Blödheit