Erst ich ein Stück, dann du! 3 Schulgeschichten: Themenband 3 (German Edition)
Busch. Und meistens ist es nichts Gutes.
„Der letzte Tag vor den Osterferien“, fährt Frau Wellich fort. „Und wie ihr wisst, passiert an diesem Tag immer etwas Besonderes.“
„O ja!“, ruft Marie.
„Wir machen ein Fest!“
„So etwas Ähnliches“, meint die Klassenlehrerin. „Wir machen einen Wettkampf.“
Oje! Tobi hat es doch geahnt! Wenn er etwas nicht leiden kann, sind es Wettkämpfe. Denn ganz egal, worum es geht, er verliert immer. Tobi hat es lieber, wenn er ganz für sich alleine üben kann. Er rennt am schnellsten, wenn er keine Angst haben muss, dass Robert ihn jeden Moment überholt, und er rechnet völlig fehlerfrei, solange er genügend Zeit für die Aufgabe bekommt.
„Es treten jeweils die beiden ersten, die beiden zweiten, die beiden dritten und die beiden vierten Klassen gegeneinander an“, erklärt Frau Wellich.
„Und wieso?“, fragt Lena.
„Weil es Spaß macht, natürlich“,
antwortet die Lehrerin.
„Ich bin sowieso der Beste“, sagt Robert.
„Darauf kommt es nicht an“,
erwidert Frau Wellich.
„Worauf kommt es denn dann an?“, fragt Simon.
„Darauf, dass ihr alle zusammenhaltet“, sagt die Klassenlehrerin. „Nur wenn ihr euch gegenseitig unterstützt, könnt ihr gewinnen. Und ich möchte, dass ihr eine starke Klassengemeinschaft werdet. Jeder von euch kann etwas besonders gut. Marie ebenso wie
Lena und Tobi genauso wie Robert.“
„Und was können Sie?“, fragt Till.
Frau Wellich lächelt. „Was ich kann, spielt keine Rolle“, sagt sie. „Die Einzigen, auf die es morgen ankommt, seid ihr. Und ich möchte, dass ihr gewinnt.“
„Frau Wellich ist blöd“,
sagt Simon in der Pause.
„Ich finde Wettkämpfe toll“, meint Robert.
„Klar“, sagt Marie.
„Du bist ja auch in allem gut.“
Und ich bin in allem schlecht, denkt Tobi. Er findet seine Klassenlehrerin nicht blöd. Er findet nur, dass sie manchmal blöde Ideen hat.
„Warum sollen wir eigentlich für Frau Wellich gewinnen ?“, rutscht es ihm heraus.
Plötzlich ist es ganz still.
Alle starren Tobi an.
„Er hat recht“, sagt Till.
Lena und Simon nicken.
„Stimmt“, meint auch Robert
und klopft Tobi auf den Rücken.
Und auf einmal – zack! Bum! –, wie aus heiterem Himmel, hat Tobi eine Idee. Stockend vor Aufregung erzählt er seinen Klassenkameraden von seinem Einfall. Sie hören gebannt zu, und als Tobi fertig ist, hüpfen sie begeistert auf und ab.
„Juhu, juhu!“, jubeln sie. „Das machen wir! Das machen wir!“
Am Nachmittag treffen sie sich alle beim Springbrunnen auf dem großen Platz vor dem Einkaufszentrum. Marie, Simon und Tobi haben ihre Rucksäcke dabei. Darin befindet sich Schreibzeug. Simon hat sogar ein Buch von seinem großen Bruder dabei. Es ist ein altes Guinnessbuch der Rekorde. Lena, die am besten lesen kann, stellt sich auf den Rand des Springbrunnens und trägt ein paar Abschnitte aus dem Buch vor.
Tobi und Marie notieren sämtliche Vorschläge, die von allen Kindern einstimmig angenommen werden.
„Wir haben ein Fotokopiergerät“, sagt Till. „Wenn ihr wollt, nehme ich die Zettel mit nach Hause und mache für jeden einen Durchschlag.“
„Und was ist, wenn die anderen Klassen auch mitmachen wollen?“, wendet Lena ein.
Die Kinder sehen sich an.
„Wie viele sind wir denn?“,
fragt Marie schließlich.
Robert zuckt mit den Schultern.
„Ungefähr zweihundert“, schätzt er.
„Kein Thema“, meint Till. „Ich mache zweihundertzwanzig Kopien. Vorsichtshalber.“
„Erlauben deine Eltern denn das?“, wundert sich Simon.
„Klar“, meint Till. „Wieso denn nicht? Wenn ich ihnen sage, dass es für die Schule ist?“
„Aber bloß nichts verraten!“, ermahnt Robert ihn. Und dann kommt das Kniffligste.
„Wir brauchen einen Wortführer“, sagt Lena.
„Das kann Robert machen“, meint Marie grinsend.
„Unser Großmaul.“
Simon schüttelt den Kopf.
„Nee“, sagt er. „Wenn Robert das macht,
nehmen die Lehrer es nicht ernst.“
„Das ist doch vollkommen egal“, wirft Till ein. „Hauptsache, wir halten zusammen. Das ist es doch, was Frau Wellich will.“
Lena nickt. „Und genau das kriegt sie jetzt auch.“
Tobi hat die ganze Zeit auf seine Zettel gestarrt. Das Herz klopft ihm bis zum Hals. Eigentlich traut er sich nicht, aber tief in seinem Inneren weiß er, dass er es machen muss. Doch er bekommt den Mund einfach nicht auf.
Und als er am Abend dann im Bett liegt, kriegt er kein Auge zu. Es kribbelt in Tobis
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