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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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antreten und einen solchen Wettbewerb gewinnen können. Bisher hatte das seinen Eltern nichts ausgemacht. Doch jetzt spürte er nur zu deutlich, dass Papa und Mama ganz furchtbar enttäuscht von ihm waren.

    „Tut mir leid“, sagte Fumo.
Seine Stimme klang sehr leise.
„Es tut mir wirklich leid,
dass ihr niemals stolz
auf mich sein werdet.“
Seine Eltern hatten ihre Augen
längst wieder auf das Feuer gerichtet.
Sie hörten gar nicht mehr zu.
Langsam trottete Fumo aus der Höhle.
Draußen schien die Sonne
vom strahlend blauen Himmel herunter.
     
    Sie hatte gut lachen, denn sie hatte ja keine Ahnung, wie es in Fumos Herzen aussah. Missmutig kickte er einen Stein gegen einen Baum. Ach, wenn er doch bloß Feuer spucken lernen könnte! Wenigstens hin und wieder. Zuerst eine Portion Soße und dann eine Portion Feuer. Ja, das wäre doch mal was! Wenn Fumo das könnte, wäre er wirklich jemand Besonderes. Dann würde er Fauchur im nächsten Frühjahr in allen Ehren zum Wettstreit im Gipfelabschmelzen herausfordern, und – Höllenfeuer noch mal! – er würde alles
tun, um ihn zu gewinnen und Papas Augen hinterher voller Stolz funkeln zu sehen.
    Es gab nichts, was Fumo sich sehnlicher wünschte. Doch leider, leider war dieser Wunsch vollkommen unerfüllbar.
    Vor lauter Zorn kickte Fumo noch einen Stein gegen den Baum.

    Buntes Herbstlaub
rieselte raschelnd zu Boden.
Der Stein prallte vom Baum ab
und kullerte ins Tal hinunter.
O je! Fumo fluchte über sich selbst.
Hoffentlich war der Stein
nicht auf Linus’ Kopf gelandet!
Ach was!, dachte Fumo.
Um diese Zeit war Linus
bestimmt noch gar nicht da.
Trotzdem wollte Fumo
lieber nachschauen.

Hohn und Spott und eine Lüge

    Gleich nach dem Frühstück zog Linus sich die festen Lederstiefel und die dicke Joppe an, die Mama für ihn gestrickt und die ihm bereits im letzten Winter gute Dienste geleistet hatte. Die Sonne schien und es wehte nur ein lauer Wind, besonders warm versprach es an diesem herbstlichen Oktobertag allerdings nicht mehr zu werden.
     
    Doch das war Linus ganz egal.
Er freute sich auf den Nachmittag.
Dann würde er zum See laufen
und seinen Drachenfreund Fumo treffen.
Er freute sich auch auf den Winter.
Denn nach dem Winter kam das Frühjahr.
     
    Kurz bevor die Schneeschmelze einsetzte, würde er zusammen mit Fumo in die Berge hinaufklettern, wo das Drachenvolk lebte. Und dort würde er dann zum ersten Mal in seinem Leben beim Gipfelabschmelzen zuschauen. Darauf freute Linus sich schon sehr.

    „Was hast du denn heute vor?“, fragte Mama, die das Frühstücksgeschirr abgespült hatte und nun das Handtuch zum Trocknen nach draußen auf die Wäscheleine hängte.
    „Zuerst werde ich eine Weile mit Hannos und den anderen Dorfkindern spielen“, erwiderte Linus.
    Papa, der gerade dabei war, die Küche auszufegen, hielt einen Augenblick inne und betrachtete Linus mit einem Lächeln. „Das gefällt mir“, sagte er. „Es ist wunderbar, dass ihr euch inzwischen so gut versteht.“
     
    Linus nickte und lächelte ebenfalls.
Papa hatte recht.
Früher war Hannos gar nicht nett
zu ihm gewesen.
Linus war das jüngste Kind im Dorf
und deshalb hatten die anderen
nie mit ihm spielen wollen.
Mittlerweile war das anders.
Seitdem Linus mit Fumo befreundet war,
hatten die Dorfkinder
einen Mordsrespekt vor ihm.

     
    Immer und immer wieder musste er ihnen die Ge – schichte erzählen, wie Fumo vom Berg heruntergekullert und in den See geplumpst war. Darüber konnten die Kinder herzhaft lachen. Und das war auch heute wieder so.
    „Linus! Linus!“, rief Jette, als Linus sich dem Dorfplatz näherte. „Komm schon! Beeil dich!“ Ihre blonden Zöpfe tanzten auf und nieder, als sie auf Linus zugerannt kam. „Wir möchten es noch einmal hören“, sagte Jette atemlos. Sie packte Linus am Handgelenk und zog ihn ungeduldig zu den anderen hinüber.
    Hannos, Wilbur, Freya und Paul hockten auf der Bank unter der Linde, die mitten auf dem Dorfplatz wuchs. „Bitte sehr“, sagte Hannos und machte eine einladende Geste. „Setz dich doch neben mich.“
    Linus’ Herz schlug einen Takt schneller. Eine solche Einladung gab es nicht alle Tage. Meistens thronte Hannos auf der Rückenlehne der Bank und blickte von oben auf die anderen herab. Es war also eine besondere Ehre, dass Linus heute direkt neben ihm sitzen durfte.

    „Hallo“, sagte Linus und ließ sich
langsam auf der Bank nieder.
„Hallo, Kumpel!“, sagte Hannos.
Laut lachend schlug er Linus
auf die Schulter.
„Wie

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