Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf
drang sogar durch seine dicke Joppe hindurch. „Fumo, bitte beeil dich“, murmelte er und schlug fröstelnd die Arme vor seiner Brust übereinander.
Einmal glaubte er, eine Bewegung in dem dunklen Höhlenloch zu bemerken, und machte hoffnungsvoll ein paar Schritte darauf zu. Aber offenbar hatte er sich getäuscht, denn weder Fumo noch seine Eltern kamen heraus.
Ob so eine Drachenhöhle wohl sehr tief in den Berg hineinführte, überlegte Linus. Oder ob Fumo womöglich etwas zugestoßen war? Vielleicht benötigte sein Drachenfreund Hilfe.
Linus fasste sich ein Herz
und ging schnurstracks auf die Höhle zu.
Plötzlich leuchtete direkt vor ihm
in einem Erdloch ein Augenpaar auf.
Vor Schreck sprang Linus zurück.
„Was machst du hier?“,
fragte eine Stimme aus dem Boden
und im nächsten Augenblick zwängte sich ein Drachenmädchen aus dem Erdloch hervor. Es war ein wenig größer als Fumo und beäugte Linus neugierig. „Bist du nicht dieser Menschenfreund aus dem Tal?“, fragte es.
„Ja, der bin ich“, antwortete Linus. „Und du? Bist du Fucha oder Fluxa?“
„ Ich bin Fluxa“, ertönte eine weitere Stimme hinter ihm.
Linus wirbelte herum.
Und da standen sie und glotzten ihn an:
Fluxa, Findor und Fauchur.
„Na, du Mensch“, knurrte Fauchur.
„Was suchst du hier?“
„Ich … äh … Ich warte auf Fumo“,
stammelte Linus.
„So, so“, sagte Fauchur.
In seinen Nüstern züngelten Flammen.
Langsam machte er einen Schritt auf Linus zu und plötzlich schossen die Flammen aus seiner breiten Drachennase hervor. Sie trafen knapp vor Linus’ Füßen auf den Boden.
Linus zuckte zusammen, sprang aber nicht zurück. Er wollte auf keinen Fall Angst zeigen und war selbst ein wenig erstaunt darüber, wie gut ihm das gelang.
„Wo ist denn dein geliebter kleiner Fumo?“, fragte Fauchur höhnisch.
„In seiner Höhle“, entgegnete Linus mit fester Stimme. „Eigentlich müsste er jeden Augenblick mit seinem Vater herauskommen.“
Auf Fauchurs Stirn bildete sich eine steile Falte. „Mit seinem Vater?“, wiederholte er. „Was willst du denn von dem?“
„Ihm einen Vorschlag machen“, preschte Linus mutig voran. „Ich habe nämlich eine Idee, womit ihr die Wettkämpfe im Gipfelabschmelzen während der nächsten sieben Jahre ersetzen könnt.“
„Aha“, sagte Fauchur. „Und womit?“
„Mit anderen Wettkämpfen“,
platzte Linus heraus.
Oje! Hoffentlich war das
nicht zu voreilig gewesen!
Fauchur, Fluxa, Findor und Fucha
starrten ihn an,
als wäre er ein Drache mit sechs Augen
und rosafarbenem Schuppenkleid.
Plötzlich lachte Fauchur los.
„Das ist eine tolle Idee, kleiner Mensch!“, rief er und klatschte sich begeistert auf die Schenkel. „Ab sofort starten wir einen Wettbewerb im Feuerlegen, im Felsbrocken-auf-der-Schwanzspitze-Balancieren und im Um-alle-sieben-Gipfel-Fliegen. Diesen Vorschlag werde ich auf der Stelle meinem Vater unterbreiten. Brodaxur wird begeistert sein.“
Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da tauchten Fumo und sein Vater im Höhleneingang auf.
„Was sagst du da?“, stieß Fumo hervor, dessen grüne Drachenhaut vor Schreck ganz hellblau geworden war. „Ich sage gar nichts“, erwiderte Fauchur herablassend. „Die Idee stammt von deinem kleinen Menschenfreund hier.“ Er zwinkerte Linus zu. „Und ich finde sie ganz hervorragend.“
Linus sank das Herz in die Hose.
Langsam drehte er sich zur Höhle um.
„D-das ist nicht wahr“, stotterte er.
„Ich habe bloß vorgeschlagen, dass ihr ja auch einen anderen Wettkampf machen könntet.“
„Das ist wirklich ein toller Einfall gewesen“, brummte Fumo. Er warf Linus einen feurigen Blick zu und mit einem Schlag kehrte seine tiefgrüne Hautfarbe zurück.
So wütend wie in diesem Moment war er noch nie gewesen. „Los, schwing dich auf meinen Rücken. Ich bringe dich jetzt ins Tal hinunter, damit du rechtzeitig zum Mittagessen wieder zu Hause bist.“
Schuldbewusst trottete Linus auf Fumo zu und kletterte an seinem Zackenkamm hinauf.
„Wahnsinn!“, tönte Fauchur. „Ein echter Drachenreiter. Schade nur, dass dein Vögelchen nicht fliegen kann.“
„Ach, du hast ja keine Ahnung“, rief Linus zornig. „Natürlich kann Fumo fliegen. – Und wie er das kann!“
Fumo traute seinen Ohren nicht.
Wie konnte Linus nur so etwas behaupten!
Und der wollte sein Freund sein?
Pah! – Ein schöner Freund war das!
In seinem Bauch
wurde es ganz heiß vor Wut.
„Halt dich bloß gut
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