Erst ich ein Stueck, dann du
vielleicht auch noch dazu.“
„So ein Spinner“, sagte Mara
und tippte sich an die Stirn.
„Aber er hat recht“, meinte Max.
Er pikste seiner Mutter
den Zeigefinger in die Seite.
„Wie lange müssen wir fahren?“
„Nicht sehr lange“, sagte sie lächelnd.
Eine knappe halbe Stunde später sagte Frau Hasloff:
„So, jetzt könnt ihr langsam eure Sache zusammenpacken. An der nächsten Station müssen wir raus.“
„Ich hab doch gar nichts ausgepackt“, sagte Mara. Sie sah lustlos aus dem Fenster. „Ist ja öde!“, stöhnte sie.
„Was wollen wir hier bloß?“
„Überraschung“, erwiderte Frau Hasloff.
„Ich finde Überraschungen blöde“, sagte Max und klappte sein Matheheft zu. Er hatte die Aufgaben gerade fertig bekommen.
„Seit wann denn das?“, fragte Frau Hasloff erstaunt.
„Seit immer“, brummte Max.
Er schnackte die Schnappverschlüsse seines Ranzens zu und hob ihn auf seinen Rücken. „Muss ich die Tüte immer noch tragen?“
„Ja, bitte“, sagte seine Mutter. „Sie ist ja nicht schwer.“
Max leerte das Orangensafttrinkpack und nickte. „Das schmeiß ich in den Müll“, verkündete er. „Und Maras auch.“
Er griff nach der Saftpackung seiner Schwester, doch die riss sie ihm sofort wieder aus der Hand. „Nee, die sammle ich!“, keifte sie.
„Seit wann?“, brummte Max.
„Seit immer“, fauchte Mara.
„Du bist ja blöd“, sagte Max.
„Du schon immer“, knurrte Mara.
„Und du hast die noch nie gesammelt“,
erwiderte Max.
Das sagte Mara doch jetzt nur, weil sie nicht wollte, dass er ihr Trinkpack in den Müll warf. Und weil sie zwei Jahre älter war, immer alles besser wusste und deshalb auch alles selbst entscheiden wollte.
„Ich finde, du solltest es wegschmeißen“, sagte jetzt auch ihre Mutter. „Das schimmelt innen doch bloß.“
„Nicht wenn ich es gut ausspüle“, erwiderte Mara. Sie hatte sich ihre Jeansjacke übergezogen und den Rucksack geschultert. Unsanft drückte sie Max von seinem Platz runter in den Gang. „Jetzt mach schon!“,
forderte sie ihn auf. „Mama muss noch die Reisetaschen aus der Gepäckablage heben.“
„Lassen Sie nur, das mache ich schon“, bot sich ein Mann an, der in der Reihe hinter ihnen saß.
Er war ungefähr so alt wie Herr Hasloff, hatte aber eine ganz andere Haarfarbe. Außerdem trug er eine Brille und einen Dreitagebart.
„Vielen Dank“, sagte Mara. „Wir können das selbst. Wir brauchen keine Männer.“
„Aha“, meinte der Mann. Grinsend hievte er die große Reisetasche aus der Ablage und legte sie auf den freien Sitz neben ihrer Mutter. Danach wandte er sich Mara zu. „Da kannst du mal sehen, wie verschieden die Menschen sind“, sagte er. „Ich zum Beispiel hätte sehr gerne eine Frau.“
„Das können Sie vergessen“, pflaumte Mara ihn an. „Mama hat nämlich die Nase voll von Männern.“
„Aber Mara!“, rief Frau Hasloff empört.
„Der Herr wollte uns doch nur helfen.“
„Schon gut“, sagte der Mann
und setzte sich wieder auf seinen Platz.
„Bitte entschuldigen Sie“,
sagte Frau Hasloff,
als sie an ihm vorbeigingen.
„Schon gut“, wiederholte er
und zwinkerte ihr zu.
Der Zug rollte in einen Bahnhof ein
und stoppte.
„Mitteldorf“, las Max
von dem großen Schild ab.
„Falsch! Mittelpupsdoof!“, grölte Mara
und verdrehte die Augen.
Philipp
Der Bahnhof von Mitteldorf bestand aus einem Bahnsteig und nur einem einzigen Gleis. Er hatte nicht einmal ein richtiges Empfangsgebäude, sondern nur einen Unterstand, in dem vier Sitzschalen angebracht waren und der Fahrkartenautomat stand.
„Und jetzt?“, fragte Max.
„Was machen wir jetzt?“
„Jetzt rufen wir uns ein Taxi“,
sagte seine Mutter.
„Hahaha!“, fing Mara an zu lachen.
„Ein Taxi in Mittelpupsdoof?
Hahahahaha!“
„Und wohin fahren wir?“, fragte Max und blickte sich um. Auf der einen Seite des Bahnsteigs gab es Häuser und eine Straße, auf der Seite dahinter ein großes freies Feld, auf dem ein paar Kühe weideten.
Frau Hasloff antwortete nicht. Sie hatte die Taschen abgestellt, ihr Handy hervorgeholt und eine Nummer eingetippt.
„Ja, hallo?“, rief sie. „Ich hätte gerne ein Taxi zum Bahnhof von Mitteldorf. Vielen Dank.“Sie klappte das Handy zu. „Kommt sofort“, sagte sie.
„Sofort. Hahaha-Hihihi-Hehehe!“, gickerte Mara.
„Das glaub ich ja im Leben nicht.“
Da bog ein kleiner weißer Opel in die Straße ein.
„Das ist es“, sagte Frau
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